Es war ein imposanter Abschied vom
monatlichen farce vivendi open mic im Spektakel mit der unglaublichen
Zahl an 21 Auftretenden (inkl. der beiden ModeratorInnen sogar 23,
was somit einen
neuen Rekord bedeutet *)), die dennoch nicht zu einer
späteren Endzeit als sonst führten (da die 5-Minuten-Zeitempfehlung
weitestgehend eingehalten wurde).
*) Für die HistorikerInnen unter
euch: Der bisherige Rekord waren 22 Darbietungen seinerzeit (2008)
beim 1-Jahres-Jubiläum des fv open mic in der Feile.
Johann Nepomuk Nestroy als Kopf der
Orakelmünze wollte es, dass MELAMAR zum Brechen des Eises
schritt. Sie las eine gekürzte Fassung des gemeinsam mit Ilse Kilic
verfassten Textes "Es zappelt am Rande der Sprache", in dem
es um Kindheitserinnerungen ging, die mit Sprache zu tun haben.
GEORG HARLEKIN, der 2015 kein fv
open mic ausließ, durfte mit Startnummer 1 ans Mikro. Er blieb
seiner Triptychon-Tradition treu und trug drei Gedichte über Wolken,
Dank und die Wurzel des Übels vor.
Klassisch gesanglich wurde es daraufhin
mit JING, die kraft ihrer Stimme (und ohne Mikro) die Arie
"Lascia ch'io pianga" aus der Feder von Georg Friedrich
Händel darbot.
Im Text von THOMAS MAYER erzählt
eine Person einer anderen Neuigkeiten über Axel, einen im Bad
gestürzten MP3-Player- und Shampoo-Junkie, wobei die wichtigste
Information erst gegen Ende folgt.
ANNA SCHREMS betrat mit der
Vorwarnung, nun die Stimmung zu "dämpfen" die Bühne und
brachte einen im oö. Dialekt verfassten Text mit dem Titel
"Weihnachtsessen", in dem es um sehr einsame Weihnachten
ging.
NADIA BAHA befasste sich in drei
Phasen damit, wie es ist, wenn man die Lebensmittel im Kühlschrank
ausschließlich in der Reihenfolge des Haltbarkeitsdatums sortiert
und konsumiert.
Um verschiedene Weihnachtsstimmungen
ging es im ersten Text von MILENA, dem sie noch zwei weitere
(über's Exil auf unserem smaragdblauen Wasserball und den süßlichen
Duft an Annas rotem Kleid) folgen ließ.
MARIA SEITZ begann mit einer
Jandl-ähnlichen Wortspielerei rund um Lola, ihr zweiter Text war
eine Ballade über Liebe und ihre Entwicklung, der letzte handelte
von den Gedärmen der Menschheit.
BEATE HELENE REITER (eine von 5
fv-open-mic-Debütantinnen des Abends) brachte eine Hommage an
Schritte - kleine Wesen und Begleiter für's Leben. Ein totes Herz
stand im Zentrum ihres zweiten Textes.
FRANK OZ sang zuerst ein Lied
vom zerrissen sein ("State of the Heart"), auf das ein im
rhiz geschriebenes Gedicht über Weihnachten und ein nicht brennendes
Feuer (um das man herumsitzt) folgte.
SUSANNE RÖDL las auf Wienerisch
aus ihrem Buch. Es ging in dem konsumkritischen Text um Einheitsbrei,
Überfluss und eine Nadel im Heuhaufen (bzw. die Frage nach essbaren
Verpackungen).
Die erste Hälfte beendete (nicht zum
ersten Mal) WOLF MORRISON mit einem (wohl anlassbezogen
ausgesuchten) Abschiedslied: Leb wohl, mach's gut, pfiat Gott, Adieu.
Danach wurde pausiert.
ANDI PIANKA brach das Eis der
zweiten Hälfte mit einigen Gedichten nostalgischer Natur. Darunter
war auch ein französischsprachiges oder auch ein nach dem ersten
fv-open-mic-Veranstaltungsort (Feile) betiteltes.
SINA WAGNER (erstmals dabei)
folgte mit einer (feministischen) Hommage an Allen Ginsberg: Ich sah
die schönsten Mädchen meiner Generation... - ein Text über die
Frauen, ihre Körper, ihre Väter und den Moloch Kindheit.
Um die Zahl 5 drehte sich der Auftritt
von GERHARD (zum 5. Mal dabei, 5 Minuten, 5 Gedichte).
Inhaltlich ging es in den Gedichten um Abschied, den Tod, die Liebe,
ein "ich will" und ein Blätterwerk.
VERENA (mit welcher der Autor
dieser Zeilen einen Tag später gemeinsam einen Slam moderieren
durfte) brachte einen Text über Begegnungen, konkret um die
Begegnung mit einem jungen Flüchtling und ihren Umgang miteinander.
MARLIES THUSWALD konnte ihren
ersten Gedichtband (der erst am nächsten Tag mit der Post kam) grad
knapp nicht präsentieren und trug deswegen als "Plan B"
einen Text über Wünsche von Kindern (nach einer schneller laufenden
Pendeluhr) vor.
HARRY P fragte sich (und uns),
ob Menschen klug seien - dies anhand eines Textes über die (aufgrund
von Erfahrungen manchmal sehr wechselnde) Einstellung mancher
Menschen zu Flüchtlingen.
Bei NIKOLAUS LUTTENFELDNER
begann es auf einmal aus der Zimmerkommode zu sprechen. Doch nein, es
war nicht die Kommode, sondern ein Holzwurm, der sich über die
Menschheit beklagte.
Wie gewohnt mit Gitarre erschien als
nächster Auftretender MIKE HOFER auf der Bühne und gab
seinen kurzen englischsprachigen Song "Destination" zum
Besten.
"Drei Schritte weiter rauf"
(nämlich ebenfalls auf die Bühne) traute sich zum ersten Mal KIRA,
die sich in ihrem Text mit der (uns umgebenden und Freiheit gebenden)
Stille befasste.
STEFAN PETER brachte in Gedenken
an die mehrmals bei uns aufgetretene Angela (siehe Nachbericht vom
Oktober-open-mic) sein Lied über die sternenklare Herrgottsliab'.
Schließlich durfte auch THOMAS
mit einem (wie immer) nur ein paar Stunden alten Text auf die Bühne.
Es ging um eine postnatale U-Bahn-Fahrt (in einer U6-Garnitur, die
Schnitzler nicht mehr erlebte) auf dem Weg zu einem Date.
Und somit ging dieses 58. farce vivendi
open mic (das 13. im Spektakel) zu Ende.
Wir bedanken uns
a) bei allen Aufgetretenen für ihre
Darbietungen
b) beim Publikum für's Interesse an a)
c) beim Spektakel für die
Gastfreundschaft
d) bei den uns mit Büchern und
Zeitschriften versorgenden Sponsoren (& Radieschen, Feribord, Das
fröhliche Wohnzimmer,...)
Dies war der 58. Streich, doch der
nächste...
...folgt, wie ihr mittlerweile alle
wisst, nicht sogleich.
Wir begeben uns in eine kreative
Nachdenkpause, die höchstwahrscheinlich auch 2016 zu einigen (nicht
monatlichen) farce-vivendi-Veranstaltungen führen wird (es gibt auch
schon konkrete Ideen). Im Zentrum dürfte eher ein neues Format
stehen, aber es könnte durchaus auch 1, 2 Abende in einem
Open-Mic-Format geben. Infos darüber werden zu gegebener Zeit hier
nachzulesen sein bzw. werden auch über unsere Mailinglisten
kommuniziert werden.
Bis dahin: Macht es gut und wir sehen
uns hoffentlich bei der einen oder anderen Veranstaltung wieder.
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