Beim 57. farce vivendi open mic waren natürlich u.a.
die jüngsten Ereignisse in Paris eines der Themen, die in den Darbietungen
unserer KünstlerInnen zur Sprache kamen. Und zum bereits vierten Mal in diesem
Jahr erreichten wir die magische Zahl von 16 Acts auf der Bühne.
Voltaire auf der 5-Francs-Losmünze ließ
MELAMAR den
Abend anfangen. Ihre drei Texte (ein ganzfrischer und zwei ältere) nahmen
Bezug auf Facetten des Islamismus in seiner gewalttätigen, verlogenen (z.B.
saudische Doppelmoral) oder auch ganz alltäglichen Gestalt mitten in Wien (wo
es um Beschimpfungen aufgrund von Nicht-Verschleierung ging).
Bei ANDI LUF & MAGDA MAZAL (feat. DEMIAN,
dem bislang wohl jüngsten auf der Bühne befindlichen Menschen in der Geschichte
des fv open mic) spazierten zwei Betonblöcke auf der Donauinsel, wo sie auf einen
dritten Block aus Eis trafen, der aber das Produkt eines Künstlers war („Ich
bin ein Karfunkelstein!“).
FRANK OZ begann mit einem Text über selbsterfüllende
Prophezeiungen, in dem er mit der Macht Schluss machte und geduldig wie ein
Stein war, und setzte musikalisch mit einem Cover fort, nämlich „Bad Moon
Rising“ von Creedence Clearwater Revival.
HARRY P sprach in seinem ersten Text das
selbstverständlich nehmen vieler Unmenschlichkeiten (u.a. gegenüber
Flüchtlingen oder BettlerInnen) an, auch der zweite („Der Lämmergeiereffekt“)
behandelte ein ähnliches Thema – nämlich wie Feindbilder aufgebaut werden.
WOLF MORRISON brachte zwei musikalische Hommagen an
zwei recht unterschiedliche
Künstler: zum einen Neil Young zum 70er (mit dem
Cover von „Rockin’ in the Free World“) und zum anderen ein Instrumentalstück
namens „Mike’s Blues“ bzw. „Jo mei, das wird heit nix“.
CHRISTIAN SCHREIBMÜLLER versuchte mit einem Rätsel
bezüglich des Autors des Originals (das aber niemand erriet) 10 Euro
loszuwerden und brachte seine wienerische Übersetzung von Lawrence
Ferlinghettis „Christ Climbed Down“, wo Christus vom Kreuz o’ghaut is und auf
Wiederempfängnis warten tut.
MILENA (erstmals dabei und ca. 100 km extra angereist)
brachte fünf kurze Gedichte (teils hochdeutsch, teils im Mostviertler Dialekt),
die sich u.a. um Wiens Kaffeehäuser, das eigene Ich und die Gesellschaft
drehten. In Wirklichkeit bin ich ganz anders. Denn die Wahrheit liegt hinter
der Wahrheit. Und der Drache speit über Ostarrichi.
STEFAN LOTTER (zuletzt auf dieser Bühne sehr
erfolgreicher Teilnehmer des 1. WN-Slam) sang mit Gitarre zwei Songs für seine
(mittlerweile Ex-)Freundin: Drum hurch mi an: Es is vorbei. Du kannst mi amal.
Und im zweiten Lied (chronologisch vor dem ersten spielend): Sei doch bitte
afach amal leiwand!
Daraufhin ging es ins Pausieren.
ANDI PIANKA gab nach dieser den Eisbrecher #2. Zum
„International Student’s Day“ und der
Vorstellung der „Bildungsreform“ durch
die Regierung am selben Tag passte für ihn sein „Pisa“-Text sehr gut. Die neue
Mittelschlange und die 90-60-90-Model(l)regionen kamen ebenso vor wie die Pasta
Bolognese an den Unis.
GEORG HARLEKIN, wieder mal im Dreiteiler unterwegs
(textmäßig, nicht kleidungsmäßig) begann mit Bindewerk und Sprechblasen, setze
mit einem aufmerksam machen fort, bis es schließlich Zeit wurde im Land der
Hämmer, zerbrochener Gläser und Schattenwandpersonen mit blaubläulichem
Farbton.
MIKE HOFER („Also was spül ma?“) spielte ein Lied von
2012 mit anderer Melodie. Es ging um’s sich selber Verzeihen und dem Leben
Hoffnung geben, nachdem er den Tod persönlich kennengelernt hat. Es folgte ein
zweites kurzes Lied, zu dem ihm aber, wie er meinte, erst einmal der Text
einfallen müsste.
THOMAS MAYER las einen Text von einer Frau mit
Eleganz. Doch wie ein Gespräch anfangen?
Lieber per Mail. Doch am nächsten Tag zur
Mittagszeit nach ein paar Gläsern Wein (um seine „Schreibblockade Deluxe“
loszuwerden) war seine Liebeserklärung voller Rechtschreibfehler (Liepe, güssen
etc.)
THOMAS’ Text war laut eigener Aussage „wirr“, trug
den Titel „Herbstdepression und Hundebabies“ und bestand aus vielen Wortspielen
(Beirut – bei Ruth), Reimen (Drama-Lama, Hamlet-Omelett), aber auch
Anspielungen auf manche Politiker (Spritzer? Danke, für mich nicht, ich fahr
noch mit dem Aufzug).
LAPIDAR, ein Musiker türkischer Herkunft, der nun zum
dritten Mal beim fv open mic dabei war, spielte zwei englischsprachige Songs, die
vor allem die Liebe zum Thema hatten. Im ersten Lied ging es u.a. um den Atem,
im zweiten u.a. um’s Lächeln.
MARLIES THUSWALD brachte einen Text über einen Trompeter, der Peter hieß und in einer Metropole lebte, in der es eine Metro
und Pole gab. Schon mit 3 Jahren beschloss er, Trompeter zu werden, war aber
dann als Erwachsener einsam. Da lernte er in der Metro Trompetra kennen.
YASSIN, ein Flüchtling aus dem Irak, sorgte für den
quantitativ kürzesten, aber qualitativ dafür umso
beeindruckenderen Auftritt.
Er sang (ganz ohne Instrumentalbegleitung) auf arabisch (der Autor dieser
Zeilen bittet aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse um Verständnis darum, leider
von den Inhalten des Gehörten keine Zusammenfassung anbieten zu können).
NIKOLAUS LUTTENFELDNER, so wie die Auftretenden vor
und nach ihm erstmals dabei, lobpreiste in seinem Text die einfachen Dinge: den
Baum (Linde), dem seine Aufmerksamkeit galt, die Vielzahl an Baumkronen
(Baumkronenkonglomerat), das Eigenleben der Bäume und dass nichts verloren
geht.
MARIA SEITZ erzählte einen Traum von einem sie beherrschenden
Mann („wie Louis quatorze“,
der mit seinen Kumpels Kernspaltungen ausheckt,
auch an Igeln), von dem sie nicht fort kann. Die Frauen dort dürfen ohnehin nur
Bananen essen, das Fleisch ist den Männern vorbehalten. Da kommt der Gedanke
einer Flucht auf.
Und damit war es um das vorläufig vorletzte (klingt grad ein
wenig nach Stabreim oder Alliteration) fv open mic geschehen. Denn wir sehen
uns im Dezember zum bis auf Weiteres letzten Mal! Sag niemals nie, heißt es,
deswegen sprechen wir auch nicht von einem Ende für immer. Sehr wohl aber von
einem vorläufigen Ende, das euch am 15.12. erwartet. Kommet also alle in Scharen
(oder in Schalen...wie es euch halt lieber ist). Also nochmals:
Am 15.Dezember findet das vorläufig letzte farce
vivendi open mic statt!!!