Sonntag, 21. Februar 2016

Neue Seite

Werte Freundinnen und Freunde der angewandten Wortkunst!


Was manchen von euch regelrecht ins Auge gesprungen sein mag, darauf mache ich alle anderen hiermit aufmerksam: farce vivendi zieht neue Seiten auf!

Ja, zuallererst gibt es einmal eine neue Seite auf diesem Blog, die da heisst: „Lesungen“ und entweder über einen Klick oben auf der Menüleiste oder über diesen Link hier aufrufbar ist:

http://www.farcevivendi.blogspot.co.at/p/lesungen.html

Und, ja, farce vivendi bloggt nicht nur, sondern veranstaltet tatsächlich Lesungen!

Die ersten beiden Termine seien hier in Kurzform dargestellt: 


Mi 23.03.2016 / 20:00

farce vivendi präsentiert

WORTE WIE PFEILE - Literatur aus der Pfeilgasse

mit: Andreas Plammer, Susanne Toth, Lorenz Langenegger und melamar

Moderation: melamar

im: Avalon, Pfeilgasse 27, 1080 Wien

Eintritt: Frei(e Spende)


Mi 20.04.2016 / 20:00

farce vivendi präsentiert

DIE VIER JAHRESZEILEN - Lesung mit Musik

mit: Alice Reichmann, jopa jotakin, Michaela Hinterleitner und Thomas Havlik

Musik: wALTEREGOn (solo)

Moderation: melamar & Andi Pianka

im: Avalon, Pfeilgasse 27, 1080 Wien

Eintritt: Frei(e Spende)


Nähere Info folgt...

Mit poetischen Grüßen!

melamar


Sonntag, 10. Januar 2016

MMXVI

Werte farce-vivendi-interessierte Mitmenschen!

Hoffentlich seid ihr alle gut im (Schalt-)Jahr 2016 angekommen. An dieser Stelle folgt nun keine Ankündigung eines nächsten fv open mic im Jänner, da wir ja (wie ihr den Beiträgen weiter unten entnehmen könnt) diese Veranstaltungsreihe vorläufig mal eingestellt haben und es somit ein solches nicht geben wird. Die nächsten zwei Monate wird es erst einmal eine farce-vivendi-Veranstaltungspause geben. Was aber weitere Monate (bzw. Jahreszeiten) dieses Jahres betrifft, so lasset euch überraschen, denn einzelne Veranstaltungen von uns (die allerdings keine Open Mics sein werden) befinden sich bereits in einer sehr konkreten Planungsphase :-)  Nähere Details folgen im Laufe der nächsten paar Wochen!

Sonntag, 20. Dezember 2015

Adieu

Es war ein imposanter Abschied vom monatlichen farce vivendi open mic im Spektakel mit der unglaublichen Zahl an 21 Auftretenden (inkl. der beiden ModeratorInnen sogar 23, was somit einen
neuen Rekord bedeutet *)), die dennoch nicht zu einer späteren Endzeit als sonst führten (da die 5-Minuten-Zeitempfehlung weitestgehend eingehalten wurde).

*) Für die HistorikerInnen unter euch: Der bisherige Rekord waren 22 Darbietungen seinerzeit (2008) beim 1-Jahres-Jubiläum des fv open mic in der Feile.

Johann Nepomuk Nestroy als Kopf der Orakelmünze wollte es, dass MELAMAR zum Brechen des Eises schritt. Sie las eine gekürzte Fassung des gemeinsam mit Ilse Kilic verfassten Textes "Es zappelt am Rande der Sprache", in dem es um Kindheitserinnerungen ging, die mit Sprache zu tun haben.

GEORG HARLEKIN, der 2015 kein fv open mic ausließ, durfte mit Startnummer 1 ans Mikro. Er blieb seiner Triptychon-Tradition treu und trug drei Gedichte über Wolken, Dank und die Wurzel des Übels vor.

Klassisch gesanglich wurde es daraufhin mit JING, die kraft ihrer Stimme (und ohne Mikro) die Arie "Lascia ch'io pianga" aus der Feder von Georg Friedrich Händel darbot.

Im Text von THOMAS MAYER erzählt eine Person einer anderen Neuigkeiten über Axel, einen im Bad gestürzten MP3-Player- und Shampoo-Junkie, wobei die wichtigste Information erst gegen Ende folgt.

ANNA SCHREMS betrat mit der Vorwarnung, nun die Stimmung zu "dämpfen" die Bühne und brachte einen im oö. Dialekt verfassten Text mit dem Titel "Weihnachtsessen", in dem es um sehr einsame Weihnachten ging.

NADIA BAHA befasste sich in drei Phasen damit, wie es ist, wenn man die Lebensmittel im Kühlschrank ausschließlich in der Reihenfolge des Haltbarkeitsdatums sortiert und konsumiert.

Um verschiedene Weihnachtsstimmungen ging es im ersten Text von MILENA, dem sie noch zwei weitere (über's Exil auf unserem smaragdblauen Wasserball und den süßlichen Duft an Annas rotem Kleid) folgen ließ.

MARIA SEITZ begann mit einer Jandl-ähnlichen Wortspielerei rund um Lola, ihr zweiter Text war eine Ballade über Liebe und ihre Entwicklung, der letzte handelte von den Gedärmen der Menschheit.

BEATE HELENE REITER (eine von 5 fv-open-mic-Debütantinnen des Abends) brachte eine Hommage an Schritte - kleine Wesen und Begleiter für's Leben. Ein totes Herz stand im Zentrum ihres zweiten Textes.

FRANK OZ sang zuerst ein Lied vom zerrissen sein ("State of the Heart"), auf das ein im rhiz geschriebenes Gedicht über Weihnachten und ein nicht brennendes Feuer (um das man herumsitzt) folgte.

SUSANNE RÖDL las auf Wienerisch aus ihrem Buch. Es ging in dem konsumkritischen Text um Einheitsbrei, Überfluss und eine Nadel im Heuhaufen (bzw. die Frage nach essbaren Verpackungen).

Die erste Hälfte beendete (nicht zum ersten Mal) WOLF MORRISON mit einem (wohl anlassbezogen ausgesuchten) Abschiedslied: Leb wohl, mach's gut, pfiat Gott, Adieu.

Danach wurde pausiert.

ANDI PIANKA brach das Eis der zweiten Hälfte mit einigen Gedichten nostalgischer Natur. Darunter war auch ein französischsprachiges oder auch ein nach dem ersten fv-open-mic-Veranstaltungsort (Feile) betiteltes.

SINA WAGNER (erstmals dabei) folgte mit einer (feministischen) Hommage an Allen Ginsberg: Ich sah die schönsten Mädchen meiner Generation... - ein Text über die Frauen, ihre Körper, ihre Väter und den Moloch Kindheit.

Um die Zahl 5 drehte sich der Auftritt von GERHARD (zum 5. Mal dabei, 5 Minuten, 5 Gedichte). Inhaltlich ging es in den Gedichten um Abschied, den Tod, die Liebe, ein "ich will" und ein Blätterwerk.

VERENA (mit welcher der Autor dieser Zeilen einen Tag später gemeinsam einen Slam moderieren durfte) brachte einen Text über Begegnungen, konkret um die Begegnung mit einem jungen Flüchtling und ihren Umgang miteinander.

MARLIES THUSWALD konnte ihren ersten Gedichtband (der erst am nächsten Tag mit der Post kam) grad knapp nicht präsentieren und trug deswegen als "Plan B" einen Text über Wünsche von Kindern (nach einer schneller laufenden Pendeluhr) vor.

HARRY P fragte sich (und uns), ob Menschen klug seien - dies anhand eines Textes über die (aufgrund von Erfahrungen manchmal sehr wechselnde) Einstellung mancher Menschen zu Flüchtlingen.

Bei NIKOLAUS LUTTENFELDNER begann es auf einmal aus der Zimmerkommode zu sprechen. Doch nein, es war nicht die Kommode, sondern ein Holzwurm, der sich über die Menschheit beklagte.

Wie gewohnt mit Gitarre erschien als nächster Auftretender MIKE HOFER auf der Bühne und gab seinen kurzen englischsprachigen Song "Destination" zum Besten.

"Drei Schritte weiter rauf" (nämlich ebenfalls auf die Bühne) traute sich zum ersten Mal KIRA, die sich in ihrem Text mit der (uns umgebenden und Freiheit gebenden) Stille befasste.

STEFAN PETER brachte in Gedenken an die mehrmals bei uns aufgetretene Angela (siehe Nachbericht vom Oktober-open-mic) sein Lied über die sternenklare Herrgottsliab'.

Schließlich durfte auch THOMAS mit einem (wie immer) nur ein paar Stunden alten Text auf die Bühne. Es ging um eine postnatale U-Bahn-Fahrt (in einer U6-Garnitur, die Schnitzler nicht mehr erlebte) auf dem Weg zu einem Date.

Und somit ging dieses 58. farce vivendi open mic (das 13. im Spektakel) zu Ende.

Wir bedanken uns
a) bei allen Aufgetretenen für ihre Darbietungen
b) beim Publikum für's Interesse an a)
c) beim Spektakel für die Gastfreundschaft
d) bei den uns mit Büchern und Zeitschriften versorgenden Sponsoren (& Radieschen, Feribord, Das fröhliche Wohnzimmer,...)

Dies war der 58. Streich, doch der nächste...
...folgt, wie ihr mittlerweile alle wisst, nicht sogleich.

Wir begeben uns in eine kreative Nachdenkpause, die höchstwahrscheinlich auch 2016 zu einigen (nicht monatlichen) farce-vivendi-Veranstaltungen führen wird (es gibt auch schon konkrete Ideen). Im Zentrum dürfte eher ein neues Format stehen, aber es könnte durchaus auch 1, 2 Abende in einem Open-Mic-Format geben. Infos darüber werden zu gegebener Zeit hier nachzulesen sein bzw. werden auch über unsere Mailinglisten kommuniziert werden.

Bis dahin: Macht es gut und wir sehen uns hoffentlich bei der einen oder anderen Veranstaltung wieder.

Montag, 30. November 2015

15.12.: Das vorläufig letzte fv open mic!

Sehr verehrte Erd- & Universumsbevölkerung!

Am Di, 15.12.2015 findet das 58. und
vorläufig letzte farce vivendi open mic
statt. 

Da wir aus diesem Grund ein überdurchschnittliches Auftrittsinteresse vermuten (und wir aber gleichzeitig - in eurer aller Interesse - bis allerspätestens 23:30 fertig sein möchten), könnte im Fall eines sehr großen Andrangs an Auftretenden eine Abweichung von unseren sonstigen (sehr liberalen) Regeln erfolgen. Das würde heißen: Wer sich bis Punkt 20h(!) vor Ort(!) anmeldet (und nicht per Mail oder SMS!), kommt auf jeden Fall fix dran. Für alle anderen allfälligen Anmeldungen darüber hinaus können wir keine Garantie auf einen fixen Auftrittsplatz abgeben. Das heißt, die übliche Möglichkeit von Nachanmeldungen noch während der Veranstaltung bzw. in der Pause wird es möglicherweise nicht geben (bzw. nur dann, wenn wir uns in unserer Vermutung einer sehr hohen Zahl an Auftrittswilligen verschätzt haben sollten). Dies nur mal so zur Info.

Aber vor allem: Große Vorfreude auf Eure Beiträge! 

Freitag, 20. November 2015

Betonblöcke am Anfang, Träume am Ende



Beim 57. farce vivendi open mic waren natürlich u.a. die jüngsten Ereignisse in Paris eines der Themen, die in den Darbietungen unserer KünstlerInnen zur Sprache kamen. Und zum bereits vierten Mal in diesem Jahr erreichten wir die magische Zahl von 16 Acts auf der Bühne.


Voltaire auf der 5-Francs-Losmünze ließ MELAMAR den Abend anfangen. Ihre drei Texte (ein ganzfrischer und zwei ältere) nahmen Bezug auf Facetten des Islamismus in seiner gewalttätigen, verlogenen (z.B. saudische Doppelmoral) oder auch ganz alltäglichen Gestalt mitten in Wien (wo es um Beschimpfungen aufgrund von Nicht-Verschleierung ging).

Bei ANDI LUF & MAGDA MAZAL (feat. DEMIAN, dem bislang wohl jüngsten auf der Bühne befindlichen Menschen in der Geschichte des fv open mic) spazierten zwei Betonblöcke auf der Donauinsel, wo sie auf einen dritten Block aus Eis trafen, der aber das Produkt eines Künstlers war („Ich bin ein Karfunkelstein!“).

 


FRANK OZ begann mit einem Text über selbsterfüllende Prophezeiungen, in dem er mit der Macht Schluss machte und geduldig wie ein Stein war, und setzte musikalisch mit einem Cover fort, nämlich „Bad Moon Rising“ von Creedence Clearwater Revival.






HARRY P sprach in seinem ersten Text das selbstverständlich nehmen vieler Unmenschlichkeiten (u.a. gegenüber Flüchtlingen oder BettlerInnen) an, auch der zweite („Der Lämmergeiereffekt“) behandelte ein ähnliches Thema – nämlich wie Feindbilder aufgebaut werden.



 
WOLF MORRISON brachte zwei musikalische Hommagen an zwei recht unterschiedliche
Künstler: zum einen Neil Young zum 70er (mit dem Cover von „Rockin’ in the Free World“) und zum anderen ein Instrumentalstück namens „Mike’s Blues“ bzw. „Jo mei, das wird heit nix“.




CHRISTIAN SCHREIBMÜLLER versuchte mit einem Rätsel bezüglich des Autors des Originals (das aber niemand erriet) 10 Euro loszuwerden und brachte seine wienerische Übersetzung von Lawrence Ferlinghettis „Christ Climbed Down“, wo Christus vom Kreuz o’ghaut is und auf Wiederempfängnis warten tut.




 

MILENA (erstmals dabei und ca. 100 km extra angereist) brachte fünf kurze Gedichte (teils hochdeutsch, teils im Mostviertler Dialekt), die sich u.a. um Wiens Kaffeehäuser, das eigene Ich und die Gesellschaft drehten. In Wirklichkeit bin ich ganz anders. Denn die Wahrheit liegt hinter der Wahrheit. Und der Drache speit über Ostarrichi.






STEFAN LOTTER (zuletzt auf dieser Bühne sehr erfolgreicher Teilnehmer des 1. WN-Slam) sang mit Gitarre zwei Songs für seine (mittlerweile Ex-)Freundin: Drum hurch mi an: Es is vorbei. Du kannst mi amal. Und im zweiten Lied (chronologisch vor dem ersten spielend): Sei doch bitte afach amal leiwand!




Daraufhin ging es ins Pausieren.

ANDI PIANKA gab nach dieser den Eisbrecher #2. Zum „International Student’s Day“ und der
Vorstellung der „Bildungsreform“ durch die Regierung am selben Tag passte für ihn sein „Pisa“-Text sehr gut. Die neue Mittelschlange und die 90-60-90-Model(l)regionen kamen ebenso vor wie die Pasta Bolognese an den Unis.




  
GEORG HARLEKIN, wieder mal im Dreiteiler unterwegs (textmäßig, nicht kleidungsmäßig) begann mit Bindewerk und Sprechblasen, setze mit einem aufmerksam machen fort, bis es schließlich Zeit wurde im Land der Hämmer, zerbrochener Gläser und Schattenwandpersonen mit blaubläulichem Farbton.






MIKE HOFER („Also was spül ma?“) spielte ein Lied von 2012 mit anderer Melodie. Es ging um’s sich selber Verzeihen und dem Leben Hoffnung geben, nachdem er den Tod persönlich kennengelernt hat. Es folgte ein zweites kurzes Lied, zu dem ihm aber, wie er meinte, erst einmal der Text einfallen müsste.

 
THOMAS MAYER las einen Text von einer Frau mit Eleganz. Doch wie ein Gespräch anfangen?
Lieber per Mail. Doch am nächsten Tag zur Mittagszeit nach ein paar Gläsern Wein (um seine „Schreibblockade Deluxe“ loszuwerden) war seine Liebeserklärung voller Rechtschreibfehler (Liepe, güssen etc.)




THOMAS’ Text war laut eigener Aussage „wirr“, trug den Titel „Herbstdepression und Hundebabies“ und bestand aus vielen Wortspielen (Beirut – bei Ruth), Reimen (Drama-Lama, Hamlet-Omelett), aber auch Anspielungen auf manche Politiker (Spritzer? Danke, für mich nicht, ich fahr noch mit dem Aufzug).



 

 LAPIDAR, ein Musiker türkischer Herkunft, der nun zum dritten Mal beim fv open mic dabei war, spielte zwei englischsprachige Songs, die vor allem die Liebe zum Thema hatten. Im ersten Lied ging es u.a. um den Atem, im zweiten u.a. um’s Lächeln.





MARLIES THUSWALD brachte einen Text über einen Trompeter, der Peter hieß und in einer Metropole lebte, in der es eine Metro und Pole gab. Schon mit 3 Jahren beschloss er, Trompeter zu werden, war aber dann als Erwachsener einsam. Da lernte er in der Metro Trompetra kennen.






 

YASSIN, ein Flüchtling aus dem Irak, sorgte für den quantitativ kürzesten, aber qualitativ dafür umso
beeindruckenderen Auftritt. Er sang (ganz ohne Instrumentalbegleitung) auf arabisch (der Autor dieser Zeilen bittet aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse um Verständnis darum, leider von den Inhalten des Gehörten keine Zusammenfassung anbieten zu können).





 NIKOLAUS LUTTENFELDNER, so wie die Auftretenden vor und nach ihm erstmals dabei, lobpreiste in seinem Text die einfachen Dinge: den Baum (Linde), dem seine Aufmerksamkeit galt, die Vielzahl an Baumkronen (Baumkronenkonglomerat), das Eigenleben der Bäume und dass nichts verloren geht.



 

MARIA SEITZ erzählte einen Traum von einem sie beherrschenden Mann („wie Louis quatorze“,
der mit seinen Kumpels Kernspaltungen ausheckt, auch an Igeln), von dem sie nicht fort kann. Die Frauen dort dürfen ohnehin nur Bananen essen, das Fleisch ist den Männern vorbehalten. Da kommt der Gedanke einer Flucht auf.




Und damit war es um das vorläufig vorletzte (klingt grad ein wenig nach Stabreim oder Alliteration) fv open mic geschehen. Denn wir sehen uns im Dezember zum bis auf Weiteres letzten Mal! Sag niemals nie, heißt es, deswegen sprechen wir auch nicht von einem Ende für immer. Sehr wohl aber von einem vorläufigen Ende, das euch am 15.12. erwartet. Kommet also alle in Scharen (oder in Schalen...wie es euch halt lieber ist). Also nochmals:

Am 15.Dezember findet das vorläufig letzte farce vivendi open mic statt!!!

Dienstag, 27. Oktober 2015

Damaszener Zuckerbäcker und alliterierende Alpakas im Land der goldenen Sterne



Am Vorabend jenes Tages, an dem der zweite Teil der Film-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ spielt, kamen in den Beiträgen des 56. farce vivendi open mic alle möglichen Zeiten vor (die Zukunft wie die Gegenwart und wie die Vergangenheit).

Die Schillingmünze aus dem Jahr 1985 (dem Jahr, in dem „Zurück in die Zukunft“ startet) entschied sich für MELAMAR als erste Eisbrecherin. Sie brachte einen Text namens „Damaszener Träume“, in dem sie sich daran erinnerte, wie sie – inspiriert durch die Geschichten aus 1001 Nacht – als 9jährige von einer Damaskus-Reise träumte, weil es dort die besten Zuckerbäcker der Welt geben würde. Sie wurde milde belächelt, doch drei Jahrzehnte später fing (2012) ausgerechnet in jenem Zuckerbäckerstadtteil (Al-Midan) der syrische arabische Frühling an. Wird wieder eine Zeit kommen, in der man an Süßigkeiten denkt, wenn der Name Damaskus fällt?

Das Los mit der Nummer eins war eines, das auf den Namen MIKE HOFER lautete. Er betrat – so wie auch sonst immer – wieder einmal in Begleitung einer Gitarre die Bühne. Ein neues Lied über „a destination that I wanna reachin’“ brachte er dem Publikum dar – wie üblich untermalt durch kurze Zwischenkommentare und rein instrumentelle Passagen. Die langsam ablaufende Zeit kommentierte er spontan mit einem „just thirty seconds left“ und verließ sodann – wie alle anderen Auftretenden – mit einem Feribord die Bühne.

GEORG HARLEKIN zog sodann als Glücksfee gleich sich selbst. Sein erster Text handelte von Flüchtlingen, die alles verloren haben, und deren Menschenwürde. Im zweiten ging es um die Liebe und darum, was sie alles möchte (atmen, kommen, gehen, wachen, mit dir schlafen,...). Liebe liebt einfach Musik. Liebe atmet Liebe und gibt mit Liebe Liebe. Im dritten Text ging es um Frieden: Hey Man! You man! Yes we can! What?! Don’t close your eyes to the problem. Unsere Welt: noch immer nicht verarztet, ich meine verbunden.

Unser “Urgestein” CHRISTIAN SCHREIBMÜLLER erzählte über den Caruso von Rodaun, der es an jedem Freitag Nachmittag immer wieder angeht, in die Schellbahn einsteigt und in Breitensee wieder aussteigt. Dort im Wirtshaus gibt’s zwar mittlerweile einen vom Balkan stammenden Sänger, bei dem er manchmal mitsingt („I mach nur noch, was i kann“), aber früher, da hätte er selber „an der Oper gastiert, in Laa an der Thaya gar triumphiert“. Auch wenn er Fiedler heißt, so war er doch der Caruso von Rodaun.

Erstmals beim fv open mic mit dabei war ALEXANDER BIEDERMANN. Unter dem Titel „Less home“ gab es von ihm einen Text über sehr aktuelle Themen und Fragen zu hören: Wo wohnst du? Wo schläfst du? Wo trinkst du? Wo isst du? Wo wäschst du dich und wo deine Wäsche? Wo legst du dein Zeug hin und wo deinen Hut? Wer gibt dir den Frieden, nicht rastlos zu sein? Wie hast du es bis hierher geschafft? Der Text mündete schließlich in folgende Bitte: Ich bitte euch: Steht auf und bereichert dieses Land!

MARLIES THUSWALD las ihre Fabel „Der Zaunkönig“. Im Land der goldenen Sterne auf blauem Grund hatten alle Menschen eingezäunte Grundstücke. Das fanden die Kinder langweilig und versuchten, durch Spiele die Zäune zu überwinden, während sich die Erwachsenen noch höhere Zäune wünschten. Die Kinder beschlossen, es selbst mal anders zu machen. Und 50 Jahre später konnte man einfach über die Wiese gehen. Doch auf einmal sah man „andere“ Leute auf der Straße. Erst wurden sie eingeladen, doch dann, als es immer mehr wurden, beschlossen die nun erwachsenen Kinder von damals, wieder Zäune zu errichten.

Die erste Hälfte beendete (nicht zum ersten Mal) WOLF MORRISON. Er erinnerte an den 26.10.1965, an dem die damals 16jährige Sylvia Likens nach jahrelangem Martyrium durch ihre Ziehmutter ermordet wurde. Schrei nur, kleine Sylvia. Du kannst schreien, doch es is ihnen wurscht. Deine Schreie nimmt keiner wahr. Wir baden di in siedend heißem Wasser. Das nächste Spiel heißt: Menschlicher Aschenbecher. Deinen Nachbarn ist das wurscht. Irgendwann hat sie’s nimmer geschafft. Plötzlich war’s den Nachbarn nimmer wurscht.

Bevor es in die Pause ging, erinnerte das Moderatorenteam an Angela, die 2014 und 2015 öfters am fv open mic teilgenommen hat, vor allem aber auch eine engagierte Kämpferin gegen Kindesmissbrauch war (u.a. Organisatorin der Langen Nacht gegen Gewalt und Missbrauch) und Ende September leider von uns gegangen ist. R.I.P.

Den zweiten Eisbrecher gab ANDI PIANKA mit einem schon älteren Text, der nicht auf den gerade zu Ende gegangenen, sondern auf den vorigen Wiener Wahlkampf (2010) Bezug nahm. Damals plakatierte ja der dracularisierende Zahntechniker „Mehr Mut für unser Wiener Blut!“ Da hilft es aus Sicht des Autors nur (wenn man nicht so tief fällt, dass man Blutgruppe HC negativ hätte), statt blutrünstig urinbrünztig zu sein und das Wiener Blut mit Urin zu untermalen, somit: Mehr Urin für unser Wien!

LAPIDAR (nach seiner Premiere letztes Mal zum zweiten Mal dabei) machte zuerst Werbung für sein Konzert am folgenden Tag im Cafe Concerto, bevor er dann zwei Lieder zum Besten gab – ein Cover und ein eigenes. Das erste davon war wieder „The Story“ von Brandi Carlile: So many stories of where I’ve been and how I got to where I am. But these stories don’t mean anything. Die zweite Eigenkomposition beinhaltete u.a. einen “Comeback way” mittels eines "close your eyes" und "find the way".

FRANK OZ (erstmals bei uns) wurde um 3 in der Nacht munter, worauf er zur After-Hour ins Cafe Carina fuhr, mit dem Text begann und ihn im Cafe Concerto fertigschrieb. Dieser heißt „Frühbisspätgedanken“ und handelt von seinen Erlebnissen in jener Nacht, z.b. unter seinem Arsch rollende Billardkugeln (undercover) oder in seinem Kopf tanzende Fälle (overload). Anstoß ganz zwanglos. Von fruchtlos zu furchtlos. Lichtlos zu pflichtlos. Vom Schein zum Sein. Als eine Art Zugabe sang er noch das Lied „Sassafras Roots“ von Green Day.

Der Text von THOMAS handelte (diese Geschichte erzählt die Mama ihrem Kind Kevin-Jacqueline) von Albert, dem Alpaka, und Lana, dem Lama. Albert (alles andere als alltäglich) wird von den anderen Alpaka-Kindern wegen seiner Ablehnung von Alliterationen schikaniert. Irgendwann flieht er und wird von amerikanischen Touristen mitgenommen. Doch als sie Witze über Albert Luther King reißen, läuft er auch ihnen davon. Da trifft er Lana: lasziv, lüstern, mit einem Lama-Lächeln. Sie verlieben sich und nennen ihr Kind Mozart. Und wie viel wiegt eigentlich ein Eisbär? Genug, um das Eis zu brechen!

Erstmals mit dabei und dafür gleich mit einer Kiste ausgestattet war HOFRAT KRAMURI, der eine naturnahe Geschichte erzählte: Nebel, nasses Laub, Waldweg Richtung Neuwaldegg. The 1st cow makes moo. The 2nd cow: Wow, I’m a cow! The 3rd cow: sounds like a first abstracte picture was a Kuhflade. Reife Zitronen sind gelb – und das ist gut so. Blaue Zitronen sind keine Zitronen – es könnten Zwetschken sein. Die Prise Zuckerwatte schenk ich meiner Hängematte. Poesie! Sein Vortrag wurde von einer unglaublichen Anzahl an dazupassenden Requisiten aus seiner Kiste untermalt.

Nach längerer Zeit wieder einmal da war RONNI. Er nahm Ernst Jandls berühmtes Gedicht über das velwechsern von lechts und rinks als Inspiration für die Verarbeitung seiner Erlebnisse bei einer Burschenschafter-Veranstaltung (eine für ihn als sonst in weit linken Kreisen verkehrenden doch sehr außergewöhnliche Erfahrung): Egal, ob links oder rechts, ich hab gegrüßt. Blicke, die mir bekannt aus linken Räumen waren. Im Übermut geführt zu dieser Brut. Egal, ob radikal... Die Tür zum Herz geht auf und zu.

Einen weiteren fv-open-mic-Neuling durften wir mit MICHAEL SCHAFFLER begrüßen. In seiner frei erfundenen Biographie von einem Freund sollten zwar auch Stephen Hawking, Muhammad Ali, John Wayne und Eddie „The Eagle“ Edwards vorkommen, aber vor allem ging es um ein Aufwachen (nackt, einsam) in der Wohnung seines Bruders, ohne zu wissen, wie man angesichts einer verschlossenen Wohnung überhaupt reingekommen war. Ein Gefühl wie bei Gregor Samsa. Doch zum Glück stubste ihn die Oma von der Seite: Ein Stück Kuchen? Und somit war dieser Traum zu Ende.

Schlußendlich betrat ANGYAL GYULA die Bühne, der sogleich meinte, kein Deutsch zu sprechen, aber sich dennoch beider Mikrofone bemächtigte – als Rockstar, der sich seine Lieblingsmusen am Oberarm tätowieren hat lassen. Seinen Text „Ich französiere“ las er zweisprachig (ungarisch/deutsch) bzw. fast dreisprachig (die Aussprache des Französischen imitierend), wobei der Titel auf ungarisch auch ein Wortspiel ergab, das mit oralen Sexualpraktiken zu tun hat. U.a. kam die Erkenntnis vor: Das Ziel im Wiener Wahlkampf ist nicht die Parteifarbe, sondern der Einfluss. In der dunklen Hose ist der Einfluss gold.

Somit ging auch dieses fv open mic zu Ende. Der Autor dieser Zeilen entschuldigt sich für die ungewohnte einwöchige Verspätung, was das Verfassen dieses Berichtes betrifft (die v.a. in seiner Teilnahme an der österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaft letztes Wochenende in Innsbruck begründet ist, welche die grandiose Lisa Eckhart gewonnen hat).

Wir sehen uns am 17. November im Spektakel wieder. Am Wochenende davor können aber alle am selben Ort (also Spektakel) zu den Vorrunden der Wien-NÖ-Slam-Meisterschaft schauen, wo an einer davon (13.11., 21 Uhr) der Autor dieser Zeilen auch selber teilnimmt.

Mittwoch, 16. September 2015

Wellensprünge, Kasnudeln und junge Lover



Das erste farce vivendi open mic nach der Sommerpause war zugleich das zehnte, das im Spektakel stattfand. In etwas „familiärerer“ Publikumsatmosphäre als sonst (aber wir hoffen, dass uns all diejenigen, die das fv open mic gedanklich wohl noch in der Sommerpause wähnten (da ja astronomisch noch Sommer ist), im Oktober wieder beehren) gab es dennoch immerhin 11 Auftritte von 12 Personen zu bewundern (exkl. des Moderationsduos). Eine Info an dieser Stelle (da der Autor dieser Zeilen von einem Zuschauer eine dementsprechende Frage gestellt bekam): Nein, auch wenn sich an einem fv-Abend in den Beiträgen manche Themen wiederholen (diesmal waren es z.B. Liebe oder Flucht), so gibt es bei uns keinerlei thematische Vorgaben. So wie alle Sprachen und Stile, so sind auch alle Themen erlaubt und willkommen :-)

Doch nun das, was sich am Abend des 15. September ereignet hat:

Die die Reihenfolge der EisbrecherInnen bestimmende griechische Drachme fiel nicht auf Homers Kopf, sondern auf Zahl – somit durfte ausnahmsweise MELAMAR die erste sein. In ihrem sehr neuen, mit „Schreiben“ betitelten Text befasste sie sich mit der Frage „Was schreiben in Zeiten wie diesen?“  Von einem Buchcover blickt sie Raif Badawi an (aus dessen Buch melamar auch zwei kurze Passagen einbaute). Meinungsfreiheit ist die Luft, die sie atmet. Diese Menschen wären nicht auf der Flucht, wenn sie daheim lesen und schreiben könnten. Und sie beendete ihren Text (in dem es auch um Säkularismus ging) mit der Erkenntnis: Worte können Leben retten.

Erstmals mit dabei – und gleich als Nummer 1 gezogen wurde LAPIDAR, ein aus der Türkei stammender Musiker. Er beglückte uns (samt Gitarre und einer beeindruckenden Stimme) mit zwei englischsprachigen Songs, konkret mit zwei Covern. Das erste war „Hurt“ von Trent Reznor (manchen vielleicht auch bekannt in der Version von Johnny Cash): What have I become, my sweetest friend? I would keep myself, I would find a way. Als zweites folgte „The Story“ von Brandi Carlile: All of these lines across my face tell you the story of who I am. It’s true...I was made for you.

Wie es der Zufall so wollte, wurde auch als Nummer 2 ein fv-open-mic-Neuling gezogen, nämlich JOE. In seinem Text ging es um die verwirrende Suche nach Freunden, die das schwierigste auf der Welt ist. Wir suchen real und digital (gemeint waren da „Freundschaften“ in so manchen sozialen Netzwerken). Manche Menschen misten ihre Freundesliste jährlich aus. Alkohol als „Hilfsmittel“ führt nur zu Kopfweh, speiben und piepsen im Ohr. Es ging dann auch um Gehirne von Zombies und die Angst vor dem verlassen werden. Und das schlimmste in einer Freundschaft ist deren wortloses Beenden.

THE BEASTPOET MÖLLWERK – unter diesem originellen Namen kam ein (aus Tirol stammendes) Duo auf die Bühne, dessen eine Hälfte schon einige Male solo beim fv open mic mit dabei war. Nicht unbedingt tirolerisch, sondern eher jamaikanisch klang die erste (englischsprachige) Nummer: eine Art Reggae-Rap, beatboxerisch untermalt. Es ging freestylemäßig auf Deutsch weiter (es ging u.a. um Spektakel-Tentakel, produzierende Satire und vor allem um’s Bügeln). Zum Schluss gab’s noch „an g’scheiten“ dritten Beitrag, der anscheinend noch eine zweite Strophe gehabt hätte.

Nummer 4 war ein „Urgestein“ des fv open mic, nämlich CHRISTIAN SCHREIBMÜLLER. Er brachte einen weiteren (neuen) Text aus seiner Serie über die „einen“ und „anderen“. Der eine ist ein Hallodri („Entschuldigung, steckt ein die Zung’“), der andere bleibt schüchtern und nüchtern. Klar is nur: Sie wollen di vögeln. G’wehnlich lebst halt mehr wie g’wehnlich. Und der Heimwerker bei seiner Maggie: Die Maggie, die schleck i. Am Abend kommst ganz gut durch mit zwölf Bier. Dann warf er die Frage auf, ob Mitklitoris (abgekürzt: Mitklit.) die gendergerechte Form von Mitglied ist. Es rennt halt schlecht mit de Geschlechta.

Wie schon oft, war auch wieder einmal WOLF MORRISON (diesmal mit Gitarre) für die letzte Darbietung vor der Pause verantwortlich. Aus aktuellem Anlass sang er sein Lied „Fremder in der Stadt“, in dem es darum geht, wie Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind („alle Ersparnisse investiert für eine Überfahrt auf einem überfüllten Boot“), hierzulande empfangen werden: I will dir doch nix tun, i will einfach nur leben (aus der Sicht des Flüchtlings). Sein zweites Lied „Little Wing“ war eine Hommage an Jimi Hendrix, dessen 45. Todestag sich dieser Tage jährt.

Danach wurde für ca. 15 Minuten pausiert.

ANDI PIANKA als zweiter Eisbrecher stellte sich in seinem Text die Frage, welche Ziele eigentlich die Pegida-DemonstrantInnen verfolgen bzw. welche Forderungen sie aufstellen – vermutlich die nach Verbot arabischer Ziffern, der Geschichten aus tausendundeiner Nacht, des Kopftuchs von Nonnen, des grünen Ampellichts oder der Perserkatze (die vor einer Zwangsverheiratung mit einem afghanischen Windhund beschützt werden muss). Ferner sind Ali-mente durch Adolf-mente zu ersetzen und schwarze Vollbärte durch originär teutonische Schnauzer, ras(s)iert nach dem deutschen Reinheitsgebot.

GEORG HARLEKIN, dessen erstes Buch am 17.9. im Amerlinghaus präsentiert wird, war in „Trainingscamp“-Stimmung. Er fing mit zwei Zitaten an: eines über das Erschaffen („Kreativität bzw. Relativität ist der Schöpfungsprozess in Aktion...“) und eines über das Schweigen (über das aktuelle Weltgeschehen bzw. schweigen und sich dankend verneigen). Dem folgte ein Text aus dem eben erschienenen Buch: Matt statt satt – Schachmatt (ein Albtraum). Draußen ist es düster. Das Verderben verbreitet sich rasant markant. Dämonen tanzen den Walzer. Die Fratze des Krieges.

Auch wenn die nächste Autorin meinte, ihre Mutter hätte ihr womöglich auch den Vornamen Kaktus geben können, so stand sie doch als JAZMIN DEL CAMPO auf der Bühne. Sie las ihren Text „Das Spiel der Liebe“. Die Liebe ist verunsichernd, voll mit Risiken (ob für risikoscheue oder Liebesschwärmer). Es ging um die Versuche der stärkeren Person („Du schaffst es schon!“), sich zu biegen und anzupassen, um die andere Person zu verändern („Obendrauf gehört dieses Herz ja mir“). Es muss erst geschehen! Es muss die Veränderung vollzogen sein! Ob es Liebe war? Du wirst dir die Frage nie selbst beantworten können.

HARRY P brachte zunächst einen Text mit dem Titel „Bananität der vergurkten Krümmungen“, in dem er sich mit der unterschiedlichen Wertigkeit der Geraden und der Krümmung beschäftigte. Das fände er diskriminierend. Weiters ging es in dem Text um Dinge, die man heute nicht mehr sagen darf, z.B.: Eu weh! Das könnte als Anti-EU-Statement missverstanden werden. Der zweite Text war ein Dialog eines Ehepaares: Der Mann liebt seine Frau, weil sie sich so gerne verdreschen lässt und sich auch sonst devot gibt. Doch die offenbart ihm nun, einen jüngeren Mann gefunden zu haben, der zur umgekehrten Rollenverteilung bereit ist. Es folgte noch ein kurzer Abschluss zum Thema Wahrheit und Lüge.

BARBARA SABITZER präsentierte ein ihrer Meinung nach „Worst of“ ihrer Texte. Der erste war ein „extremkärntnerischer“ Abriss über die wirklich wichtigen Themen im Leben. Rezeptgebühr, Studiengebühr, Heizkostenzuschuss? Nein: Kasnudeln, Kasnudeln, Kasnudeln! Mir hab’n ja kan Schuss. Scho fesch – und auf einmal Crash. Der zweite Text war eine Art gerappter politkritischer „Sonntagsblick“. Es ging um den Anstieg seltener Krankheiten wie Zwerchfellzerrung, Penisschwellung, Wackelarsch, Herzgewittern. We’ve got the blues. Fast alle sind schon angesteckt. Wo bleibt hier das Rettungspaket?

Von MARLIES THUSWALD gab es fünf kurze Texte zu hören, von denen die meisten ein Ich und ein Du beinhalteten. Sie handelten von einem Puzzlespiel („Du fragst, wer du bist – Ich frag, wer kann ich sein?“), ausgesprochenen Gedankenkreiseln, der stechenden Zeit und einer Wildwasserfahrt („Du bist wie Wasser, nur noch nasser, du zerrinnst mir unter den Fingern“). Auch der fünfte Text handelte von Wasser, aber in einem anderen Zusammenhang: Wellenspringend die Donau entlang, so blau, so blau. Flut ist die ungleiche Verteilung von Wasser. In den Booten, in den Lastwagen, da kommen keine Fluten. Da kommen Menschen!

Last, but not least (diese Formulierung führte zu einer Diskussion darüber, in welchen Sprachräumen sie verwendet wird) kam wALTEREGOn samt Gitarre auf die Bühne. Das erste Lied („Maybe I’m Amazed“) war fast von ihm, aber doch auch ein wenig von Paul McCartney – das zweite, „handfestere“, dafür ganz von ihm. Ursprünglich sollten Schwalbe und Star vorkommen, das fand er zu kitschig, also Schweinedame und Skunk. Die Schweinedame hat genug vom alten Eber. Sie will einen exzessiven, noch dazu jungen Lover. Also zweigt sie mit dem Skunk in die Sümpfe ab („Hey Baby, komm doch in den Pool!“). Es wird immer mehr. Doch das Liebesspiel hat dann eine geruchlich nicht so tolle Wende.

Somit ging dieser Abend (der auch im Zeichen der Frage stand, ob eine Glücksfee, die sich selber zieht, eine Autoziehung begeht und ob der Autor dieser Zeilen in den Blog hineinschreiben kann, dass es beim fv open mic zu Autoziehungen kommt, weil das beim potenziellen Publikum vielleicht missverstanden werden könnte) zu Ende. Das nächste fv open mic findet dann bereits tatsächlich im Herbst statt, nämlich am 20. Oktober 2015.