Dienstag, 20. Mai 2014

Ein genußvoller Abend mit Buffet, Tango Argentino und Gitarreklängen

Trotz harter Konkurrenz (das zum draußen Sitzen animierende Frühsommerwetter einerseits und ein zeitgleich stattfindender kaiserlicher und königlicher Poetry Slam im Weltmuseum andererseits) war das 43. FARCE VIVENDI OPEN MIC gut besucht. Wieder einmal gab es einen bunten Mix aus StammgästInnen und NewcomerInnen zu erleben. Doch der Reihe nach:

Wer vom Moderationsduo per Münzwurf die Rolle des ersten Eisbrechers zugelost bekam, darf der Stammleserschaft dieses Blogs wohl als bekannt vorausgesetzt werden. Natürlich war es – wie so gut wie immer – wieder mal ANDI PIANKA. Er brachte eine mit „Im Wandel der Zeitalter“ betitelte (nicht ganz unpolitische) Hommage an Christoph Ransmayrs Roman „Die letzte Welt“, in der auch weitere mythologische Anspielungen und diverse Songzitate vorkamen.

Die eigentliche Startnummer 1 war dann MIKE. Er und seine Gitarre spielten ein gesangloses, rein instrumentales Musikstück (es sollte nicht das letzte des Abends bleiben), was dem sonst immer brav Mitschrift führenden Autor der fv-open-mic-Nachberichte ein paar gemütliche Minuten des zur Abwechslung mal nicht Mitschreibens von Textzitaten bescherte :-)  Dem Publikum gefiel Mikes Darbietung und es setzte großen Applaus.

Ihm folgte THOMAS – im Unterschied zum April diesmal „nur“ einsprachig unterwegs. In einem mit „Rotweinflecken“ betitelten (Slam-)Text referierte er über Dinge, die er nicht mag – von Siamkatzen und Randalierern über schlechte Überleitungen und seltsame Marienerscheinungen bis hin zum McDonald’s-Salat. „Ich schweife ab – schweife wie ein Komet“ und „so viele Nächte, in jeder Woche circa sieben“ blieben u.a. als prägende Textpassagen hängen, genauso wie eine „sinnlos-sinnliche Sexextase“.

MARLIES THUSWALD (übrigens geladene Teilnehmerin beim Bus-Bim-Slam #19) las zwei Texte. Im ersten ging es um die Lebendigkeit des Lebens und um die Sprache. „Die Händlerin für Lebenszeit verhandelt nicht“. „Sprache ist Musik, die Gezeiten verschiebt“. „Bloß Liebe ist nicht. Liebe liebt.“ Der zweite Text forderte zum Augen aufmachen auf. „Es ist wahr, du bist nicht blind“ und „Alles, was du tust, hat Gewicht“ sowie „Und Schweigen ist auch ein Statement“. Statt eines Gedicht-Endes hieß der letzte Satz: „Wir haben übersehen, daß das Gedicht hier abbricht.“

Wie schon erwähnt, gab es an diesem Abend noch einen zweiten rein instrumentalen Auftritt, diesmal war es Newcomer BRENT mit seiner Gitarre – sogar mit zwei Stücken. Einem „Old fashion lovesong“ folgte „ein langsames Lied“. Auch hier gestaltet sich die Textwiedergabe für den Autor dieser Zeilen relativ schwierig (und für die Notenwiedergabe der Töne fehlt ihm das perfekte musikalische Gehör) ;-)  Es sei allerdings hinzugefügt, daß auch jener Auftritt dem Publikum gefiel.

Der nächste Auftritt gehörte nicht nur der üblichen Pause, sondern einem Überraschungsbuffet (Großer Dank an Valie dafür!). Wer nicht da war, hat also nicht nur großartige Darbietungen, sondern auch kulinarische Genüsse verpaßt.

Die Eisbrecherin der zweiten Hälfte war logischerweise MELAMAR, die in ihrer Muttersprache, nämlich dem Lavanttaler Kärntnerisch (welches oft mit dem Steirischen verwechselt wird), las. „Woas i noch?“, hieß es da öfter. Das Thema war eine Rückschau in die Vergangenheit, als im Wald die Vögel „g’zwutschkert“ und „Würmla geklaubt“ haben. „Woas i noch, wies Brot grochn hot? (...) Wie die Kuh gekälbert hat?“  Der Pfarrer und der Schnaps durften in diesen Erinnerungen ebenfalls nicht fehlen.

Ihr folgte JASMIN (die auch wieder bei einigen Bus-Bim-Slams mit von der Partie sein wird) mit einem aus einer früher verfaßten Einführung und einer später verfaßten Weiterführung bestehenden Text. „Die Welt tickt nicht so, wie du denkst“ und „Der Körper bewegt sich – rund unrund“ hieß es etwa in der Einführung. Die Weiterführung begann mit der Ansicht, daß der berühmte Glas-Gegensatz halbvoll/halbleer längst überholt sei, und zählte im weiteren Verlauf verschiedene „U-Bahn-Typen“ auf. „Pessimisten braucht man ja“. Es ging in der Ein- und Weiterführung um das Leben an sich bzw. das Leben der Autorin im Konkreten.

Der Nächste von einer Glücksfee Gezogene war dann RONNI (der bereits zu „Feile“-Zeiten beim fv open mic mehrmals mit dabei war), für dessen ersten Text ein persönliches botanisches Aha-Erlebnis mit einem sehr großen Löwenzahn auf den Kanarischen Inseln sowie eine Fernsehsendung über die Galapagos-Inseln die Inspirationen waren. „Löwenzahnwald Galapagos, hast mich einiges gelehrt: Puste, Blume!“ Im zweiten Text „sind wir dreisam gesessen“. Liebeskörper, Seelen gespürt und am Ende ein Wiedersehenswunsch.

YVONNE, das erste Mal beim fv open mic, hatte sich noch spontan in der Pause angemeldet. Sie schöpfte, ähnlich wie Ronni, die ca. fünf Minuten nicht vollständig aus und las ein kurzes Spoken-Word-Gedicht, das sich mit ihrer mehrjährigen Beziehung befaßte. „Dieses Nichtsgefühl, schön mit Nichts eingefettet“, „Meine Bittgebete haben nichts gebracht“ und der Erkenntnis am Schluß: „Nichts hat nun mal nichts“. Wir hoffen, Yvonne (und auch alle anderen NewcomerInnen) beim fv open mic demnächst mal wiederzusehen.

VERONICA, ebenfalls erstmals dabei, erhöhte nicht nur die Argentinien-Quote, sondern sang vor allem auch einen Tango, in dem es um Liebe, Traurigkeit und Einsamkeit ging. „Cruel amor, preocupación, nostalgia (...) No poder vivir desde la triste soledad (...) Noche triste sin estrellas, fracasos del amor (...) Hablará de su amor. Triste soledad“. Nachdem sich das Publikum noch eine Zugabe wünschte, folgte ein Lied in der Sprache der Toba, eines indigenen Volkes in Argentinien.

(Danke übrigens an dieser Stelle an Jasmin, die bei Veronicas erstem Lied anstatt des des Spanischen unkundigen Autors dieser Zeilen die Mitschrift übernahm)

BENJAMIN SCHWEJDA stieß zuallererst versehentlich eine Gitarre um und nützte die Gelegenheit gleich spontan für ein instrumentales Intro. Dem folgte die Begrüßung: „Guten Abend, Cheers!“ Und war damit bereits im ersten Text mittendrin, in dem es u.a. hieß: „I drink like a rider“. Der zweite Text handelte von virtueller Kommunikation. „Get up, stand up, look up! (...) Hauptsache, Kommunikation“. Schließlich im dritten Text „Sie lud mich ein und ich kam mit“. Benjamins Wunsch, die Texte mittels unterschiedlicher Applausstärke untereinander zu bewerten, dürfte wohl zu einer Art Ex-aequo-Sieg aller drei geführt haben.

Den Abend beendete unser treuester Stammgast der letzten Zeit (seit Juni 2013 ausnahmslos bei jedem fv open mic dabei gewesen), nämlich GEORG HARLEKIN, wieder mit Kurzgedichten (diesmal entgegen seiner Tradition nicht 3, sondern gar 4 an der Zahl). Um den Erdbeermund ging es in den ersten beiden (im ersten mit dem Geruch von Mandelhonig und Olivenöl, im zweiten mit dem Apfel kombiniert). Das dritte Gedicht: „Erstaunlich, Mensch, du bist so endlich!“ Und im vierten war das Karussell des Lebens das Thema. „Reset: Zurück zum Ursprung“ (Georg Harlekin wird übrigens auch beim Bus-Bim-Slam #22 als geladener Teilnehmer mit dabei sein).

Danach folgte noch gemütliches Plaudern, Trinken etc.

[Anmerkung in eigener Sache: Die Orthographie der zitierten Textpassagen entspricht dem Gefühl des Autors dieser Zeilen und muß nicht immer mit der Original-Orthographie des jeweiligen Textes übereinstimmen. Das bezieht sich nicht nur auf Dialekttexte – siehe melamar – sondern auch z.B. auf des Autors dieser Zeilen Vorliebe für die ss/ß-Schreibung von vor der letzten großen Rechtschreibreform. Anmerkung Ende] ;-)

Wir sehen uns dann im Juni hoffentlich dreifach wieder. Denn neben dem nächsten regulären fv-open-mic-Termin am 17. Juni moderieren MELAMAR und ANDI PIANKA gemeinsam noch 2 der 23 BUS-BIM-SLAMS, nämlich #19 am 19.Juni und #22 am 22.Juni. Bis spätestens dann!