Montag, 18. Juni 2018

Rückblick 9.6.2018 farce vivendi OPEN MIC @Theseustempel






Am Sa, dem 9.6.2018 fand erstmals ein farce vivendi OPEN MIC Special im Rahmen des Festivals Lateinamerikanischer Poesie in Wien statt und zwar Open Air vor dem Theseustempel im Volksgarten.






Der Wettergott meinte es gut mit uns, er wehte die vor Veranstaltungsbeginn herannahenden Regenwolken an einen unbekannten Ort und hieß die Sonne scheinen, so sehr, dass ein Teil des Publikums unter Bäumen Schutz suchte oder die mitgebrachten Regenschirme als Sonnenschirme gebrauchte.







Die Moderation erledigte diesmal Melamar alleine, da Andi Pianka andernorts gefragt war und sie tat dies zweisprachig, Deutsch und Spanisch, was ein Debüt für sie darstellte. Ein paar Vokabel frischte sie vor Veranstaltungsbeginn auf (Eisbrecher = rompehielos; Glücksfee = hada madrina).
Sie war auch die Eisbrecherin der Veranstaltung, welche im Übrigen ohne Pause über die Bühne
ging.







 
Die Reihenfolge der Lesenden wurde wie üblich von spontan aus dem Publikum rekrutierten Glücksfeen und Glücksfaunen ermittelt, mit Ausnahme zweier Special Guests, dem österreichischen Schriftsteller Wolfgang Hermann und seinem Übersetzer José Aníbal Campos, sowie dem Liedermacher Wolfgang Ratz, der auch als Übersetzer in Erscheinung trat und somit einen besonderen Beitrag leistete. Den beiden Special Guests wurde ein wenig mehr Zeit zur Verfügung gestellt, sie teilten ihre Beiträge in zwei Auftritte auf. Die Reihenfolge der Auftretenden fügte sich folgendermaßen:

01. melamar (Eisbrecherin)
Sie performte ihr einziges Gedicht, welches in spanischer Übersetzung (und sogar in englischer) vorliegt. Freundinnen und Freunden des farce vivendi Open Mic wird es nicht unbekannt sein, diente eine Zeile daraus lange Zeit als Motto der Veranstaltungsreihe.

"(...)
Poesie, das bist du!
Poetry, that's you!
Poesía, eres tú!
(...)"


02. Wolfgang Herrman (A) & José Aníbal Campos (Übersetzung)
Der aus Brengenz stammende und in Wien lebende Autor gab Gedichte preis, die von Licht und Schatten durchflutet waren.


 "(...)
Zerbirst dir nicht der Kopf
vor Schönheit
beim Anblick der Sonnenspiegelung
im Fenster des Salon Helga
mit der alten Dame
unter der Haube
(...)"


03. Carmen Verde (Venezuela) & Wolfgang Ratz (Übersetzung) 
Die Autorin bringt eingangs ihre Freude zum Ausdruck, in Wien freundlich empfangen worden zu sein. Auch bringt sie eine Anekdote ihrer Reise zum Besten. Man hatte sie am Flughafen in Caracas einer Personenkontrolle unterziehen wollen, doch als sie erklärte, sie sei Poetin wurde sie weiter gewunken.

In ihren Gedichten nimmt sie auf die Situation von Frauen ebenso Bezug wie auf jene von Flüchtlingen. Eines ihrer Gedichte bezieht sich auf den polnischen Dichter Czesław Miłosz.


04. David Huerta (Mexico) & Birgit Weilguny (Übersetzung)

"Bevor du dich politisch äußerst

Schau dir an den Gesichtern deiner Gesprächspartner die dunkle Seite an,
diesen Zug um den Mund wie von Geistlichen oder Banditen

und dann miss die Entfernung zwischen dir und dem
Auge des Sturms: dort findest du die Politik
(...)"


05. Ana Vidal Egea (Spanien) & Anna Hackl (Übersetzung)

"(...)
Er sagt:
Wenn du die Kakerlake zertrittst,
verteilen sich ihre Eier,
alles wird sich vermehren,
weil sich die Geschichte wiederholt,
es vermehren sich die Kranken,
jene, die ihren Schmerz übergehen, vermehren sich selbst,
der Fehler breitet sich aus;
bevor Paare sich entzweien,
vermehren sie sich lieber,
als könnte der letzte Spross
sie retten.
(...)"


06. Wolfgang Ratz (A)
Der Liedermacher bringt es fertig, die Wehmut und Schwärze des Wienerliedes mit lateinamerikanischen Rhythmen und Harmonien zu kombinieren und dies auf so selbstverständliche Weise, als brächte er bloß zusammen, was immer schon zusammen gehört hat.

(...)
Ein Hund, der sein Hundeleben satt hat
wär lieber ein Spieler, der ein gutes Blatt hat.
(...)

 

07. Rómulo Bustos Aguirre (Kolumbien) & Eva Srna (Übersetzung) 



"Über die Ontologie des Schinkens

Ein Schinken ist ein Schinken ist ein Schinken ...

Man erkennt darin unschwer die Neufassung
eines Satzes, der häufig zitiert wird
wenn man über Literatur und Kunst philosophiert

Nur ist jetzt ein Schwein
in Frau Steins Garten eingedrungen
und hat ihre denkwürdige Rose zerstört.
(...)


08. Wolfgang Herrman (A) & José Aníbal Campos (Übersetzung)
Im zweiten Teil seiner Lesung dominierte die Todesthematik.

"Der Name an der Tür des Todes bleibt verborgen"
heißt es in einem Text und
"Der Tod errichtet eine Mauer, damit wir auf ihr balancieren"
in einem anderen.


09. Tania Leodolter (A)
 Verarbeitete Erfahrungen der Fremde und der Sprachlosigkeit bei ihrer Jahre zurück liegenden Ankunft in Österreich.
In einem weiteren Text thematisierte sie den Missbrauch der Religion durch die Politik.


10. Ana Haidée Desangles (A)
Die Autorin war zum zweiten Mal bei einem farce vivendi Open Mic aber zum ersten Mal am Mikrophon.

Sie las eigene Gedichte wie auch solche ihres Vaters.






11. Luisa Futoransky (Argentinien) & Eva Srna (Übersetzung)
Die Gedichte der aus Buenos Aires stammenden Autorin erzählen Geschichten, die von feiner Ironie durchzogen sind.
Da ist die Japanische Nachbarin, Kiko, deren Name Chrysantheme bedeutet, die aber lieber Rosen mag, da sind die Männer...

(...)
Ach diese Männer
ich habe sie in kurze Verse verwandelt
und in Bücher und Zeitschriften verbannt
(...)


12. Georg Harlekin (A)

Einer der treuesten Autoren des farce vivendi Open Mic der letzten Jahre las aus seinen "Briefe an die Liebe".

(...)
Wer oder was bist du?
Bloß ein Wind.
(...)





13. Isabel Santonja
Entschloss sich spontan mitzumachen.

Sie merkte an, es wäre eine "Frechheit" dass sie unter "echten Dichtern" lesen dürfe.
Nun denn, das farce vivendi open Mic liebt freche Frauen und hofft auf ein Wiedersehen!


14. Wolfgang Ratz

In seinem zweiten Set präsentierte er spanische Lieder.
Eines davon, "el chico del bus" ist eine Hommage an jene Lebenskünstler in lateinamerikanischen Bussen, die einem etwas verkaufen wollen.


15. Enrique Moya (A) & melamar (& Eva Srna)
 
War melamar anfangs als Eisbrecherin aufgetreten, so bemühte sich Enrique
Moya, der Veranstalter des Festivals Lateinamerikanischer Poesie, gegen Ende - mit einem eigenen Gedicht, welches von Eva Srna übersetzt worden war und von melamar in deutscher Fassung gelesen wurde - das Eis wieder herzustellen.









Ein herzliches MUCHAS GRACIAS sei an dieser Stelle Cristian Lopez ausgesprochen, der sich um die Tontechnik kümmerte und sich durch nichts aus seiner bewundernswerten Ruhe bringen ließ, weder vom anfangs unsicher scheinenden Wetter, noch von nicht zugänglichen Steckdosen.










Herzlichen Dank auch an Georg Harlekin für die Bereitstellung der hier sichtbaren Fotos!

Es war eine gelungene Veranstaltung! Mögen noch viele weitere nachfolgen!

HASTA LA PROXIMA! 






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