Trotz harter Konkurrenz (das zum draußen Sitzen animierende
Frühsommerwetter einerseits und ein zeitgleich stattfindender kaiserlicher und
königlicher Poetry Slam im Weltmuseum andererseits) war das 43. FARCE
VIVENDI OPEN MIC gut besucht. Wieder einmal gab es einen bunten Mix aus
StammgästInnen und NewcomerInnen zu erleben. Doch der Reihe nach:
Wer vom Moderationsduo per Münzwurf die Rolle des ersten
Eisbrechers zugelost bekam, darf der Stammleserschaft dieses Blogs wohl als
bekannt vorausgesetzt werden. Natürlich war es – wie so gut wie immer – wieder
mal ANDI PIANKA. Er brachte eine mit „Im Wandel der Zeitalter“ betitelte
(nicht ganz unpolitische) Hommage an Christoph Ransmayrs Roman „Die letzte
Welt“, in der auch weitere mythologische Anspielungen und diverse Songzitate
vorkamen.
Die eigentliche Startnummer 1 war dann MIKE. Er und
seine Gitarre spielten ein gesangloses, rein instrumentales Musikstück (es
sollte nicht das letzte des Abends bleiben), was dem sonst immer brav
Mitschrift führenden Autor der fv-open-mic-Nachberichte ein paar gemütliche
Minuten des zur Abwechslung mal nicht Mitschreibens von Textzitaten bescherte
:-) Dem Publikum gefiel Mikes Darbietung
und es setzte großen Applaus.
Ihm folgte THOMAS – im Unterschied zum April diesmal
„nur“ einsprachig unterwegs. In einem mit „Rotweinflecken“ betitelten
(Slam-)Text referierte er über Dinge, die er nicht mag – von Siamkatzen und
Randalierern über schlechte Überleitungen und seltsame Marienerscheinungen bis
hin zum McDonald’s-Salat. „Ich schweife ab – schweife wie ein Komet“ und „so
viele Nächte, in jeder Woche circa sieben“ blieben u.a. als prägende
Textpassagen hängen, genauso wie eine „sinnlos-sinnliche Sexextase“.
MARLIES THUSWALD (übrigens geladene Teilnehmerin beim
Bus-Bim-Slam #19) las zwei Texte. Im ersten ging es um die Lebendigkeit des
Lebens und um die Sprache. „Die Händlerin für Lebenszeit verhandelt nicht“.
„Sprache ist Musik, die Gezeiten verschiebt“. „Bloß Liebe ist nicht. Liebe
liebt.“ Der zweite Text forderte zum Augen aufmachen auf. „Es ist wahr, du bist
nicht blind“ und „Alles, was du tust, hat Gewicht“ sowie „Und Schweigen ist
auch ein Statement“. Statt eines Gedicht-Endes hieß der letzte Satz: „Wir haben
übersehen, daß das Gedicht hier abbricht.“
Wie schon erwähnt, gab es an diesem Abend noch einen zweiten
rein instrumentalen Auftritt, diesmal war es Newcomer BRENT mit seiner
Gitarre – sogar mit zwei Stücken. Einem „Old fashion lovesong“ folgte „ein
langsames Lied“. Auch hier gestaltet sich die Textwiedergabe für den Autor
dieser Zeilen relativ schwierig (und für die Notenwiedergabe der Töne fehlt ihm
das perfekte musikalische Gehör) ;-) Es
sei allerdings hinzugefügt, daß auch jener Auftritt dem Publikum gefiel.
Der nächste Auftritt gehörte nicht nur der üblichen Pause,
sondern einem Überraschungsbuffet (Großer Dank an Valie dafür!). Wer nicht da
war, hat also nicht nur großartige Darbietungen, sondern auch kulinarische
Genüsse verpaßt.
Die Eisbrecherin der zweiten Hälfte war logischerweise MELAMAR,
die in ihrer Muttersprache, nämlich dem Lavanttaler Kärntnerisch (welches oft
mit dem Steirischen verwechselt wird), las. „Woas i noch?“, hieß es da öfter.
Das Thema war eine Rückschau in die Vergangenheit, als im Wald die Vögel
„g’zwutschkert“ und „Würmla geklaubt“ haben. „Woas i noch, wies Brot grochn
hot? (...) Wie die Kuh gekälbert hat?“
Der Pfarrer und der Schnaps durften in diesen Erinnerungen ebenfalls
nicht fehlen.
Ihr folgte JASMIN (die auch wieder bei einigen Bus-Bim-Slams mit von der Partie sein wird) mit einem aus einer früher
verfaßten Einführung und einer später verfaßten Weiterführung bestehenden Text.
„Die Welt tickt nicht so, wie du denkst“ und „Der Körper bewegt sich – rund
unrund“ hieß es etwa in der Einführung. Die Weiterführung begann mit der
Ansicht, daß der berühmte Glas-Gegensatz halbvoll/halbleer längst überholt sei,
und zählte im weiteren Verlauf verschiedene „U-Bahn-Typen“ auf. „Pessimisten
braucht man ja“. Es ging in der Ein- und Weiterführung um das Leben an sich
bzw. das Leben der Autorin im Konkreten.
Der Nächste von einer Glücksfee Gezogene war dann RONNI
(der bereits zu „Feile“-Zeiten beim fv open mic mehrmals mit dabei war), für
dessen ersten Text ein persönliches botanisches Aha-Erlebnis mit einem sehr
großen Löwenzahn auf den Kanarischen Inseln sowie eine Fernsehsendung über die
Galapagos-Inseln die Inspirationen waren. „Löwenzahnwald Galapagos, hast mich
einiges gelehrt: Puste, Blume!“ Im zweiten Text „sind wir dreisam gesessen“.
Liebeskörper, Seelen gespürt und am Ende ein Wiedersehenswunsch.
YVONNE, das erste Mal beim fv open mic, hatte sich
noch spontan in der Pause angemeldet. Sie schöpfte, ähnlich wie Ronni, die ca.
fünf Minuten nicht vollständig aus und las ein kurzes Spoken-Word-Gedicht, das
sich mit ihrer mehrjährigen Beziehung befaßte. „Dieses Nichtsgefühl, schön mit
Nichts eingefettet“, „Meine Bittgebete haben nichts gebracht“ und der
Erkenntnis am Schluß: „Nichts hat nun mal nichts“. Wir hoffen, Yvonne (und auch
alle anderen NewcomerInnen) beim fv open mic demnächst mal wiederzusehen.
VERONICA, ebenfalls erstmals dabei, erhöhte nicht nur
die Argentinien-Quote, sondern sang vor allem auch einen Tango, in dem es um
Liebe, Traurigkeit und Einsamkeit ging. „Cruel amor, preocupación, nostalgia
(...) No poder vivir desde la
triste soledad (...) Noche triste sin estrellas, fracasos del amor (...)
Hablará de su amor. Triste soledad“. Nachdem sich das Publikum noch eine Zugabe
wünschte, folgte ein Lied in der Sprache der Toba, eines indigenen Volkes in
Argentinien.
(Danke übrigens an dieser Stelle an Jasmin, die bei
Veronicas erstem Lied anstatt des des Spanischen unkundigen Autors dieser
Zeilen die Mitschrift übernahm)
BENJAMIN SCHWEJDA stieß zuallererst versehentlich
eine Gitarre um und nützte die Gelegenheit gleich spontan für ein
instrumentales Intro. Dem folgte die Begrüßung: „Guten Abend, Cheers!“ Und war
damit bereits im ersten Text mittendrin, in dem es u.a. hieß: „I drink like a
rider“. Der zweite Text handelte von virtueller Kommunikation. „Get up, stand
up, look up! (...) Hauptsache, Kommunikation“. Schließlich im dritten Text „Sie
lud mich ein und ich kam mit“. Benjamins Wunsch, die Texte mittels
unterschiedlicher Applausstärke untereinander zu bewerten, dürfte wohl zu einer
Art Ex-aequo-Sieg aller drei geführt haben.
Den Abend beendete unser treuester Stammgast der letzten
Zeit (seit Juni 2013 ausnahmslos bei jedem fv open mic dabei gewesen), nämlich GEORG
HARLEKIN, wieder mit Kurzgedichten (diesmal entgegen seiner Tradition nicht
3, sondern gar 4 an der Zahl). Um den Erdbeermund ging es in den ersten beiden
(im ersten mit dem Geruch von Mandelhonig und Olivenöl, im zweiten mit dem
Apfel kombiniert). Das dritte Gedicht: „Erstaunlich, Mensch, du bist so
endlich!“ Und im vierten war das Karussell des Lebens das Thema. „Reset: Zurück
zum Ursprung“ (Georg Harlekin wird übrigens auch beim Bus-Bim-Slam #22 als
geladener Teilnehmer mit dabei sein).
Danach folgte noch gemütliches Plaudern, Trinken etc.
[Anmerkung in eigener Sache: Die Orthographie der zitierten
Textpassagen entspricht dem Gefühl des Autors dieser Zeilen und muß nicht immer
mit der Original-Orthographie des jeweiligen Textes übereinstimmen. Das bezieht
sich nicht nur auf Dialekttexte – siehe melamar – sondern auch z.B. auf des
Autors dieser Zeilen Vorliebe für die ss/ß-Schreibung von vor der letzten
großen Rechtschreibreform. Anmerkung Ende] ;-)
Wir sehen uns dann im Juni hoffentlich dreifach wieder. Denn
neben dem nächsten regulären fv-open-mic-Termin am 17. Juni moderieren MELAMAR
und ANDI PIANKA gemeinsam noch 2 der 23 BUS-BIM-SLAMS, nämlich
#19 am 19.Juni und #22 am 22.Juni. Bis spätestens dann!