Und wieder mal open-micten wir bei Wetterextremen: War es
letztes Mal ein extremes Gewitter, so waren es diesmal um die 34°C im Schatten.
Trotzdem fanden sich Menschen ein – sowohl Auftretende als auch Publikum. Hut
ab vor all jenen, die das 34. farce vivendi open mic sämtlichen Bädern und
anderen Sommergenüssen gegenüber bevorzugt haben (und derer waren gar nicht mal
so wenige).
Die übliche Eisbrecherei brachte (so wie schon auch die
letzten Male auch) wieder einmal ANDI PIANKA als Startnummer 0,00 auf
die Bühne. Diesmal ausnahmsweise kein Slamtext, sondern die Sommergrillparty
von Julia und August, auf der sie statt des Spittelbergs den Wilhelminenberg
besteigen, um rund um die geopferten Grillhendln anstatt der üblichen
Opfertänze den Frankfurter, den Debreziner, den Berner und den Käsekrainer zu
tanzen, während drei Millionen Esel das kronische Kleinformat lesen.
In medias res ging als Erster der sowieso „übliche“
Startnummer-1-Verdächtige (zur Klarstellung: die Reihenfolge wurde wirklich
fair von sämtlichen Glücksfeen gezogen und nicht etwa von den ModeratorInnen
vorbestimmt), nämlich ELWOOD LOUD. Als die Kameras aus waren, hielt er
eine Rede vor dem Hohen Haus, in der er seiner Angst, daß uns die Trotteln
ausgehen, wenn wir das Durchfliegen abschaffen, Ausdruck verleihte. Nach der
maximalen Durchtrottelung verträgt Österreich grad mal 3 intelligente Menschen,
weil man sonst als KHG wegen seiner schönen Haare steuerlich verfolgt wird.
Ihm folgte Neo-Poetry-Slammerin FRANZISKA, die mit
ihrem ersten Text an Sattheit erstickte („Bald schlägst du zu, bald läßt du
nach“). Es folgten die Parallelen zwischen Musik und Schießkunst („Damals waren
wir Pioniere, heute tragen wir Abzeichen (...) Damals waren wir Solisten, heute
sitzen wir im Graben“), bis als letzter Text das irdische Tabernakel kam bzw.
der Sumpf sentimentaler Haßtiraden („Das Bild ist mies, du wartest auf den
Schnitt“).
Bus-Bim-Slam-Neoprofi GEORG HARLEKIN brachte
Sehnsuchtstexte: Erst über die Wurzel des Übels über Schiffbrüchige aus dem
Ozean der Tränen, dann ging die Reise mit der Spitze der Lokomotive (dies Wort
vom Autor wunderbar betont), bis als Letztes das Leben zum Tanz wurde – auch für
den traurigen Narren: Errettet mich! Wohin? Vielleicht fliehen?
Nicht Neo, sondern bereits häufiger Gast ist WOLF
MORRISON. Er und seine Gitarre brachten die Mikros und deren Ständer sehr
ins Schwitzen. Aber obschon er schwitzt, singt er: „I sing fia di a liebes Liebesliad“.
Als Zweites folgte die Liebeserklärung an die Stadt („I leb in ana Idiotenstadt“)
Und nun ward Pause.
Klarerweise eröffnete MELAMAR den zweiten Teil. Sie
ließ das Publikum über Gedichte der Seiten 3 bis 59 abstimmen. Gewählt wurden
die Nummern 8, 22, 30, 21, 5, 7 (erinnert fast schon an die Gewinnzahlen einer
Lottoziehung): Eine fahrende Landschaft mit dem Lächeln des Nebels, ein „you
call me cheap“, der Klassiker „God is the mother of the universe“ (denn „the
west is not the best“), danach drohten Bomben, daraufhin mit Insomnia die
Schlaflosigkeit, bis der Traum des Baumes den Auftritt beendete.
Dialekt-Slam-Experte HARRY P. ließ Gustl und Fanny
sich miteinander unterhalten, wo ein Frühstück machen der größere Wunsch als
ein „Ich liebe Dich“ wäre. Dem folgte ein Reimgedicht über ein schönes Leben,
ehe am Schluß statt eines Hundes auf einmal ein Papagei gekauft wurde. Denn
bellen kann der eh auch.
Neuling CHRISTIAN („Wenn man’s runternimmt, geht’s
auch" – auf’s Mikro bezogen) brachte einige Kurzgedichte. Tom ist groß geworden
und als fragmentierte Seele mag er E gehen, er geht also nach Spanien. Wo alles
global lokalisiert ist, wird auch die Luft privatisiert werden. Der Mond
scheint immer, der Winter ist kalt und Deutschland reißt er das EU aus der
Mitte – als Textterror Ottakring).
Wieder mit dabei: MARLIES THUSWALD. Erst wurden
Fliederschatten zu Fliederküssen. Dann folgte das damalige „einfach“ der
Sandburgen (Die große Welt in Kinderhand: Und jetzt? Der Sand ist verflogen und
die Uhr hat ein Loch). Mit einem Inselglück setzte es allerdings doch ein
Happy-End.
Und kurz bevor es aussah, als wäre dieses Open Mic an dieser
Stelle zu Ende, tauchten im letzten Moment doch noch zwei „Bus-Bim-Menschen“
auf. JASMIN hat die Lieblingszahl 12, dennoch erleidet sie in auf diese
Zahl abgestimmten Jahren Gehirnerschütterungen. 2013 wird alles besser: Ich
spiele zwar Jasmin (1), doch ich könnte sie mit Ratatatatata-Bumm brauchen (2),
denn es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit (3), also befreie Dich
(4)!
Den Abend beendete der wohl häufigste Gast unserer
Veranstaltungsreihe, nämlich CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER. Er las
Gedichte, die vor ungefähr zwei Jahrzehnten erstanden sind – „Canzone triste“
über die Tenöre, die Messerhelden sind, doch „viel zu pünktlich kam der Bus“
(etwas, das wohl kaum jemals beim Bus-Bim-Slams passiert). Die Liebe, die
zwar keine Chance, aber auch keine Fiktion ist, folgte. Im zerwühlten Bett gab
die Hüfte nach – und gezielt wird halt immer wieder auf’s Heazz.
Und damit ist der Abend wieder mal vorbei. Das Farce Vivendi
Open Mic entläßt euch in die Sommerpause. Voraussichtlich am 17.September sehen
wir uns wieder. Aber abgesehen davon hoffentlich morgen (19.6., 19h) bzw. Samstag (22.6., 17h,
U1 Kaisermühlen) beim Bus-Bim-Slam.
Es ist nun ca. 5:55 in der Frühe (Ja, einige von uns waren
noch sehr fortgeh- und trinkwillig). Der Autor dieser Zeilen sieht durch sein
Fenster immer mehr Helligkeit. Und da er heut noch zu schlafen vorhat (da
morgen Bus-Bim-Slam XIX), beendet er hiermit diesen Bericht.
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