Das 66. farce vivendi Open Mic
fand eher rein zufällig am Valentinstag statt, aber gerade das
führte zu einer bunten thematischen Vielfalt der Beiträge.
Interessanterweise kamen dabei öfters auch Tiere vor. Der Keller des Cafe Benno
war jedenfalls bummvoll – und auch die Zahl der auftretenden Acts war
mit 19 (bzw. mit den beiden EisbrecherInnen gar 21) die dritthöchste
der langjährigen fv-Open-Mic-Geschichte. Durch den Abend führten
wieder einmal melamar und Andi Pianka.
Die traditionelle Losmünze war diesmal
– passend zum Tag – eine dänische 2-Kronen-Münze, auf der auf
beiden Seiten jeweils zwei Herzerl eingraviert sind ;-) Sie
meinte, ANDI PIANKA solle beginnen, was dieser dann mit dem
absurd-dadaistischen Text „Als ich eine Kuh war“ tat.
Startnummer 1 hatte REINHARD
(erstmals bei uns mit dabei), welcher nach Verzehr von 4 kg Zitronen
ganz ohne Fieberlampe, dafür mit Gitarre, zwei Liebeslieder sang und
(mit Publikums-Interaktion) summte.
Ihm folgte THOMAS MAYER
PHANTASÖNLICH mit einem berührenden Erinnerungstext an eine vor
über zehn Jahren tödlich verunglückte Freundin, deren Geheimnis er
nie ergründen konnte.
HEIDI WIMMER war eher für den
ValenTIERstag, wobei ihr Text dann allerdings von der Liebe zu einem
(grauen) Haus handelte. Es kam zu einem Flug durch Raum und Sumpf.
RITA, auch eine
fv-Open-Mic-Debütantin, ist Song-Schamanin. Ihr Krafttier war der
von ihr berittene Drache. So sang sie nicht nur auf Deutsch, sondern
einen Teil des Liedes auf Drachisch.
WOLFGANG E. EIGENSINN brachte
drei Texte. Vom Wechselwinter ging es über eine Punkgöttin bis hin
zu des Künstlers zweifelhaftem Schicksal. Ein weiterer Text war
unauffindbar.
PHILIP stand das allerste Mal
überhaupt auf einer Bühne, was ihm überhaupt nicht anzumerken war.
Sein Text „Stoppschild“ war eine gesellschaftskritische
Abrechnung mit der Welt der Konzerne.
CHRISTIAN „SCHREIBI“
SCHREIBMÜLLER („Ich schau so aus, als hätte es mich schon
immer gegeben“) kam mit einem Text, der mit Gasherden und
Innenministern anfing, um danach viel sexueller zu werden.
THOMAS HINTERHOFERs Geschichte
„Der Steinbock“ machte, wie er sagte, keinen Sinn. Ein Steinbock
wird vom Gejagten zum Jäger des Jägers. Eine Leiche unter Eichen.
Die erste Hälfte beendete MARLIES
THUSWALD mit Kürzesttexten – u.a. mögliche Antworten auf die
„Wie geht's?“-Frage oder auch zwei Mini-Dramen mit Lama und
Beziehungen.
Und nun war es an der Zeit für die
wohlverdiente Pause.
MELAMAR sorgte als Eisbrecherin
#2 für den Wiederbeginn. Ihr Roman „Bukuríe“ ist soeben im
Verlag Wortreich erschienen. Sie las zwei Ausschnitte, darunter einen
mit Bezug zum Kosovo-Krieg.
GEORG HARLEKIN überraschte mit
einem englischsprachigen Gedicht, das teilweise binär gehalten war.
In den anderen (deutschsprachigen) Gedichten ging es u.a. um Würfel,
Musik und Demokratie.
MONA, eine weitere
fv-Open-Mic-Debütantin, erinnerte in ihrem – erst am Nachmittag
entstandenen – Lied an den Flugpionier Otto Lilienthal bzw. die
damit verbundenen Träume ihrer Kindheit.
RÉKA war in ihren Texten nicht
einmal ein Tapir. Sie wollte auch keine Hühnerkeule, sondern lieber
Menschenfleisch. Auch eine Friseuse kam vor. Und politisch („Geht's
noch?“) wurde es auch.
PETER.W. hatte zufälligerweise
auch einen Tapir-Text. Es folgte „In front of here“. Und in seiner „Hanuschplatz“-Kolumne suchte er nach dem
Unterschied zwischen leuchten und glühen. Ein weiteres fv-Debüt.
Bei MICHAELA HINTERLEITNER wurde
in ihrer Prosa viel sabotiert. Ob das Frau Ottilie mit ihrem
Fuchsschwanz war oder der Anwalt, der sich immer auf gewisse
(Gratis-)Zeitungen draufsetzt, um sie zu besetzen.
WOLFGANG GLECHNER las den Dialog
zum Tag, nämlich „Valentinstag“: Ein Mann kommt in eine
Blumenhandlung, um ein Geschenk für seine Braut zu kaufen. Und ist
verwundert, wieso es dort nur Blumen gibt.
TIPHAN kam mit zwei Gedichten,
wovon das erste den Titel „Eh fost gleich“ trug und das andere
auf Dialekt und gesellschaftskritisch die Unterschiede zwischen den
einen und den anderen festmachte.
ALICE REICHMANN schreibt und
spricht sehr gerne mehrstimmig, so auch diesmal. Querschnitt Wien –
ein seltsames Spiel. Boy meets girl. Zum Valentinstag ging es
allerdings um das Erlernen von Selbstbeziehung.
JOPA JOTAKIN gähnte und gähnte
und gähnte (mit einem Loch im Kopf und einem Röntgähnblick). Nicht
so das Publikum, welches trotz später Stunde immer noch aufmerksam
und begeistert seinem Beitrag lauschte.
Den Abend beendete dann STEFAN
PETER, welcher auf sein 15 Jahre altes Kinderlied „Mahlzeit“
eine (auf jüngsten autobiographischen Erlebnissen basierende) ganz
frische Fortsetzung folgen ließ: „Lass die Zähne los“
Ein feiner, langer Abend ging damit zu
Ende. Die beiden ModeratorInnen machten auch mehrere Male auf die
jüngst erschienene farce-vivendi-Anthologie aufmerksam, welche
sowohl bei uns als auch z.B. in der Buchhandlung OrtnerBücher
käuflich erworben werden kann. Immerhin (mitsamt der beiden
EisbrecherInnen) gleich 13 in der Anthologie vertretenen AutorInnen
waren bei diesem Open Mic auf der Bühne zu erleben. Womöglich ein
Rekord für die Ewigkeit. Oder womöglich auch nicht – wer weiß?
;-)
Nächste Termine gibt es auch:
- Für alle Kurzentschlossenen, die
diesen Bericht noch rechtzeitig lesen: Am Mo, 18.2., 19h beehrt
melamar mit ihrer Buchpräsentation den(?)/die(?)/das(?) *) Thalia in
der Mariahilfer Straße:
*) Bezüglich des diesbezüglich zutreffendsten
Artikels scheint es einige Auffassungsunterschiede zu geben ;-)
- Das nächste farce vivendi Open Mic
findet am Mi, 8.Mai wieder im Cafe Benno statt.