Nach dem Farce Vivendi Open Mic Nummer XL (nein, nicht
X-Large, sondern die römische Schreibweise von 40) im Februar folgte nun im
März (nein, nicht Nr. XXL, sondern) Nr. XLI. Und wie auch schon die letzten
Male, so fanden sich auch diesmal wieder einige Personen das allererste Mal
ein. Nicht das allererste Mal allerdings führten MELAMAR und ANDI
PIANKA durch den Abend.
Auf wen die berühmte Eisbrechermünze diesmal fiel, braucht
wohl nicht mehr dazugesagt werden. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung hat ANDI
PIANKA nicht wirklich lieb (was in diesem Satz der Nominativ und was der
Akkusativ ist, bleibt den werten LeserInnen selbst überlassen). Aus gegebenem
Anlaß beschränkte sich dieser auf ein kurzes, bereits älteres Gedicht, welches
sich mit dentalen Problemen beschäftigte.
Die eigentliche Startnummer 1 war dann KURT mit einem
ebenfalls kürzeren Gedicht mit dem einprägsamen Refrain „Wir kommen, von wo wir
waren, und gehen, wohin wir sein wollen“. Es ging darin um das Sein, das
Suchen, das Finden und vieles andere mehr. „Unsere Schritte klingen im Takt
unserer Herzen“ hieß es an einer Stelle bzw. am Ende „Und du wirst mich
finden“.
Einen Teamtext brachten LAURIN & MARTIN. Zuerst
ging es an einem feuchtschwülen Sommerabend ins Tortellini Mussolini. Es folgte
– ausgehend vom Sanskrit-Wort „Yoni“ – eine Aufzählung von Bezeichnungen
weiblicher Primärgenitalien. Dann bekamen wir Auszüge aus 100 lustigen Wegen,
ein Herz zu brechen („Das Schicksal hat jemanden bestimmt, zum lokalen Puff
Daddy zu werden“), zu hören. Die „Mutter“ kam des öfteren vor und auch das
Abführmittel Durolax.
JOPA erzählte vom Brennen der Welt und führte dieses
mittels einiger Requisiten vor. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 – wer hat auf die Welt
gespieben? Ein Rezept durfte auch diesmal nicht fehlen, dieses war breiig wie
ein faschiertes Mensch. Weltwundbrand. Bei der Autorautolyse verdaut der Autor
sich selbst. Haben Skepsis mit Sepsis verwechselt. Pulver hier, Pulver da –
Gottes Nase schreit: Hurra! Sprach jopa und löschte (blies) daraufhin symbolisch
die Welt aus.
In den Kurzgedichten (zehn an der Zahl) von VERA MONTANA
ging es viel um Liebe und weniger viel auch um Frankreich – ob mit Monsieur
Mistral in Avignon („Toulouse-Lautrec lächelt uns an“) oder in Aix-en-Provence
(„Kein Korb mit Meeresfrüchten für die betagte Maman“). Oder aber im Bunker
eines U-Bootes im zeitlosen Außerfern verloren. Du wirst mich im balkanesken
Viertel erreichen – dort wo keiner mehr tanzt. Trage Frühlingsrosen mit mir
herum – just so.
Danach fragte sich (und uns) GEORG HARLEKIN im ersten
seiner drei Texte, wie viele stille Helden es wirklich gibt. Schaut genau! Noch
mehr Griege griegen? Dem ließ er Gedankensplitter folgen, in
denen er die Segel setzte, in der Falle saß und Horden von Schafen kamen – und
das Wort fiel hinab. Passend zur Jahreszeit das dritte Gedicht: Es ist
Frühling. Das Glück war schon immer da – doch schlief es noch.
Frohen Frühling wünschte auch unser fv-open-mic-Debütant BENJAMIN,
der London (Big Ben, der fast immer im Regen steht) mehr als Paris mag, stolzer
Bayer ist („Die Lederhos’n hat sich bewährt“) sich aber vor allem fragt,
worüber er sich mit der Frau, deren Freund er haßt, unterhalten soll („Über
CERN und Drogen möcht ich mit dir nicht reden“). Das ist alles eine Frage der
Geduld und der Kommunikation.
MARLIES THUSWALD erzählte von der „Generation Y“: Wir
sind jung und brauchen kein Geld, sondern das Glück. Ich und du reiten auf
einem Handschuh; wir küssen uns in eine Zukunft. Im zweiten Text ging es um den
Piepton zwischen Ich-Telefon und Dich-Telefon (bzw.: I-Phone, You-Phone,
Piep-Ton): Bin ich nur ich und dafür Viele? Und im letzten hieß es: Du bist
wieder Kind, wieder frei vom Geschrei der Masse. Katzen wie Tatzen umeinander
gelegt.
CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER stellte daraufhin
einen vermutlich neuen Rekord auf: Nicht Minuten, sondern bloß Sekunden,
nachdem er im Celeste ankam (entschuldigt durch einen wichtigen Termin zuvor),
mußte er schon auf die Bühne. Erst sprach er vom Falschschreiben (Schreyymüller
oder Schraubmüller – nur Schreibmüll wollte er sich nicht nennen) und von
peinlichen Vorstellungen (Angenehm! Peinlich.). Es folgte ein zweiter Text über
den vor der Glotze sitzenden und zappenden Egon, der gleichzeitig mit seiner
Frau Herta einen Ehestreit mit bellendem Hund und überkochender Milch führt.
Nachdem die eine Hälfte des Moderationsduos das Alpha des
Abends gebildet hatte, machte (aufgrund des Verzichts auf eine Pause und somit
auf ein zweites Eisbrechertum) MELAMAR das Omega(tier?). Zuerst mit
einer Hommage an den letztes Jahr verstorbenen Rolf Schwendter: Der Dozent als
Dissident im Kampf gegen Devianz-Intoleranz. Er kroch in niemandes A****loch.
Der zweite Text handelte von Liebe – Sciencia amatoria: Diese Liebe ist nicht
blind. Diese Liebe ist ein Versuch, eine Studie. Diese Liebe ist doppelblind,
randomisiert, placebogestützt (und wird bloß vom Kind mit eselsgleichem Antlitz
hinterfragt).
Ein fv open mic, das sich von den letzten paar deutlich
unterschied (erstens durch ein rein literarisches Programm, also diesmal –
zufälligerweise – erstmals seit vielen Monaten wieder ohne Musikbeiträge, zweitens
durch den Verzicht auf eine Pause und drittens durch ein um ca. eine Stunde
früheres Ende), war nun also vorbei. Doch auf XLI folgt XLII, nämlich am 15.
April (ein z.B. für Studierende günstiger Termin, da Osterferien und
somit keine Lehrveranstaltungen). Es wird übrigens (so wie letzten Dezember)
wieder ein fv open mic bei Vollmond sein (nützet die Chance, denn das nächste
Zusammentreffen von fv open mic und Vollmond wäre erst – sofern wir terminlich
bei den dritten Dienstagen des Monats bleiben – im Februar 2019 zu erwarten).
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