Mittwoch, 19. März 2014

Literarisch in den Frühling...



Nach dem Farce Vivendi Open Mic Nummer XL (nein, nicht X-Large, sondern die römische Schreibweise von 40) im Februar folgte nun im März (nein, nicht Nr. XXL, sondern) Nr. XLI. Und wie auch schon die letzten Male, so fanden sich auch diesmal wieder einige Personen das allererste Mal ein. Nicht das allererste Mal allerdings führten MELAMAR und ANDI PIANKA durch den Abend.

Auf wen die berühmte Eisbrechermünze diesmal fiel, braucht wohl nicht mehr dazugesagt werden. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung hat ANDI PIANKA nicht wirklich lieb (was in diesem Satz der Nominativ und was der Akkusativ ist, bleibt den werten LeserInnen selbst überlassen). Aus gegebenem Anlaß beschränkte sich dieser auf ein kurzes, bereits älteres Gedicht, welches sich mit dentalen Problemen beschäftigte.

Die eigentliche Startnummer 1 war dann KURT mit einem ebenfalls kürzeren Gedicht mit dem einprägsamen Refrain „Wir kommen, von wo wir waren, und gehen, wohin wir sein wollen“. Es ging darin um das Sein, das Suchen, das Finden und vieles andere mehr. „Unsere Schritte klingen im Takt unserer Herzen“ hieß es an einer Stelle bzw. am Ende „Und du wirst mich finden“.

Einen Teamtext brachten LAURIN & MARTIN. Zuerst ging es an einem feuchtschwülen Sommerabend ins Tortellini Mussolini. Es folgte – ausgehend vom Sanskrit-Wort „Yoni“ – eine Aufzählung von Bezeichnungen weiblicher Primärgenitalien. Dann bekamen wir Auszüge aus 100 lustigen Wegen, ein Herz zu brechen („Das Schicksal hat jemanden bestimmt, zum lokalen Puff Daddy zu werden“), zu hören. Die „Mutter“ kam des öfteren vor und auch das Abführmittel Durolax.

JOPA erzählte vom Brennen der Welt und führte dieses mittels einiger Requisiten vor. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 – wer hat auf die Welt gespieben? Ein Rezept durfte auch diesmal nicht fehlen, dieses war breiig wie ein faschiertes Mensch. Weltwundbrand. Bei der Autorautolyse verdaut der Autor sich selbst. Haben Skepsis mit Sepsis verwechselt. Pulver hier, Pulver da – Gottes Nase schreit: Hurra! Sprach jopa und löschte (blies) daraufhin symbolisch die Welt aus.

In den Kurzgedichten (zehn an der Zahl) von VERA MONTANA ging es viel um Liebe und weniger viel auch um Frankreich – ob mit Monsieur Mistral in Avignon („Toulouse-Lautrec lächelt uns an“) oder in Aix-en-Provence („Kein Korb mit Meeresfrüchten für die betagte Maman“). Oder aber im Bunker eines U-Bootes im zeitlosen Außerfern verloren. Du wirst mich im balkanesken Viertel erreichen – dort wo keiner mehr tanzt. Trage Frühlingsrosen mit mir herum – just so.

Danach fragte sich (und uns) GEORG HARLEKIN im ersten seiner drei Texte, wie viele stille Helden es wirklich gibt. Schaut genau! Noch mehr Griege griegen? Dem ließ er Gedankensplitter folgen, in denen er die Segel setzte, in der Falle saß und Horden von Schafen kamen – und das Wort fiel hinab. Passend zur Jahreszeit das dritte Gedicht: Es ist Frühling. Das Glück war schon immer da – doch schlief es noch.

Frohen Frühling wünschte auch unser fv-open-mic-Debütant BENJAMIN, der London (Big Ben, der fast immer im Regen steht) mehr als Paris mag, stolzer Bayer ist („Die Lederhos’n hat sich bewährt“) sich aber vor allem fragt, worüber er sich mit der Frau, deren Freund er haßt, unterhalten soll („Über CERN und Drogen möcht ich mit dir nicht reden“). Das ist alles eine Frage der Geduld und der Kommunikation.

MARLIES THUSWALD erzählte von der „Generation Y“: Wir sind jung und brauchen kein Geld, sondern das Glück. Ich und du reiten auf einem Handschuh; wir küssen uns in eine Zukunft. Im zweiten Text ging es um den Piepton zwischen Ich-Telefon und Dich-Telefon (bzw.: I-Phone, You-Phone, Piep-Ton): Bin ich nur ich und dafür Viele? Und im letzten hieß es: Du bist wieder Kind, wieder frei vom Geschrei der Masse. Katzen wie Tatzen umeinander gelegt.

CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER stellte daraufhin einen vermutlich neuen Rekord auf: Nicht Minuten, sondern bloß Sekunden, nachdem er im Celeste ankam (entschuldigt durch einen wichtigen Termin zuvor), mußte er schon auf die Bühne. Erst sprach er vom Falschschreiben (Schreyymüller oder Schraubmüller – nur Schreibmüll wollte er sich nicht nennen) und von peinlichen Vorstellungen (Angenehm! Peinlich.). Es folgte ein zweiter Text über den vor der Glotze sitzenden und zappenden Egon, der gleichzeitig mit seiner Frau Herta einen Ehestreit mit bellendem Hund und überkochender Milch führt.

Nachdem die eine Hälfte des Moderationsduos das Alpha des Abends gebildet hatte, machte (aufgrund des Verzichts auf eine Pause und somit auf ein zweites Eisbrechertum) MELAMAR das Omega(tier?). Zuerst mit einer Hommage an den letztes Jahr verstorbenen Rolf Schwendter: Der Dozent als Dissident im Kampf gegen Devianz-Intoleranz. Er kroch in niemandes A****loch. Der zweite Text handelte von Liebe – Sciencia amatoria: Diese Liebe ist nicht blind. Diese Liebe ist ein Versuch, eine Studie. Diese Liebe ist doppelblind, randomisiert, placebogestützt (und wird bloß vom Kind mit eselsgleichem Antlitz hinterfragt).

Ein fv open mic, das sich von den letzten paar deutlich unterschied (erstens durch ein rein literarisches Programm, also diesmal – zufälligerweise – erstmals seit vielen Monaten wieder ohne Musikbeiträge, zweitens durch den Verzicht auf eine Pause und drittens durch ein um ca. eine Stunde früheres Ende), war nun also vorbei. Doch auf XLI folgt XLII, nämlich am 15. April (ein z.B. für Studierende günstiger Termin, da Osterferien und somit keine Lehrveranstaltungen). Es wird übrigens (so wie letzten Dezember) wieder ein fv open mic bei Vollmond sein (nützet die Chance, denn das nächste Zusammentreffen von fv open mic und Vollmond wäre erst – sofern wir terminlich bei den dritten Dienstagen des Monats bleiben – im Februar 2019 zu erwarten).

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