Samstag, 17. November 2018

SCHLINGENSIEFSCHE RIPPEN- UND BOHNENBEOBACHTUNGEN AGAINST DEN DUNKLEN DROGENZUG (oder: WEIN, MEIN URIN!)

Damit heuer jede Jahreszeit ihr farce vivendi Open Mic bekommt, kamen wir nach Winter, Frühling und Sommer nun auch im Herbst zusammen. Und wie schon zwei Male zuvor, so war auch diesmal der Keller des Cafe Benno der Ort des Geschehens. Durch den Abend geleiteten und (ver)führten – wie üblich – melamar und Andi Pianka.


 

ANDI PIANKA machte aufgrund der traditionellen Münzwurfentscheidung den ersten Eisbrecher. Sein von einem orf.at-Artikel inspirierter Text (mit welchem er im Übrigen am Folgetag den ersten Schönberger Poetry Slam gewann) handelte von 4.300 Shades of politische Grauslichkeiten.






WOLFGANG E. EIGENSINN wurde, da er noch zu einer anderen Veranstaltung musste, ohne Los als Startnummer 1 vorgezogen. In seinem ersten
Text war er ein „alter Sack“ und „geiler Mann“, im zweiten wurde ein Kinderreim zum Dunkelmann: Im Dunkeln ist gut munkeln.


 
NIKI-TA war „voll da“ und kam in den Flow. In ihren im Dialekt gehaltenen Texten ging es u.a. um's „spün mit Text und Textü“. Danach gab es noch einen Text aus ihrer Radieschen-Kolumne, der vom Weinen um die Weinberge, also Wiens grüne Lunge, handelte.

 
NIKOLAUS LUTTENFELDNER las einen über 20 Jahre alten Text, in dem die Ich-Person auf der Heimfahrt von einem Seminar im Zugabteil auf einen
mysteriösen Mitpassagier trifft, der alles über ihn zu wissen scheint. Als dieser verschwindet, ahnt man, wer es gewesen sein könnte...


 
ANGEREICHERT brachte ebenfalls einen Text aus der Ich-Perspektive. Es
graust und graut der Ich-Person vor Abhängigkeiten, die mit der alttestamentarischen Rippe in Zusammenhang stehen. Am Ende stehen „unser Zusammenbruch und meine Auferstehung“.



KLAUS SINOWATZ kam mit Gedichtband und Gedichten eben daraus. Diese behandelten u.a. eine berühmte Schlingensief-Aktion aus dem Jahre 2000, umjeweils einen Buchstaben reduzierte Natur, Saurier, Schamlosigkeiten und Kommentare zu Goethe und Mörike.


Nun wurde für ca. eine Viertelstunde pausiert.


MELAMAR war Eisbrecherin #2. Sie las (nachdem sie ein wenig über die mexikanischen „narcotraficantes“ erzählt hatte) einen kurzen Ausschnitt aus ihrem 2004 erschienenen Roman „Fall in die Nacht“, in dem zur Musik von Janis Joplin ein Heroinschuss vorbereitet wird.



EVELYN HOLLOWAY, die hauptsächlich in Cornwall lebt, wo sie immer wieder auftritt, brachte englischsprachige Gedichte: Ein „Poem against fear“, das viele
Aufforderungen zu einem besseren Leben enthielt, ein „Memory is an ocean without salt“ und eines über eine Künstlerkolonie.


 

CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER folgte mit kleinen
Nebenbeobachtungen zur Literatur. Der erste Text entsprang einer möglichen Doppeldeutung des Satzes „Die Wolken werden dichter“, die beiden folgenden setzen sich kritisch mit dem Verzicht auf Appetit auseinander.






GEORG HARLEKIN hat es mit seinem Gedicht „Der Moment“ in die Anthologie Deutsche Gedichte 2017 geschafft (wir gratulieren herzlichst!). Nach Vortrag
des selbigen ging es in seinen beiden folgenden Gedichten um den pochenden Rhythmus und um die Musik.

 
STEFAN PETER kam mit gereimtem Schleim aus der „Bohnen Zeitung“, der
größten Zeitung des Landes. Ein Dichter, der von dieser Zeitung noch nie etwas gehört hat, soll von deren (den Führer imitierenden) Journalisten Herbert Wicht als Hausdichter engagiert werden.

 
MARIO FERNANDEZ debütierte beim fv Open Mic – und zwar mit einem spanischsprachigen Liebesgedicht, das von einer gemeinsamen Zukunft, einem bedeckten Himmel und einem nicht kommenden Wind handelte. La ciudad es mas fría sin tí.



 
HEIDI WIMMER, ebenfalls das erste Mal bei uns mit dabei, präsentierte sich
mit dem kürzesten Auftritt des Abends. In ihrem Gedicht zeigte sich vom Schmetterling bis zur Haut alles Mögliche.



 
WOLFGANG GLECHNER warnte zunächst vor Kamasutra-Unfällen, ehe er von seinem Handy aus ein Textfragment aus einem unfertigen Roman las, in dem
Walter jetzt 3, 4 oder 5 Berufe hat, u.a. Rotkäppchendarsteller oder Drogentester, der Sportlern beim Urintest Kunstpenisse abnimmt.


Nun waren wir am Ende angelangt und es ging in den geselligen Teil über (wo dann so Manches vergessen wurde, aber das soll an dieser Stelle nicht näher erörtert werden).

Und auch wenn das nächste reguläre fv Open Mic wohl erst im Februar 2019 stattfinden wird, so sehen wir uns hoffentlich noch heuer im Dezember wieder. Es gibt da eine bereits fixierte Lesung am 22.12. und möglicherweise noch eine weitere Veranstaltung, die mit einem Buch in Zusammenhang stehen könnte ;-)

PS: Zum Vergrößern auf die Bilder klicken! Eine größere Anzahl von Fotos gibt es hier:

https://www.facebook.com/melamar/media_set?set=a.10216767779683261&type=3

(Das Album ist öffentlich und somit auch für jene einsehbar, die nicht auf Facebook sind.)

Fotos: Christian Schreibmüller & melamar

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