Sonntag, 20. Dezember 2015

Adieu

Es war ein imposanter Abschied vom monatlichen farce vivendi open mic im Spektakel mit der unglaublichen Zahl an 21 Auftretenden (inkl. der beiden ModeratorInnen sogar 23, was somit einen
neuen Rekord bedeutet *)), die dennoch nicht zu einer späteren Endzeit als sonst führten (da die 5-Minuten-Zeitempfehlung weitestgehend eingehalten wurde).

*) Für die HistorikerInnen unter euch: Der bisherige Rekord waren 22 Darbietungen seinerzeit (2008) beim 1-Jahres-Jubiläum des fv open mic in der Feile.

Johann Nepomuk Nestroy als Kopf der Orakelmünze wollte es, dass MELAMAR zum Brechen des Eises schritt. Sie las eine gekürzte Fassung des gemeinsam mit Ilse Kilic verfassten Textes "Es zappelt am Rande der Sprache", in dem es um Kindheitserinnerungen ging, die mit Sprache zu tun haben.

GEORG HARLEKIN, der 2015 kein fv open mic ausließ, durfte mit Startnummer 1 ans Mikro. Er blieb seiner Triptychon-Tradition treu und trug drei Gedichte über Wolken, Dank und die Wurzel des Übels vor.

Klassisch gesanglich wurde es daraufhin mit JING, die kraft ihrer Stimme (und ohne Mikro) die Arie "Lascia ch'io pianga" aus der Feder von Georg Friedrich Händel darbot.

Im Text von THOMAS MAYER erzählt eine Person einer anderen Neuigkeiten über Axel, einen im Bad gestürzten MP3-Player- und Shampoo-Junkie, wobei die wichtigste Information erst gegen Ende folgt.

ANNA SCHREMS betrat mit der Vorwarnung, nun die Stimmung zu "dämpfen" die Bühne und brachte einen im oö. Dialekt verfassten Text mit dem Titel "Weihnachtsessen", in dem es um sehr einsame Weihnachten ging.

NADIA BAHA befasste sich in drei Phasen damit, wie es ist, wenn man die Lebensmittel im Kühlschrank ausschließlich in der Reihenfolge des Haltbarkeitsdatums sortiert und konsumiert.

Um verschiedene Weihnachtsstimmungen ging es im ersten Text von MILENA, dem sie noch zwei weitere (über's Exil auf unserem smaragdblauen Wasserball und den süßlichen Duft an Annas rotem Kleid) folgen ließ.

MARIA SEITZ begann mit einer Jandl-ähnlichen Wortspielerei rund um Lola, ihr zweiter Text war eine Ballade über Liebe und ihre Entwicklung, der letzte handelte von den Gedärmen der Menschheit.

BEATE HELENE REITER (eine von 5 fv-open-mic-Debütantinnen des Abends) brachte eine Hommage an Schritte - kleine Wesen und Begleiter für's Leben. Ein totes Herz stand im Zentrum ihres zweiten Textes.

FRANK OZ sang zuerst ein Lied vom zerrissen sein ("State of the Heart"), auf das ein im rhiz geschriebenes Gedicht über Weihnachten und ein nicht brennendes Feuer (um das man herumsitzt) folgte.

SUSANNE RÖDL las auf Wienerisch aus ihrem Buch. Es ging in dem konsumkritischen Text um Einheitsbrei, Überfluss und eine Nadel im Heuhaufen (bzw. die Frage nach essbaren Verpackungen).

Die erste Hälfte beendete (nicht zum ersten Mal) WOLF MORRISON mit einem (wohl anlassbezogen ausgesuchten) Abschiedslied: Leb wohl, mach's gut, pfiat Gott, Adieu.

Danach wurde pausiert.

ANDI PIANKA brach das Eis der zweiten Hälfte mit einigen Gedichten nostalgischer Natur. Darunter war auch ein französischsprachiges oder auch ein nach dem ersten fv-open-mic-Veranstaltungsort (Feile) betiteltes.

SINA WAGNER (erstmals dabei) folgte mit einer (feministischen) Hommage an Allen Ginsberg: Ich sah die schönsten Mädchen meiner Generation... - ein Text über die Frauen, ihre Körper, ihre Väter und den Moloch Kindheit.

Um die Zahl 5 drehte sich der Auftritt von GERHARD (zum 5. Mal dabei, 5 Minuten, 5 Gedichte). Inhaltlich ging es in den Gedichten um Abschied, den Tod, die Liebe, ein "ich will" und ein Blätterwerk.

VERENA (mit welcher der Autor dieser Zeilen einen Tag später gemeinsam einen Slam moderieren durfte) brachte einen Text über Begegnungen, konkret um die Begegnung mit einem jungen Flüchtling und ihren Umgang miteinander.

MARLIES THUSWALD konnte ihren ersten Gedichtband (der erst am nächsten Tag mit der Post kam) grad knapp nicht präsentieren und trug deswegen als "Plan B" einen Text über Wünsche von Kindern (nach einer schneller laufenden Pendeluhr) vor.

HARRY P fragte sich (und uns), ob Menschen klug seien - dies anhand eines Textes über die (aufgrund von Erfahrungen manchmal sehr wechselnde) Einstellung mancher Menschen zu Flüchtlingen.

Bei NIKOLAUS LUTTENFELDNER begann es auf einmal aus der Zimmerkommode zu sprechen. Doch nein, es war nicht die Kommode, sondern ein Holzwurm, der sich über die Menschheit beklagte.

Wie gewohnt mit Gitarre erschien als nächster Auftretender MIKE HOFER auf der Bühne und gab seinen kurzen englischsprachigen Song "Destination" zum Besten.

"Drei Schritte weiter rauf" (nämlich ebenfalls auf die Bühne) traute sich zum ersten Mal KIRA, die sich in ihrem Text mit der (uns umgebenden und Freiheit gebenden) Stille befasste.

STEFAN PETER brachte in Gedenken an die mehrmals bei uns aufgetretene Angela (siehe Nachbericht vom Oktober-open-mic) sein Lied über die sternenklare Herrgottsliab'.

Schließlich durfte auch THOMAS mit einem (wie immer) nur ein paar Stunden alten Text auf die Bühne. Es ging um eine postnatale U-Bahn-Fahrt (in einer U6-Garnitur, die Schnitzler nicht mehr erlebte) auf dem Weg zu einem Date.

Und somit ging dieses 58. farce vivendi open mic (das 13. im Spektakel) zu Ende.

Wir bedanken uns
a) bei allen Aufgetretenen für ihre Darbietungen
b) beim Publikum für's Interesse an a)
c) beim Spektakel für die Gastfreundschaft
d) bei den uns mit Büchern und Zeitschriften versorgenden Sponsoren (& Radieschen, Feribord, Das fröhliche Wohnzimmer,...)

Dies war der 58. Streich, doch der nächste...
...folgt, wie ihr mittlerweile alle wisst, nicht sogleich.

Wir begeben uns in eine kreative Nachdenkpause, die höchstwahrscheinlich auch 2016 zu einigen (nicht monatlichen) farce-vivendi-Veranstaltungen führen wird (es gibt auch schon konkrete Ideen). Im Zentrum dürfte eher ein neues Format stehen, aber es könnte durchaus auch 1, 2 Abende in einem Open-Mic-Format geben. Infos darüber werden zu gegebener Zeit hier nachzulesen sein bzw. werden auch über unsere Mailinglisten kommuniziert werden.

Bis dahin: Macht es gut und wir sehen uns hoffentlich bei der einen oder anderen Veranstaltung wieder.

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