Mittwoch, 17. Dezember 2014

Eine verbesserte Wirklichkeit als Möglichkeit



Das letzte farce vivendi open mic 2014 bildete quantitativ wie qualitativ einen sehr würdigen Jahresabschluss. Mit 15 Auftretenden (sehr abwechslungsreiche 11 literarische und 4 musikalische Darbietungen) – das eisbrechende Moderationsduo nicht miteingerechnet – gab es die höchste Teilnehmendenzahl seit über zwei Jahren.

Entgegen der ursprünglichen Planung kam als Veranstaltungsort statt des Spektakel kurzfristig doch wieder einmal der Celeste-Jazzkeller an die Reihe.

[Zur Info bezüglich Location: Grundsätzlich sollte es 2015 beim Spektakel bleiben. Im Fall technischer Probleme etc. ist es aber im Notfall sehr praktisch bzw. ein großes Glück, anstatt die Veranstaltung absagen zu müssen, nur zwei Häuser weiter einen (binnen nicht einmal einer Gehminute erreichbaren) Alternativort zur Verfügung zu haben – wenngleich solche technischen Notfälle wie diesmal 2015 wesentlich unwahrscheinlicher werden dürften, da das Spektakel in ein paar Wochen nach langer Pause endlich wieder den Vollbetrieb aufnehmen wird]

Nun aber zum Geschehen dieses letzten fv open mic 2014:


Im Anfang war die geworfene Münze. Sie wies ANDI PIANKA den eisbrechenden Weg zum Mikro. Er „warb“ in seinem kritischen Text (ausgehend vom Zitat eines ehemaligen deutschen Bundespräsidenten bei einem Afrika-Besuch) für die hiesige Gastfreundschaft. Ob der Luxus im 5-Sterne-Kurort Traiskirchen, das temperamentvolle Agieren der Polizei oder der Vorteil des nicht arbeiten Müssens – unserem Gästekonglomerat soll es an nichts mangeln.

Als Startnummer 1 wurde JAZMIN DEL CAMPO gezogen. Einem „Aufwärmtext“, der sich sprachspielerisch mit der Frage „Wer bist du?“ beschäftigte, folgte ein vom „kleinen Ich-bin-Ich“ inspirierter über innere Zwiegespräche. Nein? Ja? Schreib einmal! Und (nach einem  Umdrehen der Seite): „Die Wörter haben auch einen Wortlaut“. Schließlich melden sich auch noch Gehirn, Füße, Popo zu Wort. Im letzten Text ging es dann um das Wollen des Wollens.

Zwar schon bühnenerfahren, aber erstmals beim fv open mic trat (samt Gesang und Gitarre) JULIA SANTINI auf. Ihr Song „Overpower Me“, handelte vom (wieder) alleine sein („Now I’m sitting here again alone“), Sehnsüchten und einem brennenden Feuer: Touch me, give me a fire please! Denn: I’m sick of be sick. Und deswegen: Burn me down! Und anstatt einer gewünschten Zugabe gab es ihre Ankündigung, bald zum fv open mic wiederzukommen.

Auch PAVEL feierte seine fv-open-mic-Premiere. Einem Gedicht über Umkehr und Heimkehr auf grauer See folgte eine dunkle Verführung in zarter Dunkelheit. Im dritten (einem persönlichen) Gedicht legte er seinen Kopf an ihren warmen Busen. Doch nach dem Aufwachen war die Geliebte fort und im Spiegel sah er einen 100jährigen mit Todesmaske. Und um nicht allzu depressiv zu enden, folgte noch ein viertes Gedicht über die Leichtigkeit.

Die Debütanten-Serie setzte XILI fort, der ohne Sinn, mit viel Spaß, nicht ohne Plan verplant ist. Er meinte, Frieden (und nicht Krieg) wäre in jedem, dadurch ließen sich Mauern fallen. Wichtig wäre es, positiv zu formulieren: (auch wenn es nicht am Textblatt stand) Ja! Ja! Ja! Was sonst noch vorkam: Ein Kuli im richtigen Augenblick zum Schreiben, die (wenn Bildung Freiheit ist) Ausbildung als Ausfreiheit und ein Märchen („Es war einmal ein Energiefunke“).

Nicht zum ersten Mal dabei war wALTEREGOn mit Gitarre und zwei Liedern. Das erste handelte vom Loslassen, verbildlicht durch ein Schiff, das seinen Hafen verlässt: Komm, wir fahren raus – um mit den Ungeheuern einen Joint zu rauchen. Das zweite, ein Liebeslied, widmete er dem Christkind. Es ging (Zucker drüber streuend) um den (Beweg)Grund für die Veränderung zwischen früher und jetzt: Weil der Teil, der dich erkennt, in mir noch schlief.

THOMAS MAYER (ausnahmsweise nicht als Erster gezogen) stellte sich in seinem ersten Beitrag den an seiner Tür läutenden Zeugen Jehovas als Gott vor. Warum solle er also mit ihnen über sich nachdenken, wo er doch die Welt erschuf: „Was, ihr zweifelt an mir?“ Im zweiten Text begann der Lurch zu sprechen, worauf der Autor ihn und das Spinnennetz über seinem Bett mit dem Besen wegfegte. Und Text Nr.3 erzählte vom schüchternen neuen Jahr.

Als letzter vor der Pause kam WOLF MORRISON samt Keyboard und dem berühmten Doctor Mouse auf die Bühne. Es wurde weihnachtlich: Zusammen mit seiner ersten Liebe, die ihm (als er 14 war) die Tür im Pyjama öffnete, schmückte er erst den Christbaum, dann hörten sie gemeinsam im Radio Weihnachtslieder. Auf diesen eigenen englischsprachigen Song folgte noch eine Instrumentalversion des Klassikers „Joy to the World“ und dann die Pause...


...nach der es mit dem zweiten Brechen des Eises, also mit MELAMAR weiterging. Auf einen älteren Text mit dem Titel „Wendezeit“, in dem ein von einer Kakerlake heimgesuchter DJ aufgefordert wird, doch mehr Vinyl aufzulegen, folgten viele kurze neue, von denen sie einige eigens zu Bildern des Malers Kan-Boris Kamhi schrieb – u.a. über das Muss des Berufenen, das ihn zum inneren Lachen führt, oder über die Lebendigkeit der Farbe Rot.

Vier Gedichte brachte GERHARD mit: Zeitalter des Herzens (handelte von einer zukünftigen besseren Zeit), Ode an die Traurigkeit („Ich werd dich nicht vermissen (...) Ohne sie lebt man befreiter“), Ich bin gegen (nämlich u.a. gegen nicht hilfreiche Ideale, die verraten werden, gegen Konzerne, Konkurrenz, Kostenwahn, aber für die Unterstützung) sowie Wurm im Sturm (über existenzielle Probleme des Regenwurmes im Schnabel einer Amsel). So wie er...

...war auch ALEPH das erste Mal dabei. An die Existenz knüpfte sie gleich an, nämlich die des Kreises, der sie nicht verneint. Ein sich ausdehnender trostloser Augenblick, in dem das Gewebe zerrissen bleibt, doch das Fleisch wieder warm wird, war Thema ihres zweiten Gedichts. Im dritten verfestigte sich das Gewirr („Der Griff erstreckt sich in die Weiten, die ich nicht ergreifen kann“), bis dann im letzten Text im zeitleeren Raum der Traum zerbrach.

ANGELA setzte sich in einem (von Xavier Naidoo und Curse inspirierten) Text mit der Frage auseinander, ob sie schon Kinder hätte. Das wüsste sie auch gern. Denn sie wurden ihr noch vor deren Zeugung von Wissenschaftlern geraubt und verkauft –> „Jetzt steh ich allein“. Diesem folgte ein Text über ihre Erfahrungen als 7 Tage in der Woche suchender Websingle: Aus 20 und schick wurde 40 und dick. Erkenntnis: Hier gibt’s Singles, die nicht solo sind.

Sechste fv-open-mic-Debütantin des Abends (kommt auch nicht alle Tage vor) war TIA, die überhaupt ihre „allererste Premiere“ auf der Bühne und den kürzesten Auftritt des Abends hatte. Aus ihrer 10-Punkte-Liste mit Dingen, die man im Leben tun sollte, ließ sie das Publikum (vorläufig, aber wir hoffen, sie kommt wieder) nur am ersten teilhaben – ein „I love you“, ergänzt um wichtige Dinge im Leben (z.B.: sharing is gold... make a gift... take care...).

In Glitzer fragte MICHAELA HINTERLEITNER, ob sie politisch oder romantisch werden soll – das Publikum wollte beides. Im politischen Teil ging es um Wachsamkeit: Dem nachspüren, was vorkommt. Die Augen, die trauen ihren Augen nicht.Wir haben nicht genug hingesehen auf das Kommende, das Verkommende. Nach einem würmlerischen Wiedergeburt-Text wurde sie schließlich nicht romantisch: Bitte berühr mich nicht, aber pack mich!

Ein Stammgast auf fv-open-mic-Bühnen ist (ob musikalisch, literarisch oder kabarettistisch) schon seit Jahren STEFAN PETER. Diesmal ging es – passend zur Jahreszeit – um eine  Adventfeier in einem oberösterreichisches Altersheim, zu welcher der Zivi Kekse mit (THC-haltiger) „Spezialwürz’n“ mitbringt, worauf die dort wohnenden älteren Damen (u.a. „die oide Liesl“ oder die Herta) völlig ausflippen. „Selten so einen spasserten Adventdienst erlebt“.

„Endlich“ kam auch GEORG HARLEKIN dran, mit neuen Gedichten (aber, wie üblich, deren drei an der Zahl). Eine verbesserte Wirklichkeit als Möglichkeit mit Reset und Neustart bildete den Anfang. Es folgte die Frage: Wer ist Emo? „Sie!“, war die Antwort, mit ihrem vollen Namen die auf Orgelpfeifen spielende Emotion (Emo = Energie, Motivation, OM). Auch das letzte Gedicht begann mit einer Frage: Was täten wir Männer ohne euch Frauen?

Der Abschluss und Ausklang des Abends war ein musikalischer. RAFAEL spielte ein Lied für seinen kranken Cousin: Tee. Mogst no an Tee trinken? Ganz krank liegt er da auf der Couch. Mit an bisschen an Honig? Schmelzen tut er. Magst a paar Vitamine? Das zweite, improvisierte Lied war dann eines „für die Traudl“, die Sonne in seinem Herzen, mit der er überall hin möchte, sogar ins Theater. Selbst in der legendären REM-Phase sieht er sie.


Nun war es vorbei, das letzte farce vivendi open mic des Jahres 2014. Ein Abend, der nicht nur künstlerisch sehenswert war, sondern auch gleich im praktischen Alltag Georg Harlekins Worte von der verbessserten Wirklichkeit als Möglichkeit umsetzte und eine scheinbar nicht vorhandene Barrierefreiheit für einen Besucher mit vereinten Kräften in eine vorhandene umwandeln konnte.

Ein Dank an dieser Stelle an Das Fröhliche Wohnzimmer, das uns Bücher aus seiner Edition zur Verfügung stellte, von welchen (wie schon im November) alle Auftretenden jeweils eines mit nach Hause nehmen konnten, als zweite Belohnung neben dem üblichen Freigetränk.

Eine kurze Statistik zum Jahresausklang: Bei den 10 fv open mics des Jahres 2014 sahen wir insgesamt 109 Auftritte (also im Schnitt 10,9 pro Abend) von 53 verschiedenen KünstlerInnen (bzw. inklusive des Moderationsduos lauten die diesbezüglichen Zahlen 129 und 55). 


Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir uns am 20. Jänner 2015 wieder. Da dieser Termin aber noch nicht fix bestätigt ist (sollte allerdings innerhalb der nächsten paar Tage passieren), wollen wir ihn auch noch nicht offiziell verkünden. Einfach nach Weihnachten mal wieder in unseren Blog reinschauen bzw. bekommen alle, die auf unseren Mailinglisten stehen, natürlich dann im Jänner die Info auch per Mail. Bis dahin...

...auf ein kreatives 2015!






Mittwoch, 19. November 2014

Im Lichte der Wackelkontaktfreudigkeit



Während zur selben Zeit im Ernst-Happel-Stadion die gegeneinander spielenden österreichischen und brasilianischen Fußballer open air frieren mussten, konnte sich das ein paar Kilometer und Bezirke weiter westlich stattfindende FARCE VIVENDI OPEN MIC glücklich schätzen, sich ein Dach über dem Kopf leisten zu können. Was angesichts des novemberlichen Wetters draußen auch sehr von Vorteil war. Und das ein wenig wackelkontaktfreudige Bühnenlicht konnte dankenswerterweise (siehe weiter unten) gut kompensiert werden.

Es begann – wie immer – mit dem Münzorakel. Dieses (auch wenn es jedes Mal eine andere Münze ist) lässt seit der Übersiedlung vom Celeste ins Spektakel eine klare Vorliebe für MELAMAR als erste Eisbrecherin erkennen. Diese eröffnete in memoriam RAINER TRAMIN (1957-2014, Mitbegründer des Vereins farce vivendi) mit dem Gedicht „Schwarze Aspekte“ des kürzlich verstorbenen Autors. In diesem ging um es um die verschiedenen (u.a. auch politischen) Bedeutungen von schwarz. Dem folgten drei eigene Gedichte melamars über missglückte Liebe, Liebeswissenschaft und die Weiterentwicklungen von Worten.

Wie der Zufall (oder sonst eine Kraft) es so wollte, wurde THOMAS MAYER nun zum dritten(!) Mal in Folge mit der Startnummer 1 gezogen (welche er aber – im Unterschied zu manchen SlammerInnen – durchaus gerne hat). Einem düsteren Text über einen Diplomaten, der um den Frieden zu erhalten, in einem Bordell fündig wird, folgte ein zynischer über einen Tag, an dem nichts passiert und deswegen in den Nachrichten Schreckensmeldungen erfunden werden müssen (mitsamt dem Wetterbericht „Der Himmel ist einsturzgefährdet“) und schließlich einer über seine Katze, die dem Autor Frühstück ans Bett (in Gestalt einer toten Maus) bringt.

Ebenfalls drei Texte (diese Zahl ist bei ihm bereits gute Tradition) gab es von GEORG HARLEKIN zu hören. Zunächst wurde ein weißer Punkt in einer bunten Welt zu einem schwarzen Punkt. Doch rundum erneuert roch er plötzlich wieder Farben und tauchte in eine noch größere bunte Welt ein. Dem folgte als zweites Gedicht ein Schock („Knock, knock, es rockt der Schock) über volksverblödende Gratiszeitungsenten mit einer abschließenden Danksagung an das Buch bzw. an Oscar Wilde. Das dritte Gedicht war ein Cash-Gewäsch über Klarsichtsklassen: Sagt einfach nein!

Wie der Zufall (an den man in so einem Moment gar nicht mehr zu glauben vermag) es so wollte, durften genau jene drei Künstler, deren geäußerte Hoffnung es war, möglichst früh gelost zu werden, auch als erste drei auftreten. Als Nummer 3 WOLF MORRISON, diesmal nach einigen Keyboard-Auftritten bei den letzten open mics wieder mit Gitarre. Im ersten Lied hieß es „Du bist wia a Kaktus in der Wüste, der grad blüht“. Es ging u.a. um Anpassung. Das zweite war von Ludwig Hirsch inspiriert und handelte von einer fiktiven Beziehung mit einer reellen (vergebenen) Frau.

Ebenfalls mit Gitarre kam STEFAN PETER (dem wir übrigens für sein mit- und angebrachtes Lämpchen danken, das angesichts kleiner Probleme mit der Bühnenbeleuchtung eine große Hilfe war) auf die Bühne. Sein Lied „Wie viel Hölle noch?“ war als eine Art melancholischer Kontrast zu seinem (bei einem früheren fv open mic vorgetragenen) Selbstmordberatungssketch gedacht. „Komm, steh auf, Wolken ziehen auf“, während das lyrische Ich des Liedes lieber in Ruhe gelassen werden möchte. Doch es ist nichts verloren – „lerne zu verstehen“.

Wie auch beim parallel laufenden Fußballspiel, so trennte auch beim fv open mic die beiden Hälften eine ca. viertelstündige PAUSE.

Den zweiten Eisbrecher gab ANDI PIANKA. Nach einer kritischen Betrachtung von Laudationes bei literarischen Preisverleihungen (bei denen man manchmal den Eindruck gewinnt, den LaudatorInnen ginge es primär um ihre eigenen „15 minutes of fame“) und einem von einem Einkauf in einem skandinavischen Möbelgeschäft inspirierten Gedicht, bei dem er „fyndig“ wurde, drehte er die Zeit ein Vierteljahrhundert zurück und las aus einem eigenen Schulaufsatz über eine Reise ins ungarische Sopron.

Erstmals mit dabei beim fv open mic war bzw. in der Pause spontan angemeldet hat sich SUSANNE RÖDL mit ihrem Plädoyer für den Wiener Dialekt, das sie in Form von zwei Texten und einem Lied hielt. Im ersten Text ging es um die Suche nach schadstofffreien Plastikflaschen, passenden Schuhbandln oder Kopfhörerkabeln, die sich automatisch aufrollen. Der zweite behandelte den U-Bahn-Alltag (u.a. die Blitzgneißer, die wie angewachsen bei der Tür stehen). Ihren Auftritt beendete sie mit einer von ihr auf wienerisch verfassten Cover-Version des Klassikers „Autumn leaves“ (Da Herbst is da, die Blattln fall’n...).

WOLFGANG E. EIGENSINN las aus seinem mittlerweile vergriffenen Buch „Die Archive des Eigensinns“, nämlich zuerst dessen Vorwort. Dieses handelt vom (unberechenbaren, scheuen, undurchschaubaren) Wesen eines Schriftstellers, welchen dubiose Personen gerne als Haustier oder Hofnarr halten würden. Er frönt dem Exzess, durchstreift Städte & Länder, spricht mit Hunden und ist verdreckt, während dem Journalisten eine Sorgfaltspflicht obliegt. Dem folgte – aus demselben Buch – ein Ausschnitt aus dem Text „Undisputed consequences / eindeutige Auswirkungen“ über die immer ewige letzte Instanz.

Ein Stammgast beim fv open mic ist mittlerweile MIKE HOFER, der, wie es der Zufall so wollte, wie schon im Oktober als (zumindest scheinbar, denn es kam schlussendlich doch ein wenig anders – dazu gleich) letzter Auftretender gezogen wurde. Sich auf seiner Gitarre begleitend, erzählte er, der er „gar nicht ein Beziehungsmodell“ ist, von einer Frau, die er kennt und die Interesse an ihm hat, ihm aber fast nur auf die Nerven geht, da sie’s immer falsch macht und ihm nie zuhört. Es folgte u.a. der Satz „Liebe kann mir auf die Nerven gehen.“

Nachdem bereits die abschließenden Worte der ModeratorInnen gesprochen waren und diese im Begriff waren, die Bühne zu verlassen, stürmte ANGYAL GYULA hinein, der soeben von einem Poetry Slam kam, bei welchem er den dritten Platz belegt hatte, und begehrte, noch auftreten zu dürfen. Das wurde ihm auch gestattet. Sein Text handelte vom Unwissen über die richtige Aussprache des Ortes Leoben (Löben?) und zitierte dieser Stadt berühmtesten Sohn Tschif: „In Löben leben Pöeten“. Wikipedia und seiner eigenen Blödheit vertraue er immer, seine Stadt wäre Szigetszentmiklós (=SSM =sodomischer Sado-Masochist). Loeben? J.Lo – eben!

So ging das dritte fv open mic im Spektakel zu Ende. Diesmal mit pünktlicherem Beginn als die letzten Male – was wir auch in Hinkunft beibehalten möchten. Die nächste diesbezügliche Hinkunft wird der 16. Dezember sein. Und auch wenn die Anmeldung am Auftrittstag vor Ort erfolgt, so gibt es bereits jetzt einige mündliche Auftrittsabsichtsbekundungen. Wir sind schon gespannt, mit welchen Darbietungen wir im Dezember beschenkt werden.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Kläffende Mikros beißen nicht...



(melamar & Andi Pianka)



Wie schon im September gastierte das farce vivendi open mic auch im Oktober wieder im Spektakel (und wird das auch die nächsten Male tun). Einige verspätete Teilnehmende und Zuschauende noch abwartend (an dieser Stelle eine allgemeine Bitte um etwas mehr Berücksichtigung der 20:00-Beginnzeit, wobei es natürlich nach wie vor möglich sein wird, später zu erscheinen, wenn wer wirklich nicht früher da sein kann), ging es nach ca. eineinhalb akademischen Vierteln endlich in medias res.
(se crowd)

(melamar)
Die zum Los-Zwecke in die Höhe geworfene slowenische 1-Euro-Münze (auf deren Rückseite sich nicht etwa ein Urgroßvater der Co-Moderatorin befand, sondern mit Primož Trubar (1508-1586) der Verfasser des ersten slowenischsprachigen Buches, womit ein passender Zusammenhang mit dem fv open mic gegeben wäre) fiel auf Zahl, somit übernahm zum zweiten Mal in Folge (Überraschungen gibt’s!) MELAMAR die Rolle der Eisbrecherin. Sie entwarf ein Manifest für eine Poesie der Befreiung, welches den Keim seiner Umsetzung bereits in sich trägt. Poetik und Poesie sind eins. Poesie ist die Musik der Poeten. Schreiben ist für alle da.

(Andi Pianka, sich auf die Suche nach einer Glücksfee machend & melamar)


(Thomas Mayer)


 Noch überraschendererweise wurde auch bei der Startnummer 1 exakt derselbe Autor gezogen wie schon im September, nämlich THOMAS MAYER. Er las wieder Texte aus seinen beiden (auch am Büchertisch aufgelegten) Gedichtbänden, diesmal drei an der Zahl. Im ersten beendete ein Zahnarzt Bastians Krieg hinter den Wangen, indem er den Übeltäter entfernt, im zweiten (Anm.: wem es gewidmet ist, bleibt an dieser Stelle auf Wunsch des Autors unerwähnt) war ein kläffender Vierbeiner die Hauptfigur und im dritten wurde die Beziehung mit Sabine zur feindseligen Routine.








(Rafael S.)

RAFAEL S., der erstmalig beim fv open mic auftrat, sang, sich dabei auf einer Gitarre begleitend: „Jaja, das Leben“. Er ging so dahin und fragte die gnädige Frau nach der Hamburgerstraße 14 (Anm.: was sich dort befindet, bleibt an dieser Stelle unerwähnt, wurde aber an einer anderen bereits verraten), wo er, nachdem er den Eingang um die Ecke gefunden hatte, sich nach ein paar Bieren fragte: Ist die Kunst Leben oder Leber? Nach der Aufforderung „Lebe lieber ungewöhnlich!“ (mit welcher das Lied ohnehin zu Ende war) revoltierte der Bühnen-Sound ein wenig. Nach einer kurzen Reparaturpause am Tonpult ging es aber schon bald...







(Georg Harlekin)

 ...mit dem fv-open-mic-Routinier und Triptychon-Spezialisten GEORG HARLEKIN weiter. Im Tanz der Worte (so hieß übrigens auch ein literarisch-musikalischer Abend, an dem G.H. einen Tag vorher auf derselben Bühne mitwirkte) rief ein Siebenschläfer „Tanzt! Tanzt! Tanzt!“. Dem folgte eine Notiz, die eine göttliche Pause nach dem irdischen Weg ankündigte. Schwarze Löcher (u.a. jenes in seinem Schuh) spielten da eine wichtige Rolle. Schließlich gab es eine Ode an die Farbe blau zu hören: Jede Wette, eure Träume sind kobaltblau, jede Wette! Und gibt es ein Leben nach blau?
(melamar & Andi Pianka)

(Stefan Peter)



STEFAN PETER versuchte sich daraufhin als Cover-Slammer (an sich möchten wir beim fv open mic eigene Texte hören, aber Ausnahmegenehmigungen sind unter besonderen Umständen durchaus möglich – der Text stammt von einem in der Ö-Slamily und im Cafe Anno nicht gänzlich unbekannten Radieschen-Züchter; mehr zu seiner Identität bleibt an dieser Stelle unerwähnt). Es ging um’s zum Himmel und drei Mal gegen den Wind stinken. „Meine Pickel drücke ich nicht aus, ich drücke mich durch meine Pickel aus“. Sein Parfum heißt Iltis und seine Hornhaut geht auf keine Kuhhaut.

(melamar & das arme Künstlerschwein)

(Wolf Morrison)


Nach einer nochmaligen kurzen kleinen Sound-Störung (es sollte aber glücklicherweise die letzte des Abends bleiben) stellte WOLF MORRISON sich und sein Keyboard auf (und das Moderationsduo den Lesetisch weg). Ein an eine Julia gerichteter Film-/Lovesong aus einem selbst gedrehten Film war das erste Lied. Dann durfte – wie schon letztes Mal im September – als Gaststar mit dem meisten Sex-Appeal wieder Doctor Mouse auf die Bühne. 



Nun war es Zeit für eine PAUSE.


(Andi Pianka)
 Nachdem das Publikum im Bar-Bereich seine letzten halben und allerletzten viertel Zigaretten ausgedämpft hatte und wieder zurückkam, kam ANDI PIANKA als zweiter Eisbrecher auf die Bühne. er versuchte, den Ersten Weltkrieg auf eine für die heutige Jugend möglichst verständliche Sprache zu erklären, nämlich als Event: Österreich-Ungarn hat die Veranstaltung erstellt. Österreich-Ungarn nimmt teil. Deutsches Reich gefällt das. Serbien nimmt teil. Russisches Reich gefällt das. Und so weiter...


(Christian Schreibmüller)

Weiter ging es mit einem wahren fv-open-mic-Urgestein, nämlich dem mutmaßlich bislang häufigsten Teilnehmer, CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER, der über ein älteres Paar dichtete. Sie schimpften sich Schatzerl, Mauserl, Herzerl. Doch: Was is denn jetzt, Oida? Nie hätt i gedacht, dass der so wird. Früher Sex und Rock’n’Roll, heut hat er die Hosen voll. Nur kurz bist jung und ewig alt.




(Elffriede Haass-Ehrenfeld)
Erstmals mit dabei war hingegen ELFRIEDE HAASS-EHRENFELD, die auf’s Mikrophon verzichtete und ihren (Licht-)Text in einer schauspielerischen Performance darbrachte. Sie stellte Fragen („Wo nix is, kann da was sein?“), griff hinaus ins Universum und kam drauf: Es ist die Einsicht! Es sind die Augen! Und als sie stand, wo sie noch nie war, meinte sie: I steh, i steh und bleib. Dies war allerdings nicht als Weigerung gemeint, die Bühne zu verlassen, somit...


(Andrea)
...wurde sogleich die nächste Teilnehmerin gezogen, welche aufgrund ihres Spontanwunsches nach einem Auftritt überhaupt erst einige Minuten vorher ins Los-Sackerl gekommen war, nämlich ANDREA. Sie coverte (ebenfalls Mikro-los, mitsamt spontan ausgeborgter Gitarre) den Song „Strong“ von London Grammar: Excuse me for a while, while I’m wide eyed and so damn caught in the middle. Das sich eine Zugabe wünschende Publikum wurde von ihr auf das nächste fv open mic vertröstet. Also an alle: nächstes Mal wieder kommen...


(Angela)



...so wie ANGELA (laut Selbstbeschreibung „im Leben Proletin, im Geiste Poetin“), die im September das erste Mal dabei war und eben diesmal wieder kam, um dem Rapper Curse eine Fanpost zu schicken: Seit der Arena steh ich auf dich ganz und gar...Curse, du bist mein Lieblingsfluch, legst über Babylon dein Leinentuch! Auch Xavier Naidoo kam am Ende dieser Fanpost vor, ehe dieser ein zweiter Text folgte: Begräbnis – das ist mir zu teuer. Sterben kann ich mir nicht leisten, ich verzichte drauf! Auch zahlreiche Schmerz-Arten fanden darin Erwähnung.







(Mike)
Den Schlusspunkt dieser von den meisten Auftretenden ohne Mikro (aber gut hörbar) gestalteten zweiten Hälfte bildete MIKE. Sein erstes, englischsprachiges Lied nannte er „Chance“. We should choose! Es ging u.a. um „truths & lies“. Dem folgte ein instrumentales “Extro” (Wortschöpfung eines Zuschauers, welcher anschließend zum Thema verstimmte Gitarren auch noch den Satz des Tages “Wir san alle verstimmt!” kreierte). Die Welt is schee, die Richtung ist richtig, hieß es in einem zweiten Lied.
(der Autor dieser Zeilen, ebendiese verfassend)

Trotz einiger kleiner Sound-Pannen und eines recht späten Endes wirkte das Publikum sehr begeistert. Auf der Heimfahrt ließen sich der Autor dieser Zeilen und ein weiterer Auftretender des Abends von einem Nachtbusfahrer noch erklären, wie das mit den elektronischen Minuten-Anzeigen an Haltestellen so funktioniert. An Minuten bis zum nächsten fv open mic verbleiben jedenfalls noch ca. 40.000, wir sehen uns also am 18.November um 20:00 im Spektakel wieder (es darf aber ruhig schon ab 19:30 erschienen werden).















Mittwoch, 15. Oktober 2014

Wieder im Spektakel!

Achtung, wichtige Info: Auch diesmal (21.Oktober) sind wir, wie schon letztes Mal, nicht im Celeste, sondern zwei Häuser weiter im Spektakel (Hamburgerstraße 14)! Alles andere (Beginnzeit etc.) bleibt wie gehabt.

Mittwoch, 17. September 2014

Ein spektakuläres Spektakel im Spektakel



Das letzte (und gleichzeitig einzige) farce vivendi open mic dieses Sommers war auch das erste nach der Sommerpause. Trotz eines sehr kurzfristigen Ortswechsels vom Celeste ins nicht einmal eine Gehminute entfernte Spektakel war es ein überdurchschnittlich gut besuchtes.

Die Münze, die als Orakel zur Bestimmung des einleitenden Eis brechenden Auftritts diente, war diesmal sogar älter als so manche Urgroßeltern des Publikums, sie stammte nämlich aus dem Jahre 1861. Sie fiel auf Kopf, somit musste MELAMAR als Moderatorin von der Bühne, um sogleich samt Textblatt als Autorin wiederzukehren. Sie las einen ganz neuen Text über das Schreiben. Auf philosophische Fragen wie „Wozu schreiben?“ oder „Was ist schreiben?“ folgte eine ebenso philosophische Antwort: „Ich lese, also schreibe ich“. Außerdem meldete sich die innere Spottdrossel zu Wort, worauf eine Katze als Mediatorin einschreiten musste.

Als Startnummer 1 wurde ein fv-open-mic-Neuling gezogen. THOMAS MAYER las je ein Gedicht aus seinen beiden Gedichtbänden („GE-MENSCH-TEN“ und „Phantasönlich“), die auch am Büchertisch auflagen. Im ersten ging es zurück in die Pubertät und das erste Schamhaar: Was wuchs denn da, oh wunderbar, jetzt bin ich richtig männlich. Nur für das alte Herz der streng gläubigen Mutti war das zu viel: Du Ferkel! Auch das zweite Gedicht drehte sich um ein körperbezogenes Thema, nämlich Blähungen: Wind-Verkehr so schwer.

Auf ihn folgte mit MIKE ein schon mehrfacher fv-open-mic-Teilnehmer, der wieder einmal mitsamt Gitarre auf die Bühne kam. Seine instrumentale Darbietung untermalte er hin und wieder mit einzelnen kurzen Sprecheinlagen, die den eigenen Auftritt betrafen und mitkommentierten.

Erstmals mit dabei war ANGELA, die Ehen als vom Aussterben bedroht ansah. Dabei wäre Vermählung ganz einfach: „Ich mailte ihm, schon sind wir vermailt“. Der Text sprang dann thematisch über die Jugend (Kopferbrechen in Mathe und „was andere tragen, war mehr Loch als Stoff“) bis hin zur Politik, für deren Dachschäden es eine Haftpflichtversicherung geben sollte.

Mit STEFAN PETER kam wiederum einer unserer häufigsten Auftretenden an die Reihe. Von ihm gab es zunächst einen Sketch-Dialog zu hören, in dem der AMS-Betreuer den Namen seines Gegenüber nicht aussprechen konnte und deswegen der Meinung war, sich mit ihm in gebrochenem Deutsch unterhalten zu müssen, damit ihn dieser verstehe (die Pointe wird an dieser Stelle nicht verraten). Auch der zweite Dialog betraf das Thema Arbeitssuche, diesmal war es ein Bewerbungsgespräch bei einem Esoterikklub, der einen sensitiven Gärtner suchte.

Musikalisch ging es mit WOLF MORRISON weiter, der neben seinem Keyboard auch noch einen prominenten Stargast auf die Bühne mitbrachte, nämlich Doctor Mouse, den ultimativen „Mr. Sex Appeal“, der in Sachen Sex-Appeal auch sämtliche Hollywood- & Musik-Stars von Brad Pitt über Britney Spears bis Sharon Stone übertraf. Nach diesem englischsprachigen Hit sang er dann in einem deutschsprachiges Lied davon, was es heißt zu leben.

Literarisch und musikalisch beendete wALTEREGOn die erste Hälfte. Er begann mit einem erotischen Liebestext über „Sie und Du und Ich“. Es ging um ansehen, betasten, riechen, fühlen und um vier Zahnreihen, die das zarte Fleisch zerteilen. Und die Bibel hat doch nicht recht – es waren sicher die Erdbeeren! Diesem Text folgte ein Lied über’s Leinen loslassen und Segel setzen. In dieser Stadt warst du doch noch nie zuhaus.

Danach wurde gemütlich pausiert.

Als Eisbrecher der zweiten Hälfte fungierte die zweite Hälfte des Moderationsduos, nämlich ANDI PIANKA. Er ging in seinem Text auf gewisse innenpolitische Ereignisse dieses Sommers ein, nämlich den kafkaesken Prozess gegen einen DÄMON-stranten, der es wagte, gegen den akademisierten WKR-Ball auf die Straße zu gehen. Und als der ihn belastende Polizist den Zeugenstand verließ, fuhr er dann mitsamt Panzer und 1700 KollegInnen zum kollegialen Pizza bestellen.  

GEORG HARLEKIN, derzeit allerregelmäßigster Teilnehmer an unserer Veranstaltung, war in seinem ersten Gedicht mit solcher Freude er selbst. Im zweiten Gedicht ging es um das Wachs auf seinem durchwachsenen Weg: Wachs ist knetbar und polierbar, somit manipulierbar. Im dritten, gesellschaftskritischen, Gedicht, in dem Jungefernscharen zum Liebe und Frieden machen aufrufen, war Gott am Ende irgendwie fad. Schließlich ein viertes, minimalistisches: Ich scherze nicht, ich herze dich.

Der mutmaßliche Rekordhalter an fv-open-mic-Teilnahmen seit Beginn (2007) ist CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER. Er begann mit einem ernsten Text über Papa Tränengas und Mama Handgranate, deren wenigste Feinde schließlich erschießlich sind. Nach Opa Scharfschützgewehr („Granaten sind doch für Katakomben“) melden sich auch noch Kobaltbombe Clementine und Wasserstoffbombe Ruth zu Wort. Es ist alles eine Frage der Dosis. Im zweiten Text sprach der Wirtshausdichter, also der Herr Promillpoet. Da wurde Don Carlos zum Herrn Karl und Gräfin Ebola war keine Seuche zum Tod.

Extra aus Frankreich angereist kam JACQUELINE, die anfangs „très nerveuse“ war, dann aber doch sehr selbstsicher ein französisches Gedicht über das Leben („La vie“) vortrug. Dieses bestand u.a. aus Croissants, Baguettes, Camembert und viel Pastis. L’état c’est moi! Wie der Zufall es so wollte, wurde gleich nach ihr JOPA ausgelost, welcher in völliger Spontaneität dieses französische Gedicht simultan-zeitversetzt ins Deutsche übersetzte: Leben, Leben lang Brot Kipferl. Kam ein Bär. Rosa Rotwein passt schon. Die Azur kotzt.

Der schließlich letzte Auftretende des Abends war dann auch wieder ein schon häufiger Teilnehmer unserer Veranstaltungsreihe, nämlich WOLFGANG E. EIGENSINN. Zuerst forderte er das Publikum auf, bis 64 zu zählen, danach setzte es von ihm Ding Dong („Ist da jemand?“), Ping Pong und (Steve’s Freund, good old mister monster) King Kong. Damit ging nach 11+2 Auftretenden das 45. farce vivendi open mic zu Ende.

Die Premiere im Spektakel war ein sehenswertes Spektakel mit hochqualitativen Darbietungen. Dennoch wird das nächste fv open mic (Di, 21.Oktober) voraussichtlich wieder am üblichen Ort, nämlich zwei Häuser weiter westlich im Celeste stattfinden. Doch vielleicht wird uns in einigen Monaten der Westwind auch wieder ins Spektakel wehen...

Mittwoch, 3. September 2014

Nach der Sommerpause...

...geht es am Di, 16. September weiter (Einlass 19:30, Beginn 20:00). Nach wie vor im Celeste, aber diesmal nicht unten im Keller, sondern oben im Club. Zum nunmehr bereits 25. Mal in der Moderations-Konstellation melamar & Andi Pianka. Kommet zahlreich, selbst wenn ihr zahlarm seid (denn der Eintritt und seine Lehre sind bei uns frei)!

Achtung: Das heutige Open Mic ist kurzfristig ins Spektakel verlegt worden (2 Häuser weiter, Hamburgerstraße 14)!!!

Dienstag, 17. Juni 2014

Ein fv open mic zwischen Bus-Bim-Slam & Fußball-WM



Das 44. FARCE VIVENDI OPEN MIC, welches gleichzeitig das letzte der Saison 2013/14 war, brachte trotz vorangegangenen Bus-Bim-Slam #17, des gleichzeitig stattfindenden Fußball-WM-Spiels Brasilien – Mexiko und eines zum eher draußen sitzen animierenden Wetters eine große Anzahl an auftrittswilligen Menschen. Insgesamt war’s die zweithöchste Teilnehmendenzahl dieser Saison. Doch der Reihe nach...

Wundersamerweise sprach sich die Losmünze diesmal für MELAMAR als erste Eisbrecherin aus. Sie ist neuerdings Mitglied einer (fiktiven und doch höchst realen) Gedanken-Gang, die niemals auf den Gedankenstrich geht.

Und nun wurden statt des Münzwurfs Namenskärtchen gezogen. Als Erste las ADRIANA einen spanischsprachigen Text über die Liebe. MARLIES THUSWALD brachte es auf gar vier Gedichte, die thematisch von Sprache über Mathematik bis hin zu iPoems und Pieptönen reichten. PASCAL OPTIONAL erzählte dann über das Einzelgängertum des Schwertfisches Hermann, der seine gesamte Umgebung auffrißt. WOLF MORRISON erinnerte an die vor ein paar Tagen verstorbene Radiolegende Casey Kasem und sang einen Megagigagaga-Hit, gefolgt von einem Liebeslied. THOMAS brachte erst eine Kirschtragödie und dann einen Mitmachtext mit norwegischem Titel. Als letzter Auftretender vor der Pause ging LEO im Wienerwald spazieren, wo bei einem Gasthaus ein Vogel bzw. Zwutschkerl vom Himmel herunterfiel.

Dann war Pause.

Die zweite Hälfte wurde von ANDI PIANKA als zweitem Eisbrecher eröffnet. Er las u.a. über eine begegnung des Kleinen Prinzen mit einem "Lederjackentypen". Es folgte STEFAN PETER mit seinem Schnitzelkarma, in dem die Schnitzelfeuerpolizei die schnitzelfreien Tage überwacht. LORE MURBACHER begann mit zwei kleinen Weisheiten, ehe sie die Pubertären von heute auf’s Korn nahm. BRENT ORMAN spielte (rein instrumental) erst einen Blues-Song und dann das weltberühmte „Killing me softly“. ANDI LUF trug (passend zur Fußball-WM) einen Text vor, der sich kritisch mit einigen Entwicklungen des Profifußballs befaßte. RHONDA appellierte, Menschen als Individuen zu begreifen und nicht bloß anhand ihres körperlichen Geschlechts. JOHNNY GANGSTER trug kurze Artikel aus einer nicht erscheinenden Zeitschrift vor. Das 44. fv open mic beendete schließlich KURT mit einem Text u.a. über Perspektive und Freiheit sowie dem wohl kürzesten Auftritt des Abends.

Kurz vor 23 Uhr war somit der Auftrittsteil zu Ende. Kurz vor Mitternacht (als ein Teil des Moderationsduos bereits auf dem Heimweg war) erschienen noch zwei Teilnehmer des vorangegangenen Bus-Bim-Slam #17 im irrtümlichen Glauben, das fv open mic würde noch andauern. Auftreten konnten sie nicht mehr, so schauten sie sich im Celeste gemeinsam mit dem Autor dieser Zeilen das mitternächtliche WM-Match Russland – Südkorea an und fuhren dann nach Hause...

So, das war’s für diese Saison. Der diesmal etwas kürzere und etwas verspätet erschienene Nachbericht hat seine Mitursache in den Bus-Bim-Slams, zu denen auch der Autor dieser Zeilen zwei Berichte beisteuerte, die hier nachzulesen und mit Fotos von melamar (sowie deren Helferleins Schreibi und Simon Tomaz) untermalt sind:

Nun machen wir Sommerpause und sehen uns hoffentlich im September wieder!


Dienstag, 20. Mai 2014

Ein genußvoller Abend mit Buffet, Tango Argentino und Gitarreklängen

Trotz harter Konkurrenz (das zum draußen Sitzen animierende Frühsommerwetter einerseits und ein zeitgleich stattfindender kaiserlicher und königlicher Poetry Slam im Weltmuseum andererseits) war das 43. FARCE VIVENDI OPEN MIC gut besucht. Wieder einmal gab es einen bunten Mix aus StammgästInnen und NewcomerInnen zu erleben. Doch der Reihe nach:

Wer vom Moderationsduo per Münzwurf die Rolle des ersten Eisbrechers zugelost bekam, darf der Stammleserschaft dieses Blogs wohl als bekannt vorausgesetzt werden. Natürlich war es – wie so gut wie immer – wieder mal ANDI PIANKA. Er brachte eine mit „Im Wandel der Zeitalter“ betitelte (nicht ganz unpolitische) Hommage an Christoph Ransmayrs Roman „Die letzte Welt“, in der auch weitere mythologische Anspielungen und diverse Songzitate vorkamen.

Die eigentliche Startnummer 1 war dann MIKE. Er und seine Gitarre spielten ein gesangloses, rein instrumentales Musikstück (es sollte nicht das letzte des Abends bleiben), was dem sonst immer brav Mitschrift führenden Autor der fv-open-mic-Nachberichte ein paar gemütliche Minuten des zur Abwechslung mal nicht Mitschreibens von Textzitaten bescherte :-)  Dem Publikum gefiel Mikes Darbietung und es setzte großen Applaus.

Ihm folgte THOMAS – im Unterschied zum April diesmal „nur“ einsprachig unterwegs. In einem mit „Rotweinflecken“ betitelten (Slam-)Text referierte er über Dinge, die er nicht mag – von Siamkatzen und Randalierern über schlechte Überleitungen und seltsame Marienerscheinungen bis hin zum McDonald’s-Salat. „Ich schweife ab – schweife wie ein Komet“ und „so viele Nächte, in jeder Woche circa sieben“ blieben u.a. als prägende Textpassagen hängen, genauso wie eine „sinnlos-sinnliche Sexextase“.

MARLIES THUSWALD (übrigens geladene Teilnehmerin beim Bus-Bim-Slam #19) las zwei Texte. Im ersten ging es um die Lebendigkeit des Lebens und um die Sprache. „Die Händlerin für Lebenszeit verhandelt nicht“. „Sprache ist Musik, die Gezeiten verschiebt“. „Bloß Liebe ist nicht. Liebe liebt.“ Der zweite Text forderte zum Augen aufmachen auf. „Es ist wahr, du bist nicht blind“ und „Alles, was du tust, hat Gewicht“ sowie „Und Schweigen ist auch ein Statement“. Statt eines Gedicht-Endes hieß der letzte Satz: „Wir haben übersehen, daß das Gedicht hier abbricht.“

Wie schon erwähnt, gab es an diesem Abend noch einen zweiten rein instrumentalen Auftritt, diesmal war es Newcomer BRENT mit seiner Gitarre – sogar mit zwei Stücken. Einem „Old fashion lovesong“ folgte „ein langsames Lied“. Auch hier gestaltet sich die Textwiedergabe für den Autor dieser Zeilen relativ schwierig (und für die Notenwiedergabe der Töne fehlt ihm das perfekte musikalische Gehör) ;-)  Es sei allerdings hinzugefügt, daß auch jener Auftritt dem Publikum gefiel.

Der nächste Auftritt gehörte nicht nur der üblichen Pause, sondern einem Überraschungsbuffet (Großer Dank an Valie dafür!). Wer nicht da war, hat also nicht nur großartige Darbietungen, sondern auch kulinarische Genüsse verpaßt.

Die Eisbrecherin der zweiten Hälfte war logischerweise MELAMAR, die in ihrer Muttersprache, nämlich dem Lavanttaler Kärntnerisch (welches oft mit dem Steirischen verwechselt wird), las. „Woas i noch?“, hieß es da öfter. Das Thema war eine Rückschau in die Vergangenheit, als im Wald die Vögel „g’zwutschkert“ und „Würmla geklaubt“ haben. „Woas i noch, wies Brot grochn hot? (...) Wie die Kuh gekälbert hat?“  Der Pfarrer und der Schnaps durften in diesen Erinnerungen ebenfalls nicht fehlen.

Ihr folgte JASMIN (die auch wieder bei einigen Bus-Bim-Slams mit von der Partie sein wird) mit einem aus einer früher verfaßten Einführung und einer später verfaßten Weiterführung bestehenden Text. „Die Welt tickt nicht so, wie du denkst“ und „Der Körper bewegt sich – rund unrund“ hieß es etwa in der Einführung. Die Weiterführung begann mit der Ansicht, daß der berühmte Glas-Gegensatz halbvoll/halbleer längst überholt sei, und zählte im weiteren Verlauf verschiedene „U-Bahn-Typen“ auf. „Pessimisten braucht man ja“. Es ging in der Ein- und Weiterführung um das Leben an sich bzw. das Leben der Autorin im Konkreten.

Der Nächste von einer Glücksfee Gezogene war dann RONNI (der bereits zu „Feile“-Zeiten beim fv open mic mehrmals mit dabei war), für dessen ersten Text ein persönliches botanisches Aha-Erlebnis mit einem sehr großen Löwenzahn auf den Kanarischen Inseln sowie eine Fernsehsendung über die Galapagos-Inseln die Inspirationen waren. „Löwenzahnwald Galapagos, hast mich einiges gelehrt: Puste, Blume!“ Im zweiten Text „sind wir dreisam gesessen“. Liebeskörper, Seelen gespürt und am Ende ein Wiedersehenswunsch.

YVONNE, das erste Mal beim fv open mic, hatte sich noch spontan in der Pause angemeldet. Sie schöpfte, ähnlich wie Ronni, die ca. fünf Minuten nicht vollständig aus und las ein kurzes Spoken-Word-Gedicht, das sich mit ihrer mehrjährigen Beziehung befaßte. „Dieses Nichtsgefühl, schön mit Nichts eingefettet“, „Meine Bittgebete haben nichts gebracht“ und der Erkenntnis am Schluß: „Nichts hat nun mal nichts“. Wir hoffen, Yvonne (und auch alle anderen NewcomerInnen) beim fv open mic demnächst mal wiederzusehen.

VERONICA, ebenfalls erstmals dabei, erhöhte nicht nur die Argentinien-Quote, sondern sang vor allem auch einen Tango, in dem es um Liebe, Traurigkeit und Einsamkeit ging. „Cruel amor, preocupación, nostalgia (...) No poder vivir desde la triste soledad (...) Noche triste sin estrellas, fracasos del amor (...) Hablará de su amor. Triste soledad“. Nachdem sich das Publikum noch eine Zugabe wünschte, folgte ein Lied in der Sprache der Toba, eines indigenen Volkes in Argentinien.

(Danke übrigens an dieser Stelle an Jasmin, die bei Veronicas erstem Lied anstatt des des Spanischen unkundigen Autors dieser Zeilen die Mitschrift übernahm)

BENJAMIN SCHWEJDA stieß zuallererst versehentlich eine Gitarre um und nützte die Gelegenheit gleich spontan für ein instrumentales Intro. Dem folgte die Begrüßung: „Guten Abend, Cheers!“ Und war damit bereits im ersten Text mittendrin, in dem es u.a. hieß: „I drink like a rider“. Der zweite Text handelte von virtueller Kommunikation. „Get up, stand up, look up! (...) Hauptsache, Kommunikation“. Schließlich im dritten Text „Sie lud mich ein und ich kam mit“. Benjamins Wunsch, die Texte mittels unterschiedlicher Applausstärke untereinander zu bewerten, dürfte wohl zu einer Art Ex-aequo-Sieg aller drei geführt haben.

Den Abend beendete unser treuester Stammgast der letzten Zeit (seit Juni 2013 ausnahmslos bei jedem fv open mic dabei gewesen), nämlich GEORG HARLEKIN, wieder mit Kurzgedichten (diesmal entgegen seiner Tradition nicht 3, sondern gar 4 an der Zahl). Um den Erdbeermund ging es in den ersten beiden (im ersten mit dem Geruch von Mandelhonig und Olivenöl, im zweiten mit dem Apfel kombiniert). Das dritte Gedicht: „Erstaunlich, Mensch, du bist so endlich!“ Und im vierten war das Karussell des Lebens das Thema. „Reset: Zurück zum Ursprung“ (Georg Harlekin wird übrigens auch beim Bus-Bim-Slam #22 als geladener Teilnehmer mit dabei sein).

Danach folgte noch gemütliches Plaudern, Trinken etc.

[Anmerkung in eigener Sache: Die Orthographie der zitierten Textpassagen entspricht dem Gefühl des Autors dieser Zeilen und muß nicht immer mit der Original-Orthographie des jeweiligen Textes übereinstimmen. Das bezieht sich nicht nur auf Dialekttexte – siehe melamar – sondern auch z.B. auf des Autors dieser Zeilen Vorliebe für die ss/ß-Schreibung von vor der letzten großen Rechtschreibreform. Anmerkung Ende] ;-)

Wir sehen uns dann im Juni hoffentlich dreifach wieder. Denn neben dem nächsten regulären fv-open-mic-Termin am 17. Juni moderieren MELAMAR und ANDI PIANKA gemeinsam noch 2 der 23 BUS-BIM-SLAMS, nämlich #19 am 19.Juni und #22 am 22.Juni. Bis spätestens dann!

Mittwoch, 16. April 2014

...war's, der (Voll)Mond schien helle...



Vollmond war’s, kalt/regnerisch war’s (draußen), FARCE VIVENDI OPEN MIC war’s (drinnen) und schön war’s wieder mal.

Es begann mit einem Wunder: Die, um die eisbrechende opferlämmerische Person zu ermitteln, geworfene Münze fiel auf Zahl – und das bedeutete in diesem Fall nicht auf den „üblichen Verdächtigen“, sondern auf MELAMAR.  Ihr Text beschäftigte sich mit dem Thema Zorn. Das ist die Wut, die den Reim auf „gut“ loswerden will. Rage, rage against. Fukushima („hinter 1500 Brennstäben bald keine Welt mehr“ – Anm.: Es sollte nicht die letzte Zitierung dieses Rilke-Verses an dem Abend bleiben) oder Frauenunterdrückung waren u.a. Themen, um die es ging. Braucht es nicht ein klein wenig Zorn gegen das Unrecht? Ich atme ein...Ich atme aus...

Startnummer 1 wurde diesmal nicht gelost, sondern auf persönliche Bitte hin vergeben, da GEORG HARLEKIN nachher gleich noch zu einer Osterkonzert-Probe mußte. Zuvor erfreute er uns 1.) mit einem Würfel-Gedicht (Die Zeit im Zeitraffer dahin...Ich bin Georg Harlekin...das spielende Kind in vollendeter Komposition...), in dem u.a. auch die göttliche Nirvanagasse vorkam, in die er sich hineinfallen läßt, 2.) mit einem Ketten-Gedicht, in dem unter all den Ratten eine auftaucht, die fragt: „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?“, sowie 3.) mit einem Danke-Gedicht für’s einfach Sein („Als Stern – das bin ich besonders gern“).

WOLF MORRISON war diesmal für vermutlich längere Zeit das letzte Mal beim fv open mic, da er derzeit berufliche Pläne verfolgt, die sich in nächster Zukunft kaum damit vereinbaren lassen werden. Zu diesem besonderen Abschiedsanlaß war (statt einer Gitarre wie üblich) diesmal ein grooviges Keyboard sein mitgebrachtes Instrument. Er begann mit einem „Klassiker“ von ihm, nämlich einem Lied über seinen unbequemen Kampf gegen die Dummheit in Stadt und Land („I hab an Panzer aus Gußeisen“) und folgte/endete mit dem S.E.X., aus dem „heit leider nix“ wird, na. Denn: „I bin scho total fertig, kaputt, Error – doch machst so an Terror“.

Auf diese beiden „Stammgäste“ des fv open mic folgte ein Debütant, nämlich STEFAN LESSMANN. Laut eigener Aussage unvorbereitet, da vorher im Kino gewesen, präsentierte er uns zuerst eine 1-Satz-Kurzgeschichte über die Rückspultaste und anschließend eine längere Kurzgeschichte namens „No milk today“ über einen gewissen Martin, dem am Bahnhof von einem anderen Mann am Klo ein „Glas Milch“ angeboten wird. Nach Hause zurückgekommen, schläft er vor dem Fernseher ein und träumt von Kindern, Milch, einem Storch, der nach dem ablegen eines Babies verbrennt usw. – bis dann der Wecker läutet...

Nicht nur den kürzesten Namen des Abends, sondern auch den kürzesten Auftritt hatte KURT, die mit ihrem wieder einmal beeindruckenden Lesetempo dem Schreiber dieser Zeilen das Mitschreiben nicht grad leicht macht (wobei der Schreiber dieser Zeilen ja oftmals durchaus ein ähnliches Lesetempo einlegt) ;-)  Es ging in ihrem Text wieder einmal um Fragen, die sich das Ich über sich selber stellt: Das läuft doch eh von selbst...Neben mir...Außer mir...Was läuft durch?...Das bin ich nicht...Bin ich Ich?...Was wichtig ist, bleibt draußen...

Die erste Hälfte beendete noch ein fv-open-mic-Debütant, nämlich KILIAN JÖRG. Anfangs konnte er sich zwischen Prosa und Gedichten nicht so recht entscheiden, fing dann doch mit Prosa an. „À dieu“ hieß der Text. In der Topographie seiner Lebens- und Leidensgeschichte kam u.a. zwischen Insektenhierarchien und Kleedschungel ein Marienkäfer vor. Es war oder (wie man auf französisch sagt:) es machte heute schönes Wetter. Aufgrund einer spontanen Unwillensbekundung des Autors, den Text zu Ende zu lesen, gab es doch noch auch drei (englischsprachige) Gedichte zu hören, u.a. als zweites eines über den „Lizard from the sea“ und die „Unfinished revolution“. Berlin und Zorn bildeten die Themen des ersten und dritten Gedichts.

Pause war’s. Und schön war’s.

ANDI PIANKA begann die zweite Hälfte. Ein politischer Text (erschienen im Radieschen #24) war sein Beitrag. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn wer Mensch ist, glänzt kunterbunt, somit heller als jeder Zynismuszipfel-gipfelige geh-acht-gib-acht-summit. Die Märkte sado, die Menschen maso. (Und, ohne sich mit melamar davor abgesprochen zu haben, gab es zufälligerweise auch in seinem Text eine Zitierung des selben Rilke-Verses – bei ihm in der Version:) Denn uns ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter ihnen keine Welt, keinen Weltrekord, keinen gordischen Knoten...

Es ging weiter mit BENJAMIN, der sogleich Guten Abend sowie Feierabend wünschte und sich in weiterer Folge während des Auftritts seines Sakkos und seiner Krawatte entledigte (gegen Ende hin auch seines weißen Hemdes). In seinem Text kam häufig der Vollmond vor. Der Sommer war Winter – April, April...Ich trank auf euch – und auf die Freiheit...Ikarus wird er nicht sein, denn die Flügel sind nur Schein...Der Mond steht über Wien...morgens im Puff – wieder eine Nacht im Vollmond...ob sie mich beschiß, wissen nur die Sterne...

Die Ersten werden die Letzten sein – dieser Satz trifft’s gut, denn just jene drei AutorInnen, die bereits allesamt vor 19:30 da waren, wurden als die letzten drei gezogen. Den Anfang dieses Trios bildete ein schon seit sehr langer Zeit nicht mehr bei fv open mic dagewesener, nämlich NOAH HUBER. In englischer Sprache brachte er einen Text über Beobachtungen und Erlebnisse – u.a. über Kinder beim Sushi, „The day is drenched“, ein „early arrival“ bei Andy („she smiles finely“) und nochmals Kinder: „Two girls walkin’ alone up the Wienzeile“, wovon die eine (no doubt!) eine „destination“ hatte. Eine kurze Gesangseinlage gab es in dem Text auch.

Zwei Texte gab es von MARLIES THUSWALD zu hören. Den Anfang bildete die (kürzere) „Wir-Statistik“ mit vielen mathematischen Anspielungen („Wir sind die beiden Konstanten in einem Chaos aus Variablen“...“In allen Tabellen korrelieren wir“), dann folgte der längere Text, der allen Menschen gewidmet war, die einen Kopf haben: „Ich habe einen Kopf, also denke, also bin ich“. Doch in der „Sicherheit des Brombeergestrüpps, wo du wartest“ verlor sie dann ihren Kopf. „Also fühle, also bin ich erst recht“. Dann kam aber die nächste Wendung, wo sie wieder einen Kopf hatte – „Also bin ich wieder allein“. Da heißt es nur mehr: „Rennen, rennen, rennen“.

Den Abschluß bildete der dritte fv-open-mic-Debütant des Abends. THOMAS las nicht nur das Gedicht „Molnet“ des schwedischen Dichters Erik Johan Stagnelius („Vad är vårt liv? Ett moln som flyktigt simmar / kring rymderna på Ödets kalla ilar......“), sondern auch seine eigenen Übersetzungen dieses Gedichts ins Litauische, Spanische, Englische und Deutsche. Auf Deutsch heißt das Gedicht „Die Wolke“: Eine Wolke, das ist unser Leben...Der Mond schläft hinter tausend grauen Schatten...Donnerschlag! Damit wurde wohl neuer fv-open-mic-Rekord erzielt: 5 verschiedene Sprachen in ca. 5 Minuten – das hatten wir wohl noch nie.

Schön war’s, qualitätsvoll war’s, gut besucht war’s, Vollmond war’s.

Und wer gedacht hat, nach dem 42.(!) FARCE VIVENDI OPEN MIC wäre die von Douglas Adams gestellte Frage nach „life, the universe and everything“ auf immer und ewig beantwortet, hat sich geirrt. Es sind noch immer viele Fragen offen. Und so sehen wir nicht betroffen den Vorhang zu, sondern uns einander am 20.Mai wieder.



Dienstag, 8. April 2014

LIEBES PUBLIKUM, WIR LIEBEN DICH!


soviel als antwort auf die frage, die - tatsächlich (!) - immer wieder auftaucht, ob man auch zum farce vivendi OPEN MIC kommen dürfe um "nur" zuzuhören...

SELBSTVERSTÄNDLICH IST PUBLIKUM WILLKOMMEN!

KEIN MENSCH WIRD AUF DIE BÜHNE GESCHUPST!

WIR FREUEN UNS ÜBER ALLE, DIE KOMMEN!

wir freuen uns dich / euch / Sie 
am di 15.4. 
um 20:00h 
im CELESTE-JAZZKELLER 
in der hamburgerstraße 18 
in 1050 wien 
begrüßen zu dürfen!


mit poetischen grüßen!

melamar

Mittwoch, 19. März 2014

Literarisch in den Frühling...



Nach dem Farce Vivendi Open Mic Nummer XL (nein, nicht X-Large, sondern die römische Schreibweise von 40) im Februar folgte nun im März (nein, nicht Nr. XXL, sondern) Nr. XLI. Und wie auch schon die letzten Male, so fanden sich auch diesmal wieder einige Personen das allererste Mal ein. Nicht das allererste Mal allerdings führten MELAMAR und ANDI PIANKA durch den Abend.

Auf wen die berühmte Eisbrechermünze diesmal fiel, braucht wohl nicht mehr dazugesagt werden. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung hat ANDI PIANKA nicht wirklich lieb (was in diesem Satz der Nominativ und was der Akkusativ ist, bleibt den werten LeserInnen selbst überlassen). Aus gegebenem Anlaß beschränkte sich dieser auf ein kurzes, bereits älteres Gedicht, welches sich mit dentalen Problemen beschäftigte.

Die eigentliche Startnummer 1 war dann KURT mit einem ebenfalls kürzeren Gedicht mit dem einprägsamen Refrain „Wir kommen, von wo wir waren, und gehen, wohin wir sein wollen“. Es ging darin um das Sein, das Suchen, das Finden und vieles andere mehr. „Unsere Schritte klingen im Takt unserer Herzen“ hieß es an einer Stelle bzw. am Ende „Und du wirst mich finden“.

Einen Teamtext brachten LAURIN & MARTIN. Zuerst ging es an einem feuchtschwülen Sommerabend ins Tortellini Mussolini. Es folgte – ausgehend vom Sanskrit-Wort „Yoni“ – eine Aufzählung von Bezeichnungen weiblicher Primärgenitalien. Dann bekamen wir Auszüge aus 100 lustigen Wegen, ein Herz zu brechen („Das Schicksal hat jemanden bestimmt, zum lokalen Puff Daddy zu werden“), zu hören. Die „Mutter“ kam des öfteren vor und auch das Abführmittel Durolax.

JOPA erzählte vom Brennen der Welt und führte dieses mittels einiger Requisiten vor. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 – wer hat auf die Welt gespieben? Ein Rezept durfte auch diesmal nicht fehlen, dieses war breiig wie ein faschiertes Mensch. Weltwundbrand. Bei der Autorautolyse verdaut der Autor sich selbst. Haben Skepsis mit Sepsis verwechselt. Pulver hier, Pulver da – Gottes Nase schreit: Hurra! Sprach jopa und löschte (blies) daraufhin symbolisch die Welt aus.

In den Kurzgedichten (zehn an der Zahl) von VERA MONTANA ging es viel um Liebe und weniger viel auch um Frankreich – ob mit Monsieur Mistral in Avignon („Toulouse-Lautrec lächelt uns an“) oder in Aix-en-Provence („Kein Korb mit Meeresfrüchten für die betagte Maman“). Oder aber im Bunker eines U-Bootes im zeitlosen Außerfern verloren. Du wirst mich im balkanesken Viertel erreichen – dort wo keiner mehr tanzt. Trage Frühlingsrosen mit mir herum – just so.

Danach fragte sich (und uns) GEORG HARLEKIN im ersten seiner drei Texte, wie viele stille Helden es wirklich gibt. Schaut genau! Noch mehr Griege griegen? Dem ließ er Gedankensplitter folgen, in denen er die Segel setzte, in der Falle saß und Horden von Schafen kamen – und das Wort fiel hinab. Passend zur Jahreszeit das dritte Gedicht: Es ist Frühling. Das Glück war schon immer da – doch schlief es noch.

Frohen Frühling wünschte auch unser fv-open-mic-Debütant BENJAMIN, der London (Big Ben, der fast immer im Regen steht) mehr als Paris mag, stolzer Bayer ist („Die Lederhos’n hat sich bewährt“) sich aber vor allem fragt, worüber er sich mit der Frau, deren Freund er haßt, unterhalten soll („Über CERN und Drogen möcht ich mit dir nicht reden“). Das ist alles eine Frage der Geduld und der Kommunikation.

MARLIES THUSWALD erzählte von der „Generation Y“: Wir sind jung und brauchen kein Geld, sondern das Glück. Ich und du reiten auf einem Handschuh; wir küssen uns in eine Zukunft. Im zweiten Text ging es um den Piepton zwischen Ich-Telefon und Dich-Telefon (bzw.: I-Phone, You-Phone, Piep-Ton): Bin ich nur ich und dafür Viele? Und im letzten hieß es: Du bist wieder Kind, wieder frei vom Geschrei der Masse. Katzen wie Tatzen umeinander gelegt.

CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER stellte daraufhin einen vermutlich neuen Rekord auf: Nicht Minuten, sondern bloß Sekunden, nachdem er im Celeste ankam (entschuldigt durch einen wichtigen Termin zuvor), mußte er schon auf die Bühne. Erst sprach er vom Falschschreiben (Schreyymüller oder Schraubmüller – nur Schreibmüll wollte er sich nicht nennen) und von peinlichen Vorstellungen (Angenehm! Peinlich.). Es folgte ein zweiter Text über den vor der Glotze sitzenden und zappenden Egon, der gleichzeitig mit seiner Frau Herta einen Ehestreit mit bellendem Hund und überkochender Milch führt.

Nachdem die eine Hälfte des Moderationsduos das Alpha des Abends gebildet hatte, machte (aufgrund des Verzichts auf eine Pause und somit auf ein zweites Eisbrechertum) MELAMAR das Omega(tier?). Zuerst mit einer Hommage an den letztes Jahr verstorbenen Rolf Schwendter: Der Dozent als Dissident im Kampf gegen Devianz-Intoleranz. Er kroch in niemandes A****loch. Der zweite Text handelte von Liebe – Sciencia amatoria: Diese Liebe ist nicht blind. Diese Liebe ist ein Versuch, eine Studie. Diese Liebe ist doppelblind, randomisiert, placebogestützt (und wird bloß vom Kind mit eselsgleichem Antlitz hinterfragt).

Ein fv open mic, das sich von den letzten paar deutlich unterschied (erstens durch ein rein literarisches Programm, also diesmal – zufälligerweise – erstmals seit vielen Monaten wieder ohne Musikbeiträge, zweitens durch den Verzicht auf eine Pause und drittens durch ein um ca. eine Stunde früheres Ende), war nun also vorbei. Doch auf XLI folgt XLII, nämlich am 15. April (ein z.B. für Studierende günstiger Termin, da Osterferien und somit keine Lehrveranstaltungen). Es wird übrigens (so wie letzten Dezember) wieder ein fv open mic bei Vollmond sein (nützet die Chance, denn das nächste Zusammentreffen von fv open mic und Vollmond wäre erst – sofern wir terminlich bei den dritten Dienstagen des Monats bleiben – im Februar 2019 zu erwarten).

Dienstag, 4. März 2014

DAS GROSSE FV-QUIZ

So, langsam wird es Zeit, euer Wissen zu überprüfen. Hier wären mal 20 Quizfragen. Wenn ihr sie richtig beantwortet, ergibt sich aus den Buchstaben, die bei den Auswahlmöglichkeiten stehen, etwas sinnvolles ;-)


Frage 1: Wie lautet der Name unserer Veranstaltung?

D) Grand Prix farce vivendi de la poésie
E) farce vivendi Poetry Slam
F) farce vivendi Open Mic
G) farce vivendi Closed Mic

Frage 2: Was bieten wir euch bei unserer Veranstaltung an?

A) Eine offene Bühne
B) Eine offene Rechnung
C) Eine offene Beziehung
D) Eine offene Büchse der Pandora

Frage 3: Wer moderiert unsere Veranstaltung?

P) Werner Faymann & Michael Spindelegger
Q) Mieze Medusa & Yasmin Hafedh
R) melamar & Andi Pianka
S) Gerald Dell’mour & Rafael Wagner

Frage 4: Wie viele Veranstaltungen dieser Reihe hat es bis Februar 2014 gegeben?

B) gar keine
C) 40
D) 365
E) 666

Frage 5: Wann fand unsere Veranstaltung erstmals statt?

B) Am 14. Juli 1789
C) Am 9. November 1989
D) Am 11. September 2001
E) Am 16. Februar 2007

Frage 6: Und wie hieß das Lokal, in dem damals die Premiere stattfand?

T) Die Säge
U) Die Zange
V) Die Feile
W) Die Guillotine

Frage 7: Zwischen diesem ersten Lokal und dem jetzigen folgten einige andere. Welches davon war NICHT darunter?

F) LABfactory
G) Arena Beisl
H) Das Werk
I) Bierstindl

Frage 8: Nun sind wir ja im Celeste gelandet. Wie lautet dessen Adresse?

U) Frankfurterstraße 9
V) Hamburgerstraße 18
W) Debrezinerstraße 27
X) Dürümstraße 36

Frage 9: Wie viel verlangen wir an Eintritt?

D) Eintritt frei, Spenden strengstens verboten
E) Eintritt frei, freiwillige Spenden sehr erwünscht
F) 13 Schilling und 76 Groschen
G) Eintritt in Euro = Alter in Jahren dividiert durch zehn

Frage 10: Wir bitten das Publikum um „Respect the poets!“ – was aber bedeutet das genau?

M) Das Publikum möge mit dem Rücken zur Bühne stehen und den Kopf nach hinten drehen (respectare auf Latein = zurückblicken).
N) Das Publikum möge die Darbietungen in respektvoller Stille (=ohne sich nebenbei zu unterhalten) mitverfolgen und genießen.
O) Das Publikum möge respektieren, daß an unserer Veranstaltung PoetInnen leider nicht teilnehmen dürfen.
P) Das Publikum muß bei Beginn jedes Auftritts ehrfürchtig niederknien.

Frage 11: Wie wird eigentlich die Reihenfolge der Auftritte bestimmt?

B) Es geht nach dem Alphabet.
C) Es geht nach der Sozialversicherungsnummer der Auftretenden (von der kleinsten bis zur größten).
D) Eine menschliche Glücksfee aus dem Publikum darf ein Namenskärtchen ziehen.
E) Ein Tintenfisch im Aquarium (im Stock darüber) bekommt Futterboxen zur Auswahl, die mit den Namen der Auftretenden markiert sind.

Frage 12: Auch das Moderationsduo bestimmt, wer von den beiden die Eisbrecherrolle (bei anderen Veranstaltungen auch „Opferlamm“ genannt) übernimmt. Was wird dabei in die Höhe geworfen, um zu bestimmen, wer es wird?

G) Eine Taube
H) Eine Banknote
I) Eine Münze
J) Confetti

Frage 13: Nun ist Auftrittszeit. Die Dauer muß zwar nicht exakt eingehalten werden, jedoch haben wir eine ungefähre Zeitempfehlung. Die lautet?

N) 4 Minuten 33 Sekunden
O) 5 Minuten
P) 5 Lichtminuten
Q) 86.400 Sekunden

Frage 14: Welche Sprachen erlauben wir euch bei euren Auftritten?

M) Mittelbairische Dialekte (bzw. südbairische nur dann, wenn dabei keine Requisiten verwendet werden)
N) Deutsch, Englisch, Esperanto
O) Sämtliche germanische, romanische, slawische, keltische, baltische und indoiranische Sprachen sowie außerdem noch Albanisch, Armenisch und Griechisch
P) Alle

Frage 15: Sind auch musikalische Beiträge erlaubt?

E) Ja
F) Nur Gesang, keine Instrumente
G) Nur Zwölftonmusik
H) Nur Freestyle-Rap

Frage 16: Was bekommen unsere Auftretenden?

K) 813,99 Euro Gage
L) Eine Vorteilscard
M) Einen Eintrag ins Gästebuch
N) Ein Freigetränk

Frage 17: So, das Quiz nähert sich langsam seinem Ende. Doch wißt ihr überhaupt, wann ihr kommen müßt?

L) An jedem Monatsersten
M) An jedem dritten Dienstag des Monats
N) An jedem letzten Sonntag jener Monate, die nicht durch drei teilbar sind
O) An jedem 29. Februar aller durch vier teilbaren Jahre, jedoch nicht, wenn sie ebenfalls durch hundert teilbar sind, wovon allerdings die durch vierhundert teilbaren nochmals eine Ausnahme bilden, an denen die Veranstaltung dann sehr wohl stattfindet

Frage 18: Allerdings machen wir auch Pause. Wann?

I) Juli & August
J) Juni & Dezember
K) Bei Regen & Schnee
L) In ungeraden Jahren

Frage 19 (die allerschwerste): Es gab am 13. August 2012 einen Poetry Slam, den die eine Hälfte des fv-Moderationsduos mitmoderierte und die andere Hälfte diesen gewonnen hat. In welcher Stadt fand dieses Ereignis statt?

A) Klagenfurt
B) Katowice
C) Scheibbs
D) St. Pölten

Frage 20 (nur damit es eine runde Zahl an Fragen ist, also ohne Auswahlbuchstaben): Und was macht ihr am 18. März?

- Auf den 19. März warten
- Auf Weihnachten warten (sind ja nur noch knapp über 9 Monate)
- Auf den Weltuntergang warten
- Ins Celeste gehen