Mittwoch, 22. Oktober 2014

Kläffende Mikros beißen nicht...



(melamar & Andi Pianka)



Wie schon im September gastierte das farce vivendi open mic auch im Oktober wieder im Spektakel (und wird das auch die nächsten Male tun). Einige verspätete Teilnehmende und Zuschauende noch abwartend (an dieser Stelle eine allgemeine Bitte um etwas mehr Berücksichtigung der 20:00-Beginnzeit, wobei es natürlich nach wie vor möglich sein wird, später zu erscheinen, wenn wer wirklich nicht früher da sein kann), ging es nach ca. eineinhalb akademischen Vierteln endlich in medias res.
(se crowd)

(melamar)
Die zum Los-Zwecke in die Höhe geworfene slowenische 1-Euro-Münze (auf deren Rückseite sich nicht etwa ein Urgroßvater der Co-Moderatorin befand, sondern mit Primož Trubar (1508-1586) der Verfasser des ersten slowenischsprachigen Buches, womit ein passender Zusammenhang mit dem fv open mic gegeben wäre) fiel auf Zahl, somit übernahm zum zweiten Mal in Folge (Überraschungen gibt’s!) MELAMAR die Rolle der Eisbrecherin. Sie entwarf ein Manifest für eine Poesie der Befreiung, welches den Keim seiner Umsetzung bereits in sich trägt. Poetik und Poesie sind eins. Poesie ist die Musik der Poeten. Schreiben ist für alle da.

(Andi Pianka, sich auf die Suche nach einer Glücksfee machend & melamar)


(Thomas Mayer)


 Noch überraschendererweise wurde auch bei der Startnummer 1 exakt derselbe Autor gezogen wie schon im September, nämlich THOMAS MAYER. Er las wieder Texte aus seinen beiden (auch am Büchertisch aufgelegten) Gedichtbänden, diesmal drei an der Zahl. Im ersten beendete ein Zahnarzt Bastians Krieg hinter den Wangen, indem er den Übeltäter entfernt, im zweiten (Anm.: wem es gewidmet ist, bleibt an dieser Stelle auf Wunsch des Autors unerwähnt) war ein kläffender Vierbeiner die Hauptfigur und im dritten wurde die Beziehung mit Sabine zur feindseligen Routine.








(Rafael S.)

RAFAEL S., der erstmalig beim fv open mic auftrat, sang, sich dabei auf einer Gitarre begleitend: „Jaja, das Leben“. Er ging so dahin und fragte die gnädige Frau nach der Hamburgerstraße 14 (Anm.: was sich dort befindet, bleibt an dieser Stelle unerwähnt, wurde aber an einer anderen bereits verraten), wo er, nachdem er den Eingang um die Ecke gefunden hatte, sich nach ein paar Bieren fragte: Ist die Kunst Leben oder Leber? Nach der Aufforderung „Lebe lieber ungewöhnlich!“ (mit welcher das Lied ohnehin zu Ende war) revoltierte der Bühnen-Sound ein wenig. Nach einer kurzen Reparaturpause am Tonpult ging es aber schon bald...







(Georg Harlekin)

 ...mit dem fv-open-mic-Routinier und Triptychon-Spezialisten GEORG HARLEKIN weiter. Im Tanz der Worte (so hieß übrigens auch ein literarisch-musikalischer Abend, an dem G.H. einen Tag vorher auf derselben Bühne mitwirkte) rief ein Siebenschläfer „Tanzt! Tanzt! Tanzt!“. Dem folgte eine Notiz, die eine göttliche Pause nach dem irdischen Weg ankündigte. Schwarze Löcher (u.a. jenes in seinem Schuh) spielten da eine wichtige Rolle. Schließlich gab es eine Ode an die Farbe blau zu hören: Jede Wette, eure Träume sind kobaltblau, jede Wette! Und gibt es ein Leben nach blau?
(melamar & Andi Pianka)

(Stefan Peter)



STEFAN PETER versuchte sich daraufhin als Cover-Slammer (an sich möchten wir beim fv open mic eigene Texte hören, aber Ausnahmegenehmigungen sind unter besonderen Umständen durchaus möglich – der Text stammt von einem in der Ö-Slamily und im Cafe Anno nicht gänzlich unbekannten Radieschen-Züchter; mehr zu seiner Identität bleibt an dieser Stelle unerwähnt). Es ging um’s zum Himmel und drei Mal gegen den Wind stinken. „Meine Pickel drücke ich nicht aus, ich drücke mich durch meine Pickel aus“. Sein Parfum heißt Iltis und seine Hornhaut geht auf keine Kuhhaut.

(melamar & das arme Künstlerschwein)

(Wolf Morrison)


Nach einer nochmaligen kurzen kleinen Sound-Störung (es sollte aber glücklicherweise die letzte des Abends bleiben) stellte WOLF MORRISON sich und sein Keyboard auf (und das Moderationsduo den Lesetisch weg). Ein an eine Julia gerichteter Film-/Lovesong aus einem selbst gedrehten Film war das erste Lied. Dann durfte – wie schon letztes Mal im September – als Gaststar mit dem meisten Sex-Appeal wieder Doctor Mouse auf die Bühne. 



Nun war es Zeit für eine PAUSE.


(Andi Pianka)
 Nachdem das Publikum im Bar-Bereich seine letzten halben und allerletzten viertel Zigaretten ausgedämpft hatte und wieder zurückkam, kam ANDI PIANKA als zweiter Eisbrecher auf die Bühne. er versuchte, den Ersten Weltkrieg auf eine für die heutige Jugend möglichst verständliche Sprache zu erklären, nämlich als Event: Österreich-Ungarn hat die Veranstaltung erstellt. Österreich-Ungarn nimmt teil. Deutsches Reich gefällt das. Serbien nimmt teil. Russisches Reich gefällt das. Und so weiter...


(Christian Schreibmüller)

Weiter ging es mit einem wahren fv-open-mic-Urgestein, nämlich dem mutmaßlich bislang häufigsten Teilnehmer, CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER, der über ein älteres Paar dichtete. Sie schimpften sich Schatzerl, Mauserl, Herzerl. Doch: Was is denn jetzt, Oida? Nie hätt i gedacht, dass der so wird. Früher Sex und Rock’n’Roll, heut hat er die Hosen voll. Nur kurz bist jung und ewig alt.




(Elffriede Haass-Ehrenfeld)
Erstmals mit dabei war hingegen ELFRIEDE HAASS-EHRENFELD, die auf’s Mikrophon verzichtete und ihren (Licht-)Text in einer schauspielerischen Performance darbrachte. Sie stellte Fragen („Wo nix is, kann da was sein?“), griff hinaus ins Universum und kam drauf: Es ist die Einsicht! Es sind die Augen! Und als sie stand, wo sie noch nie war, meinte sie: I steh, i steh und bleib. Dies war allerdings nicht als Weigerung gemeint, die Bühne zu verlassen, somit...


(Andrea)
...wurde sogleich die nächste Teilnehmerin gezogen, welche aufgrund ihres Spontanwunsches nach einem Auftritt überhaupt erst einige Minuten vorher ins Los-Sackerl gekommen war, nämlich ANDREA. Sie coverte (ebenfalls Mikro-los, mitsamt spontan ausgeborgter Gitarre) den Song „Strong“ von London Grammar: Excuse me for a while, while I’m wide eyed and so damn caught in the middle. Das sich eine Zugabe wünschende Publikum wurde von ihr auf das nächste fv open mic vertröstet. Also an alle: nächstes Mal wieder kommen...


(Angela)



...so wie ANGELA (laut Selbstbeschreibung „im Leben Proletin, im Geiste Poetin“), die im September das erste Mal dabei war und eben diesmal wieder kam, um dem Rapper Curse eine Fanpost zu schicken: Seit der Arena steh ich auf dich ganz und gar...Curse, du bist mein Lieblingsfluch, legst über Babylon dein Leinentuch! Auch Xavier Naidoo kam am Ende dieser Fanpost vor, ehe dieser ein zweiter Text folgte: Begräbnis – das ist mir zu teuer. Sterben kann ich mir nicht leisten, ich verzichte drauf! Auch zahlreiche Schmerz-Arten fanden darin Erwähnung.







(Mike)
Den Schlusspunkt dieser von den meisten Auftretenden ohne Mikro (aber gut hörbar) gestalteten zweiten Hälfte bildete MIKE. Sein erstes, englischsprachiges Lied nannte er „Chance“. We should choose! Es ging u.a. um „truths & lies“. Dem folgte ein instrumentales “Extro” (Wortschöpfung eines Zuschauers, welcher anschließend zum Thema verstimmte Gitarren auch noch den Satz des Tages “Wir san alle verstimmt!” kreierte). Die Welt is schee, die Richtung ist richtig, hieß es in einem zweiten Lied.
(der Autor dieser Zeilen, ebendiese verfassend)

Trotz einiger kleiner Sound-Pannen und eines recht späten Endes wirkte das Publikum sehr begeistert. Auf der Heimfahrt ließen sich der Autor dieser Zeilen und ein weiterer Auftretender des Abends von einem Nachtbusfahrer noch erklären, wie das mit den elektronischen Minuten-Anzeigen an Haltestellen so funktioniert. An Minuten bis zum nächsten fv open mic verbleiben jedenfalls noch ca. 40.000, wir sehen uns also am 18.November um 20:00 im Spektakel wieder (es darf aber ruhig schon ab 19:30 erschienen werden).















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